Archive for April, 2011

ZEUGS: Die Royal-Wedding-Ausgabe

April 29, 2011

Dieser Autor wird gerade von der Schönsten Germanin gezwungen, „die Hochzeit des Jahrhunderts“ zu gucken. Er hat darauf hingewiesen, dass die USA zwei Kriege geführt haben, um so etwas nicht sehen zu müssen. Zwecklos. Dass es sich als Amerikaner eigentlich nicht gehört, sich für den britischen Adel zu interessieren (und sich die meisten in Umfragen tatsächlich genervt zeigen von dem Rummel), wischte sie mit einer Handbewegung weg. Man könnte meinen, dass eine Frau, die jetzt schon zwei Blogs an der Backe hat, selbst keine Zeit für so etwas hätte, aber nein. Die Stevensons gucken die Windsors. Seufz.

Immerhin gibt es scones. Scones sind lecker.

  • Zu thee and thou und Shakespeare, wenn wir schon britisch sein müssen: Eine Gruppe von Fans in Nashville arbeitet an dem Bühnenstück namens Terminator the Second. Ja, der Terminator.

    Thou art come to answer a stony adversary, uncapable of pity, void and empty from any dram of mercy.

    Der Clou: Alle Sätze sind Zitate aus echten Shakespeare-Stücken, nur die Namen wurden geändert.

  • Zum Fahneneid und zur Einwanderung: Der australische Journalist Greg Sheridan beschreibt als Teil eines Kommentars in „The Australian“ die Sicht von der „Identität“ als Staatsbürger in den drei großen angelsächsischen Einwanderungsstaaten Australien, Kanada und den USA:

    Recite the nation’s creed, believe the creed, and you are an insider. It’s a powerful mechanism because it focuses on values, not ethnicity. You sign up to the US constitution and by golly you’re an American. You take out Australian citizenship and you’re Australian.

    Speziell über Amerika sagt Sheridan:

    The US (…) does not practice multiculturalism, yet is the biggest and most successful immigrant society in history — more than 310 million people live there from every corner of the globe. It has a black President, Asian state governors (including two Punjabis) and a vastly more ethnically diverse cabinet and corporate leadership than Australia.

    Der Text als Ganzes ist eine Argumentationsschrift gegen den Multikulturalismus, weswegen auch Kanzlerin Angela Merkel vorkommt.

  • Zu Sex, den die Amerikaner im Gegensatz zu den Briten haben dürfen: Einer Studie zufolge bevorzugen die US-Bürger 41 Kombinationen. Der etwas ernster Hintergrund der Untersuchung sind die Folgen der geänderten Liebes-Praktiken für die Gesundheitsversorgung. Der Kongress verweigerte wie schon bei einer Studie von 1988 die Finanzierung. Der schnippische Kommentar von MSNBC:

    To some, ignorance is bliss. That’s all the better to maintain the image of this country as a land of heterosexual married couples locked in a missionary embrace.

    Offensichtlich haben diese Leute keinen Internet-Zugang.

  • Zur gefährlichen Natur in den USA, wo nix ist mit green and pleasant land: Auch Gürteltiere soll man vermeiden, denn sie können Lepra übertragen, hat man jetzt herausgefunden.
  • Zu Hispanics: Die Volkszählung im vergangenen Jahr hat ergeben, dass es mehr Latinos in den USA gibt als geschätzt:

    Much of the problem, the bureau concluded, was that the estimates failed to account for growth in the number of unauthorized immigrants.

    Deren Zahl — Hispanics und sonstige — liegt inzwischen vergleichsweise stabil bei 11,2 Millionen. Das entspricht der Bevölkerung Griechenlands und ist drei Mal so hoch wie 1990. Die Zahl der Hispanics liegt bei etwa 50 Millionen.

  • Zur Atombombe, um einmal ein völlig anderes Thema hineinzubringen: io9 beleuchtet fünf Fälle, in denen die USA sich fast selbst genuked haben. Darin wird auch kurz auf die vermisste Wasserstoffbombe nahe Tybee Island eingegangen.

    So the bomb remains tucked away on the sea-bed, in an area which is frequently dredged by shrimp fishermen, any one of whom could suddenly find that they have netted something a touch larger and scarier than a crustacean.

    Die US-Luftwaffe sagt, dass keine Gefahr für die Bevölkerung besteht.

  • Zu Bildung und, wenn man so will, ein Beweis für den den Untergang der abendländischen Kultur: Die „New York Times“ hat die Zulassungsprüfung für Harvard [PDF] aus dem Jahr 1869 veröffentlicht. Zu den Fragen gehört:

    Describe the route of the Ten Thousand, or lay it down on a map.

