Archive for Oktober, 2011

ZEUGS: Halloween-Links 2011

Oktober 31, 2011

Wir unterbrechen unsere Unterbrechung, denn heute ist Halloween, und neben unserem Haupteintrag zum besten Kinderfest der Welt und der Ergänzung zu Spukhäusern gibt es heute einige aktuellere Links. Auch wenn sich dieser Autor inzwischen dämlich dabei vorkommt, Deutschen Halloween erklären zu wollen — das ist in diesem Jahr gefühlt so, als würde man Fledermäuse nach Transsylvanien tragen.

  • Der größte Brocken zuerst: Eine längere Linkliste von io9 zu ihren Hallowen-Einträgen mit diversen Themen wie den sluttiest costumes oder, nun, Klugscheißer-Kostümen (etwas frei übersetzt).

    2.) Wear your normal clothing. You’re Mystique, undercover.

    Dürfte bei Männern nicht klappen. Notfalls tut es aber ein T-Shirt, damit man mehr Zeit hat, Sci-Fi-Kürbisse zu schnitzen oder literweise Kunstblut herzustellen.

  • Bei Kostümen für Geeks sei gesondert die Dual-iPad-Loch-im-Bauch-Verkleidung erwähnt. Noch ein Grund, warum die Familie Stevenson ein zweites iPad braucht. Und natürlich müssen wir auf das Firefox-Logo-Kostüm hinweisen. Der Begriff foxy lady darf selbst unter den Explorer-, Chrome- und Safari-Benutzern als bekannt vorausgesetzt werden?
  • Was uns aus Gründen des Ausgleichs zu einer Website bringt, die sich für Nicht-Sexy-Kostüme für Frauen stark macht unter dem Motto Take Halloween Back:

    We think it’s cool that there’s one day a year when people can dress up as anything they want. What we don’t think is cool is that increasingly women are only supposed to dress up as one thing: „Sexy _____“ (fill in the blank). Sexy Nurse, Sexy Cowgirl, Sexy whatever.

    Das wäre dann die Halloween-Website für Kind Nummer Eins bis zum 26. Lebensjahr. Andere Frauen kämpfen gegen die Tyrannei von Boo Bags, bei der Geschenke verteilt werden. Leute, das mit den Geschenken ist ein anderes Fest. Ganz bestimmt.

  • Ein letztes Mal zu Kostümen, diesmal etwas abstrakter: Laut Google gibt es dieses Jahr bei der Suche einen Kampf zwischen den Angry Birds (wie das Spiel) und schwarzen Schwänen (wie der Film).
  • Weil Moderne Legenden um die Welt gehen: Nein, es gibt keinen bekannten Fall von vergifteten Süßigkeiten. Der Link bespricht allerdings einen Fall, bei dem Kinder mit Hasch-Blöcken in Schokoriegel-Verpackungen nach Hause kamen — sie hatten einen Toten Briefkasten von Rauschgifthändlern entdeckt.
  • Das US-Energieministerium nutzt Halloween, um vor vampire loads zu warnen: Der Strom, der durch den Standby-Modus verbraucht wird. Dieser Autor hat das selbst an diversen Geräten im Haus nachgemessen und muss zustimmen: Gruselig.
  • Noch mehr Warnungen, und dann sind wir mit dem ernsten Teil durch: Billige Halloween-Kontaktlinsen können schädlich für die Augen sein. Kann man sich vermutlich denken, aber gut.
  • Die Blognachbarn der Serienjunkies haben eine Liste mit den Halloween-Folgen bekannter amerikanischer Fernsehserien zusammengestellt, die in diesen Tagen laufen. Wir werden auf den Titel der legendären Buffy-Folge „Fear, Itself“ in einem getrennten Eintrag eingehen müssen.
  • Dann etwas für die Leute ohne Kinder: Wired hat eine Liste von 25 Horror-Filmen zusammengestellt, die zwar weniger bekannt sind, man aber angeblich kennen sollte. Wobei dieser Autor eigentlich davon ausgeht, dass jeder Angel Heart gesehen haben müsste.
  • Zurück zu den wirklich wichtigen Fragen: Slate erklärt, warum angelsächsische Gespenster boo rufen.