    Dieser Autor muss gestehen, dass die griechische Grammatik ihm einige Schwierigkeiten bereitet hätte. Vielleicht. Ob man so was beim Studium der Kunstgeschichte an der St. Andrews University lernt?

Metzgerinnen, Bäckerinnen und Kerzenmacherinnen

April 26, 2011

An einigen Tagen ist man selbst zu müde, um sich mit geisteskranken KIs zu streiten. Dann hilft es, dumpf vor dem Fernseher zu sitzen und How I Met Your Mother zu gucken. Erstaunliche Dinge gibt es da.

In der Folge „Girls vs. Suits“ zählt der Frauenheld Barney zum Beispiel seine Eroberungen auf, sortiert nach Berufen. Als Teil der sehr, sehr langen Liste kommt er irgendwann zu

… a butcher, a baker, a candlestick maker …

Das klingt verdächtig nach einer Anspielung, und ja, das ist es auch: Auf einen Kinderreim.

Rub-a-dub-dub
Three men in a tub;
And who do you think they be?
The butcher, the baker,
The candlestick maker;
All scrubbing their way out to sea.

Entsprechend findet man kaum einen Angelsachsen, der nicht automatisch die Liste a butcher, a baker mit a candlestick maker ergänzt. Außer natürlich, er ist einfach zu müde.

ZEUGS: GlaDOS-Kuchen, Gastronomie-Zen und Trunkenheits-Vokabeln

April 18, 2011

Wie die interessierten Leser sicherlich wissen werden, wird irgendwann in den kommenden Stunden Portal 2 veröffentlicht. Wann genau ist nicht klar, denn Valve macht das Datum davon abhängig, wie viel Zeit die Steam-Gemeinde mit einer Gruppe von Indie-Spielen verbringt. Da dieser Autor schon am World Community Grid teilnimmt, überlässt er „glados@home“ den anderen Anhängern von Aperature Science. Der KI ist bekanntlich eh nicht zu trauen.

Wie auch immer, dieser Autor wird erstmal durch das ganze speedy thing goes in, speedy thing comes out und dem vielen Kuchen abgelenkt sein. Deswegen kommt der nächste Eintrag erst nach Ostern,

am Dienstag, dem 26. April 2011.

Ohnehin sagt die Erfahrung, dass dieses Blog über die Feiertage hinweg kaum gelesen wird. Irgendwann kriegt dieser Autor Ärger mit dem Arbeitgeberverband …

  • Zu Carmen Sandiego im Spannungsfeld der Generationen: Moment, haben wir nicht schon Mal Portal angesprochen? Ja, haben wir. Damals haben wir aber vergessen, die Titelmusik von Kimba [YouTube] zu verlinken. Waren das noch Zeiten.
  • Zu deutschen Schildern: Der interessierte Leser CB reicht aus eigener Erfahrung das Schild „Gute Fahrt!“ nach und verweist als Bonus auf den Ort Wankheim hin. Snicker, snicker, snicker …
  • Zum Bürgerkrieg, wegen des Jahrestages und so: Der interessierte Leser empfiehlt die Online-Videokurse von David Blight von der Yale University.
  • Zur Schweinbucht-Invasion: Wir hatten davon gesprochen, dass der Einsatz der Atombomben im Zweiten Weltkrieg in den USA umstritten ist, dagegen in Deutschland praktisch einhellig abgelehnt wird. Ein ähnliches Prinzip gilt auch für die Bay of Pigs Invasion am Sonntag vor 50 Jahren. Nehmen wir diesen Text des Republikaners Adam Hasner:

    [T]hese valiant freedom fighters killed and wounded more of Fidel Castro’s forces than the losses Castro inflicted on them, but after being shamefully abandoned by the United States government, they were eventually overwhelmed. (…) What was once a beacon of progress and pride in the Western Hemisphere is now a third-world island gulag in which millions live in slavery.

    Hasner saß im Landeskongress von Florida, einem Bundesstaat mit sehr vielen Exil-Kubanern (und könnte 2012 für einen Senatssitz in Washington antreten). Der konservative Alpha-Blogger und Jura-Professor Glen Raynolds nennt das Scheitern der Invasion gar eine der great human tragedies. Das Thema ist wie die Atombombe zu kontrovers für dieses bescheidene Blog.