    Ghosts were saying „boo!“ by the middle of the 19th century, though the exclamation had been used to frighten English-speaking children for at least 100 years before that.

    Schuld sollen demnach die Schotten sein, was zu der Dreieckigen Burg passt. Da ist die Erklärung der Gänsehaut schon einleuchtender.

  • Und zuletzt die allerwichtigste Frage: Wird Scholokade schlecht?

    Yes, but it might last until next Halloween or beyond. Candy bars are high in sugar and low in moisture, both of which help to prevent microbial growth. Pure chocolate can last for two years or more without presenting any acute health risks, but it’s likely to change in texture and become less appetizing after about 12 months.

    Wobei — in was für einem Haushalt bleibt Schokolade zwölf Monate liegen? Hat dieser Horror einen Namen?

Die Acme Corporation und ihre wunderbaren Produkte

Oktober 26, 2011

Sollte dieser Autor jemals Zeit für ein weiteres Hobby haben, würde er sich ernsthaft Gedanken über eine Teilnahme an Roboter-Wettkämpfen machen. Im Moment muss er sich damit begnügen, die wunderbaren Videos von Robogames 2011 [YouTube] zu gucken, bei dem sich Maschinen in Schrottfetzen reißen, mit Flammenwerfern grillen und mit Hammerschlägen zermalmen. Wunderbar feingeistige Unterhaltung also.

Nun sieht man im obigen Video, dass auf einem dieser Hammer in großen Buchstaben das Wort „ACME“ steht. Wer viele amerikanische Filme und Serien kennt — besonders Cartoons, und da ganz besonders Looney Tunes — wird den Schriftzug schon mehrfach gesehen haben, oft auch „Acme“ geschrieben. Meist wird es so verwendet, als wäre es der Name einer Organisation — wie bei Carmen Sandiego — oder einer Firma.

Und das ist es auch: Der Name der stolzen Acme Corporation, die Wile E. Coyote seit Jahrzehnten mit den unglaublichsten Gerätschaften beliefert, damit er den Road Runner fangen kann. Gut, damit er es versuchen kann, denn bekanntlich geht das irgendwie ständig schief, nicht zuletzt weil Acme-Produkte nicht immer so funktionieren, wie sie sollen. Aber dafür werden sie blitzschnell geliefert:

Acme delivery service is second to none; Wile E. can merely drop an order into a mailbox (or enter an order on a website, as in the Looney Tunes: Back in Action movie), and have the product in his hands within seconds.

Diesen Service bieten die Konkurrenten von Aperture Science, Umbrella Corporation, Blue Sun, Yoyodyne, Cyberdyne oder Weyland-Yutani bis heute nicht. Die Liste der Acme-Produkte [Fotos] ist lang und umfasst so nützliche Dinge wie Ambosse, Toaster und Wasserpistolen. Ob die Herstellung inzwischen auch nach China verlegt wurde, konnte dieser Autor nicht in Erfahrung bringen.

Es gibt einen weit verbreiteten Glauben, dass Acme die Abkürzung für American Company Makes Everything ist, und den Satz kann man gut als Merkspruch benutzen. Aber eigentlich ist es griechisch für das Beste, der Höhepunkt. Deswegen gab es schon vor den Cartoons echte Firmen mit diesem Namen wie die The Acme Motor Car Co. von 1903 bis 1910. Heute ist zumindest etwas Humor im Spiel, wenn Acme in dem Namen einer echten Firma benutzt wird.

Und aus dieser Erklärung kann der interessierte Leser ableiten, wie gut der Roboter mit dem Acme-Hammer beim Wettbewerb abgeschnitten hat. Aua.

ZEUGS: Heinrich IV. und Hirnfrost

Oktober 22, 2011

Aufgrund der enormen Zahl von Zuschriften werden wir uns in diesem Eintrag mit genau zwei Themen beschäftigen: Dem Huhn in jedem Topf und brain freeze.