  • Zum Krieg gegen Japan, wenn wir bei der Bombe sind: Das Geschichtsblog von Stefan Sasse befasst sich mit dem Pazifik-Krieg. Im Gegensatz zu diesem Blog wird auf die größeren Zusammenhänge eingegangen (und es gibt Fotos). Er erwähnt auch einen Punkt, der sonst gerne untergeht (Hervorhebung hinzugefügt):

    Während weder Japan noch Deutschland in der Lage waren, auch nur annähernd mit der amerikanischen Breitenrüstung auf ihrem jeweiligen Kriegsschauplatz mitzuhalten und die materielle und personelle Überlegenheit der Alliierten täglich wuchs, rüsteten die USA ihre Gegner nicht nur an zwei Kriegsschauplätzen gleichzeitig nieder und führten eigene Offensiven durch (…) sondern hielten gleichzeitig eine Wirtschaft in den Vereinigten Staaten selbst aktiv, die der Bevölkerung ein weitgehendes Halten des eigenen Lebensstandards ermöglichte

    Dass der Zweite Weltkrieg wesentlich geringere Entbehrungen von der US-Zivilbevölkerung forderte, legte die Grundlage für eine ganze Reihe von Entwicklungen wie den, äh, „Vorsprung“ der Amerikaner bei der Volksverfettung. — Übrigens beruhigt es diesen Autor, dass sich auch andere Blogger mit conspiracy nuts herumschlagen müssen.

  • Zu 36-24-36: Der interessierte Leser SB weist auf das Lied „Brick House“ von den Commodores hin (und einer Cover-Version von Rod Zombie [YouTube]). Wer sich fragt, warum hier eine Frau mit einem Haus aus Ziegelsteinen verglichen wird: In der Umgangssprache sind beide stacked, also „gestapelt“.
  • Zu Tierkot in der englischen Sprache, während wir bei nützlichen Wörtern sind: Der Autor Paul Collins von Slate befasst sich ausführlich mit der Geschichte des Begriffs shit-faced:

    In my more hopeful moments, I like to think that drunken frat brothers everywhere are quoting Beat poetry to each other. It would be a fine vindication of our educational system.

    Offenbar reichen die Wurzeln ins 17. Jahrhundert zurück.

  • Zu Zen als Werbebegriff: Bei einem Gastronomie-Kritiker der New York Times gibt es Sam Sifton’s moments of zen [sic]. Ironisch ist natürlich, dass die Sinneslust im Buddhismus als erstes der fünf Hindernisse für die Meditation genannt wird. Da bleibt dieser Autor doch lieber bei GlaDOS‘ Kuchen – und natürlich dem der Schönsten Germanin.

Warum Amerikaner bei deutschen Schildern ständig albern kichern

April 13, 2011

There are road signs all over that say „Ausfahrt“ — it doesn’t seem so bad until you try to pronounce it, then it becomes pretty damn funny. […] We Americans laughed so hard we started crying.

— Stacey Welu, „Ausfahrt“

Die Andere Amerikanerin im Dorf war jüngst zu Besuch — ihr Kind Nummer Eins ist die beste Freundin von Stevenson-Kind Nummer Zwei. Dabei kam das Gespräch irgendwie auf Amerikaner, die Deutsch lernen, und damit unweigerlich auf deutsche Hinweisschilder.

Kicher, kicher, kicher machte es dann, oder genauer, snicker, snicker, snicker.

Eigentlich ist es nur eine Kleinigkeit, aber da es immer wieder passiert, sollten wir die anwesenden Deutschen vielleicht einweihen. Auch wenn der Witz ehrlich gesagt ziemlich schlecht und eigentlich eher albern ist.

Der Hintergrund ist die phonetische Ähnlichkeit des deutschen Wortes „Fahrt“ mit dem englischen to fart — furzen. Das ist nur ein Mundzucken wert, bis der Angelsachse zum ersten Mal in Deutschland unterwegs ist und sein erstes Schild mit der Aufschrift

Ausfahrt

sieht. Prust! — OMG did you see that sign? Spätestens bei

Einfahrt

sollte man dem Gast die Milch wegnehmen. Ganz vorbei ist es schließlich bei

Ausfahrt freihalten

Was natürlich nicht hilft, ist dass a) solche Schilder überall zu sehen sind, ohne dass irgendein Deutscher sich bewusst zu sein scheint, was dort steht, und b) — nichts für Ungut — der Germane an sich auf Angelsachsen stellenweise unangebracht humorfrei wirkt. Und dann so was!