A chicken in every pot

Wie eine (eigentlich erstaunliche) Zahl von interessierten Lesern bemerkt haben, wird der Spruch mit dem Huhn im Topf dem französischen König Henrich IV. (1553 bis 1610) zugeschrieben, lange bevor es Präsident Herbert Hoover, die Republikaner oder auch nur die USA gab:

Wenn mir Gott zu leben erlaubt, werde ich dafür sorgen, dass es in meinem Land keinen Bauern gibt, der Sonntags nicht sein Huhn im Topf hat

(Zynische interessierte Leser werden bemerken, dass moderne Politiker lieber nicht mehr angeben, wie häufig es Huhn geben soll).

Die Frage ist nun, ob die Republikaner das geklaut haben oder den Spruch neu erfanden. Nick Rizzo von Counterparties — der Autor des ursprünglich hier verlinkten Eintrags — hält eine Anlehnung für durchaus denkbar:

It wouldn’t be so surprising for Republican presidential candidate Herbert Hoover to quote a French king. (They were a more genteel lot in those days.) Hoover had originally won fame as the man who coordinated the relief of the Belgian famine under German occupation during World War I, and afterwards was active in the relief of several other famines, so he was known as a food-dispensing fellow.

Genau belegen lässt sich das nicht. Zudem weist Rizzo darauf hin, dass der Spruch zwar Heinrich zugeschrieben wird, aber nicht klar ist, ob er das wirklich gesagt hat. Vielleicht sollten die Leute doch einfach Kuchen essen — selbst im schlimmsten Fall schmeckt das auch nach Huhn.

Brain Freeze / Hirnfrost

Beim Begriff des „Hirnfrostes“ für den Kältekopfschmerz sind die Forschungsergebnisse befriedigender. Hier gab es eine große Zahl von E-Mails, die eine eindeutige Tendenz zeigen: Die „jungen Erwachsenen“ (Leute, deren Kindheit „15 Jahre oder so“ zurückliegt) kennen ihn und weisen ihn einer oder mehreren amerikanischen Fernsehserien zu. Für den interessierten Leser TH waren es die Simpsons:

Ich erinnere mich noch daran, den Begriff anschließend in meiner Familie eingeführt zu haben — was die Annahme unterstützt, dass es sich auch um ein „Generationsding“ handelt.

Wir alten Leute kennen halt keine Squishees. D berichtet von einem Erstkontakt über die Nickelodeon-Serie The Adventures of Pete & Pete (möglicherweise die Folge „Field of Pete“ [YouTube], in der das Horror-Getränk Orange Lazarus eine wichtige Rolle spielt und wir die Warnung What about the brain freeze! hören). S spricht davon, „Hirnfrost“ als Teenager benutzt zu haben – das sei vor 13 Jahren gewesen.

Es mag allerdings sein, dass es sich damals selbst unter Jugendlichen eher um Nischensprech handelte, und es begegnen mir heute noch Menschen, die in schallendes Gelächter ausbrechen, so ich diesen Begriff benutze.

Tatsächlich ist die Liste der US-TV-Folgen mit Hirnfrost lang. Es gab reichlich Gelegenheit, das aufzuschnappen.

[Fußnote: Der interessierte Leser SG weist auf eine Episode von Scrubs [YouTube] hin, wo die Übersetzer überfordert waren und aus brain freeze „Kopfvereisung“ machten. Das kann sich ja nicht durchsetzen.]

Dieser Autor möchte folgende Hypothese aufstellen: Irgendwann vor 15 bis 20 Jahren wurde „Hirnfrost“ als Übersetzung von brain freeze über US-Serien in die deutsche Sprache eingeführt. Das erklärt, warum dieser Autor und sein ähnlich altes Umfeld nie davon gehört haben, während die Jungspunde damit groß geworden sind und jetzt damit beginnen, ihn an die nächste Generation weiterzugeben.

Sollte das zutreffen — was man allerdings systematischer belegen müsste — wäre „Hirnfrost“ ein aktuelles Beispiel für die Eindeutschung eines englischen Wortes. Wer hätte das gedacht.

Danke für die Hinweise!

META: Eingeschränkte Bloggerei in den kommenden Wochen

Oktober 19, 2011

Wie einige interessierte Leser mitbekommen haben werden, bauen wir gerade das Arbeitszimmer um. Weil das ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt, reduziere ich die Einträge hier bis auf weiteres auf einen pro Woche. Realistisch gesehen wird das mindestens bis zum Jahresende so bleiben.

Damit niemand sinnlos jeden Tag vorbeikommen muss, werde ich versuchen, Mittwoch als Veröffentlichungstermin einzuhalten (außer heute, angepeilt ist Donnerstag). Daneben werden neue Einträge nach wie vor per RSS, auf Twitter unter @scotstevenson und bei Google+ unter Scot Stevenson bekanntgegeben.

Außer natürlich, wir trennen aus Versehen das DSL-Kabel durch.

Wenn Angelsachsen das Gehirn einfriert

Oktober 15, 2011

Dieser Autor hat die Feststellung gemacht, dass Vorgänge, die in einer Sprache einen coolen Namen haben, öfter bemerkt werden als in Sprachen ohne. Ein Beispiel wäre die Liebe der angelsächsischen Presse zum road rage. Aggressives Verhalten im Straßenverkehr kommt auch in Deutschland vor — vielleicht sogar häufiger als in den USA — aber ohne einen kurzen Namen mit Alliteration macht es halb so viel Spaß, darüber zu berichten oder darauf anzuspielen.

Neben den Wutausbrüchen hinterm Steuer hätten wir noch den brain freeze. Der lustige englische Name für die banalen Kältekopfschmerzen führt dazu, dass kleine Angelsachsen beim Eisessen die Symptome geradezu provozieren, um dann bei endlosem Gekichere darüber zu spekulieren, wie ihr gefrorenes Gehirn jetzt aussieht (die vorherrschende Expertemeinung scheint „blau“ zu sein). Bei den germanischen Kindern in seinem Umfeld hat dieser Autor das nicht bemerkt. Denen tut einfach nur der Kopf weh.

Aber vielleicht kommt das noch. Inzwischen greift sich die Schönste Germanin selbst in der Öffentlichkeit nach einem Smoothie an die Nasenwurzel, kneift die Augen zu und murmelt „Brain Freeze, Brain Freeze, Brain Freeze“.

[ERGÄNZUNG: Der interessierte Leser SG weist auf den Begriff des „Hirnfrosts“ hin, der in seiner Umgebung bekannt sei und natürlich genau passen würde. Kennt bei uns keine Sau. Google scheint Hirnfrost hauptsächlich im Zusammenhang mit der deutschen Version World of Warcraft zu kennen, eine direkte Übersetzung aus dem Englischen. Ein Artikel über Kältekopfschmerz im Stern von 2003 verwendet zwar alle möglichen englischen Begriffe für Kopfschmerzen, aber gerade „Hirnfrost“ auffälligerweise nicht. Möglicherweise handelt es sich um eine neuere Eindeutschung von brain freeze — wir bleiben der Sache auf der Spur.]

ZEUGS: Rosa Footballspieler, Grammatik bei Mercedes und die Tea Party gegen Fluoride

Oktober 11, 2011

  • Zu angelsächsischem Humor: Zum Tod von Apple-Mitbegründer Steve Jobs schrieb die Satirezeitung The Onion:

    Steve Jobs, the visionary co-founder of Apple Computers and the only American in the country who had any clue what the fuck he was doing, died Wednesday at the age of 56.

    Einige Leute fanden das dann doch nicht witzig.

  • Zu Humor und Krebs: Die New York Times bespricht Witze über Krebs und entsprechende Filme und Bücher:

    [I]n a world in which people were publishing books with titles like „I’d Rather Do Chemo Than Clean Out the Garage“ and „Not Now … I’m Having a No Hair Day“ …

    Dieser Autor wagt keine Prognose, wie der Film sich in Deutschland machen wird.

  • Zu American Football und Krebs, um das Thema abzuschließen: Wer die NFL in jüngster Zeit verfolgt hat – und wer tut das nicht – wird bei Spielern, Trainern, Schiedsrichtern und Cheerleadern jede Menge Rosa bemerkt haben: Handschuhe, Socken, Münzen, Mützen, Kappen, Puscheln, Stollen und so weiter und so fort. Hintergrund ist die Aktion A Crucial Catch gegen Brustkrebs:

    Throughout October, NFL games will feature players, coaches and referees wearing pink game apparel, on-field pink ribbon stencils, special game balls and pink coins – all to help raise awareness for this important campaign.

    Auch der NFL-Laden macht mit. Für die Online-Medien ist das eine Gelegenheit, Fotostrecken von Cheerleadern [Fotos] in Rosa aufzulegen. Hey, ist für einen guten Zweck …

  • Zu Mais: Die USA verbrauchen jetzt mehr Mais für Treibstoff als für Tierfutter. Die Verwendung bleibt kontrovers — auch Ex-Vizepräsident Al Gore sagt heute, seine Unterstützung für Biotreibstoffe sei ein Fehler gewesen (und politisch motiviert).
  • Zur Marine: Gerüchte über eine Verkleinerung der Flotte: Um Geld zu sparen, soll der Flugzeugträger „USS George Washington“ angeblich früher außer Dienst gestellt werden.

    The Navy would need Congress’ permission to retire the GW early, since this would reduce the Navy’s big deck carrier force to 10 ships and U.S. law mandates an 11-carrier Navy.

    Die Anfrage würde vermutlich erst nach der Wahl im November 2012 gestellt werden. Eine Bestätigung für den Bericht gibt es nicht.

  • Zu Fluoriden im Trinkwasser: In Florida haben Anhänger der Tea-Party-Bewegung zum Entsetzen von Zahnärzten die Beimengung von Fluoriden in das Trinkwasser der Gemeinde Pinellas gestoppt. Ihr Argument: Das Verfahren diene dazu, die Bevölkerung zu verdummen; es gebe Parallelen zum Vorgehen der Nazis und Sowjets.

    „Fluoride is a toxic substance,“ said Tea Party activist Tony Caso, the [St. Petersburg] Times reported. „This is all part of an agenda that’s being pushed forth by the so-called globalists in our government … to keep the people stupid so they don’t realize what’s going on.“

    Betroffen sind 700.000 Menschen. Ein Vertreter der Tea-Party-Bewegung auf Bundesebene erklärte, Fluoride seien für die Gruppe kein zentrales Thema und die Aktivisten in Florida kenne er nicht. Der Link verweist auch auf eine gute Info-Grafik zur Verwendung von Fluoriden in den USA.

  • Zum Streit über das Firefly-Poster: Die Universitäts-Leitung ist angesichts der landesweiten Kritik schnell eingeknickt. Von einer Zensur will man weiter nichts wissen. Aber:

    [I]t is clear that the removal of the posters (…) did have the effect of casting doubt on UW-Stout’s dedication to the principles embodied in the First Amendment, especially the ability to express oneself freely.

    Die Erklärung endet mit einem flammenden Bekenntnis zum Schutz der Meinungsfreiheit, natürlich.

  • Zu Englisch in der Werbung: Mercedes macht in den USA mit falscher Grammatik [Video] in einem Werbespot von sich reden: Da Türen zählbar sind, müsste es eigentlich fewer doors und nicht less doors heißen (Merkspruch: less milk, fewer cookies). Bei Grammar Girl versuchen Werbetexter die Verwendung tapfer als „künstlerische Freiheit“ zu verteidigen, aber die allgemeine Reaktion scheint Entsetzen oder Hohn zu sein.
  • Zu Dr. Seuss: Was wäre, wenn der Kinderbuchauthor die Werke von H.P. Lovecraft gezeichnet hätte, genauer The Call of Cthulhu? Und wissen überhaupt alle interessierten Leser, wer Lovecraft war, geschweige denn Cthulhu?
  • Zu Missouri: Aber Greg Bear muss man eigentlich kennen. In seinem Roman Eon verwendet er auch das Bild:

    And the most careful introduction to the Stone didn’t prevent the cycle. Here, everyone came from Missouri. Everyone had to be shown first.

    Eon harrt noch der Verfilmung, ähnlich wie Rama von Arthur C. Clarke.

Warum man Leuten aus Missouri alles zeigen muss

Oktober 6, 2011

In seinem Blog Do the Math spricht der Physik-Professor Tom Murphy über den Begriff „nachhaltig“ (sustainable) und was das jenseits der Werbung und den politischen Slogans eigentlich bedeutet. Dabei benutzt er diesen Satz:

I’ll pretend I’m from Missouri (…), and demand: „show me!“

Dazu muss man wissen, dass Missouri der show-me state ist – der Bundesstaat mit Leuten, die nicht einfach irgendwelches Geschwätz glauben, sondern die Dinge vorgeführt haben wollen. Traditionell wird der Spruch dem Abgeordneten Willard Duncan Vandiver zugeschrieben, der 1899 bei einem Bankett der Marine gesagt haben soll:

I come from a state that raises corn and cotton and cockleburs and Democrats, and frothy eloquence neither convinces nor satisfies me. I am from Missouri. You have got to show me.

Das offizielle Motto lautet übrigens Salus Populi Suprema Lex Esto – etwa „Das Wohl des Volkes soll das oberste Gesetz sein“. Da ist show-me state doch griffiger.

[GEÄNDERT 11. Oktober 2011: „Erneuerbar“ durch bessere Übersetzung „nachhaltig“ ersetzt, nach einem Vorschlag von MR, vielen Dank]

ZEUGS: Naturgewalten, Streit über Firefly-Poster und Chicks with Guns

Oktober 4, 2011
  • Zu Naturgewalten: Wer wissen will, welche Form von Naturkatastrophe wo in den USA am tödlichsten ist, kann das jetzt auf einer hilfreichen Karte nachschauen. Was jeder Tourist braucht!

    Even though „severe weather“ and winter seem like they’d be the deadliest disasters, it turns out that summer heat and drought are marginally more likely to make corpses.

    Enttäuschend: Zombie-Ausbrüche wurden nicht berücksichtigt.

  • Zur Meinungsfreiheit: Der interessierte Leser MG weist auf einen Fall von Zensur Posterstreit an der University of Wisconsin-Stout hin. Dort hatte ein Theater-Professor ein Firefly-Poster [JPG] an seine Tür gehangen mit dem Zitat:

    You don’t know me, son, so let me explain this to you once: If I ever kill you, you’ll be awake. You’ll be facing me. And you’ll be armed.

    Die Universitätsleitung beschrieb diesen Aufruf zur Fairness als „Bedrohung“ (nein, auch Muttersprachler verstehen das nicht) und zwang den Prof, das Poster abzunehmen. Wut, Spott und Hohn landauf, landab: The Onion hat eine Parodie aufgelegt, der Streit hat es auf Slashdot geschafft und die Bürgerrechtsgruppe Fire hat sich eingeschaltet. Die Antwort auf dem Spruch in der Serie lautet übrigens: Are you always this sentimental?

  • Zu Dr. Seuss: Es gibt eine neue Sammlung mit Werken des Kinderbuchautors aus Magazinen. Kommentar von Wired: Nobody owns childhood quite like Dr. Seuss.
  • Zu Washington, DC: Ein Forscher an der University of Maryland hat in einem Video das Aussehen der Hauptstadt vor 200 Jahren rekonstruiert. Mit Seitenhieben auf die bösen Briten, die kurz darauf im Krieg von 1812 Feuer legten.
  • Zu Befugnissen der Bundesstaaten: Ein Bundesgericht hat die vergleichbar strengen Gesetze in Alabama zum Umgang mit illegal Eingewanderten bestätigt:

    The judge, Sharon Lovelace Blackburn, upheld the parts of the law allowing state and local police to ask for immigration papers during routine traffic stops, rendering most contracts with illegal immigrants unenforceable and requiring schools to ascertain the immigration status of children at registration time.

    Wegen solcher Landesgesetze gibt es enorme Unterschiede im Umgang mit illegals in den USA. Um die Sache noch komplizierter zu machen, ignorieren einzelne Großstädte (sanctuary cities) die entsprechenden Bundes- und Landesgesetze – wir erinnern uns, die Polizei in den USA ist kommunal organisiert. Die Situation verdient vermutlich einen eigenen Eintrag, aber der Streit ist so politisch geladen, dass dieser Autor gewisse Hemmungen hat.

  • Zu Waffengesetzen: Während wir bei Kontroversen sind, einige Notizen zu gun laws. Nach dem zentralen Urteil des Obersten Gerichts zum Zweiten Verfassungszusatz (Columbia vs. Heller 2008) sind die entsprechenden Gesetze von Kommunen und Bundesstaaten gelockert worden; auch einzelne Unis sind betroffen. Waffenkäufe haben stark zugenommen, gleichzeitig ist allerdings die Zahl der mit Schusswaffen verübten Verbrechen laut FBI deutlich zurückgegangen:

    Overall, murders in the U.S. have decreased steadily since 2006, dropping from 15,087 to 12,996. Firearms murders — which made up 67 percent of all murders in the U.S. in 2010 — have followed this trend, decreasing by 14 percent.

    Befürworter und Gegner liefern sich heftige Diskussionen darüber, was das zu bedeuten hat. Zudem steht wieder der Vorwurf im Raum, die US-Presse habe einen Linksdrall (liberal) und verheimliche deswegen den Rückgang der Gewalt in Städten wie Washington oder Chicago, wo der Streit am heftigsten tobte.

  • Zu Waffengesetzen, nochmal: Ein Grund für die Zunahme ist die Zahl der Frauen, die sich Schusswaffen zulegen. Die Waffenlobby NRA berichtet von 20 Prozent mehr Frauen bei ihren Kursen, und es gibt immer mehr Jägerinnen. In diesem Zusammenhang sei auf die Fotoreportage Chicks with Guns verwiesen, das sich zumindest um Neutralität bemüht:

    „I was so surprised by the variety and breadth and diversity of these women,“ [Fotografin Lindsay] McCrum said. „There are so many stereotypes about guns, mostly derived from popular culture, but the reality is so much more complex and varied than you can imagine.“

    Insgesamt wird die Zahl der Amerikanerinnen mit Schusswaffen auf 15 Millionen bis 20 Millionen geschätzt, also grob jede zehnte Frau.

  • Zu Englisch in England und Amerika: Der interessierte Leser SW hat einen Cartoon gefunden, der einige der häufigsten Probleme zusammenfasst. Das ist natürlich nur der Anfang – allein die Unterschiede bei to table können einen zum Wahnsinn treiben.
  • Zu duct tape: Das Klebeband hält nicht nur die USA zusammen, sondern spart jetzt auch Geld in Krankenhäusern. Gibt es irgendwas, das Duct Tape nicht kann?

Warum in diesem Blog kein Eintrag zu Dating stehen wird

Oktober 1, 2011

In unregelmäßigen Abständen wird dieser Autor darum gebeten, einen Eintrag zum dating zu schreiben, also zu der Art, wie romantisch veranlagte Angelsachsen zusammenkommen. Manchmal geht es darum, einen Film zu verstehen („Ist es wahr, dass Amerikanerinnen beim ersten Mal keine Jungs töten dürfen?“), und manchmal kann man zwischen den Zeilen ein gewisses, nun, dringendes Interesse herauslesen. Das ist süß und gut für die Völkerverständigung und aus eigener Erfahrung kann dieser Autor binationale Beziehungen nur empfehlen.

Aber in diesem Blog wird er das Thema nicht aufgreifen.

Das mag seltsam erscheinen, denn dieser Autor ist schließlich per Definition der erfolgreichste Werber seiner Generation: Schließlich hat die Schönste Germanin ihn gewählt. Aber sie ist halt die Schönste Germanin, nicht die schönste Amerikanerin. Dieser Autor ist nie mit Landsfrauen ausgegangen und kann schon deswegen nicht sagen, wie sie ticken.

Der andere wichtige Begriff im vergangenen Absatz ist „Generation“. Dieser Autor hat inzwischen ein Alter erreicht, wo er sich beim Anblick von Teenagern fragt, ob für seine Kinder eine Militärakademie nicht die gnädigere Wahl wäre. Zu seiner Zeit wartete man noch neben dem Telefon (das durch ein Kabel an der Wand befestigt war, über eine Wählscheibe bedient wurde und nur einen einzigen, festen Klingelton hatte) und hob zwischendurch den Hören ab um sicherzustellen, dass es nicht kaputt war. Das scheint heute anders zu sein. Nur wie?

Sprich, dieser Autor hat keine Ahnung von dem Thema und realistisch keinen Weg, um sich das Wissen anzueignen. Ihm bleibt nur eine Sache: Viel Glück zu wünschen.