Was uns zu der Empfehlung dieses Autors bringt, wie man mit derartig kichernden Amerikanern, Briten, Kanadiern oder Australiern umgeht: Lächeln und etwas in der Art sagen wie you should see French signs. Wer ernst, verwirrt oder gar beleidigt guckt macht alles wegen Punkt B oben nur noch schlimmer. Lässt man die Leute etwas vor sich hin gackern, vergeht der Anfall von selbst. Weswegen man auch überlegen kann, gleich die nächsten Schritte mitzunehmen: „Durchfahrt verboten“ und natürlich „jemanden die Vorfahrt nehmen“.

Am Ende ist es ein normaler Schritt beim Spracherwerb, das Gegenstück zu den ganzen Witzen von Deutschen über die Neigung von Angelsachsen, sich zum Geburtstag zu vergiften — kicher, kicher, kicher.

ZEUGS: Der Bürgerkrieg in 3D, europäische Dreckspatzen und der Gagarin-Hoax

April 10, 2011

Um noch einen Augenblick beim Thema Astronomie zu bleiben: Wir hatten von guerrilla gardeners gesprochen, die einfach irgendwo in der Stadt Gärten anlegen. In San Francisco gibt es parallel dazu die urban guerilla astronomers, die auf der Straße ein Teleskop aufbauen und dann unschuldige Passanten anquatschen: Hey, wollen Sie mal den Jupiter sehen?

For just a moment, they have a personal connection with the universe around them, and sometimes life seems a little better after that.

Das Ganze nennt sich sidewalk astronomy. Sonst bauen die Leute ihre eigenen Teleskope. Dummerweise braucht dieser Autor nicht noch ein Hobby …

  • Zum Bürgerkrieg: Das Pew Institute hat Amerikaner zum Civil War befragt. Das Ergebnis: Fast genau 150 Jahre später ist eine Mehrheit der Meinung, dass der Krieg weiter politisch relevant ist. Es gibt auch immer noch Streit über die Ursache:

    There is no consensus among the public about the primary cause of the Civil War, but more (48%) say that the war was mainly about states‘ rights than say it was mainly about slavery (38%). Another 9% volunteer that it was about both equally.

    Die Studie schaut sich auch die Einstellungen zur Südstaaten-Fahne an. Unterdessen geht das Kriegsblog der New York Times auf die Rolle der männlichen Identität in den Südstaaten ein:

    [T]he speeches, newspapers and writings from the time indicate that white masculine identity mattered a great deal, particularly for those Southerners who had little else that guaranteed their social status. As long as slaves were legally below them, they were secure.

    Ach, und Bilder vom Krieg gibt es auch in 3D, für die Leute, die so etwas mögen. Die ersten Schüsse fielen bekanntlich am 12. April 1861 — Jahrestag ist Dienstag. Außerhalb der USA wird dann eher der erste Flug eines Menschen in den Weltraum gefeiert. Fälschlicherweise, denn …

  • Zu Verschwörungstheorien: … natürlich war Juri Gagarin nie im Weltall. Das wissen selbst die Australier:

    The newspaper „Sovetskaya Rossiya“ claimed that Gagarin was wearing a blue flightsuit when he landed. In his memoirs, Gagarin himself claimed he was dressed in an orange flightsuit.

    Unumstößliche Beweise. Die Drecks-Kommis kennen einfach keine Scham!

  • Zu Verschwörungstheorien, nochmal: Der interessierte Leser AH weist darauf hin, dass die erste offizielle UFO-Landestelle in Kanada steht. Offenbar waren die Nordlichter es Leid, dass die Außerirdischen immer in den USA landen.
  • Zur englischen Rechtschreibung: Der interessierte Leser TS weist auf das Blog Morons with Signs hin, in dem Fehler auf politischen Schildern gesammelt werden. Es gibt diverse ähnliche Blogs, einschließlich eines mit dem wohl unvermeidlichen Namen Fuck Yeah, Protest.
  • Zu Verschwörungstheorien und schlechter Rechtschreibung: Dank der interessierten Leserin SZ können wir die beiden Themen sogar verbinden.
  • Zu Waffengesetzen: Wir hatten auf den Teil der Diskussion hingewiesen, bei dem Frauen für sich das Recht auf das Tragen einer Schusswaffe einfordern. Eine gewisse Prominenz hat dabei die 25-jährige Amanda Collins erlangt, die Oktober 2007 an der University of Nevada in Reno von einem Serienvergewaltiger missbraucht wurde. Dort wie an vielen US-Universitäten gilt ein Waffenverbot:

    The school’s „gun-free“ designation meant nothing to James Biela, a serial rapist with a gun of his own, who saw Collins as an easy target. „He put a firearm to my temple,“ she recounted, „clocked off the safety, and told me not to say anything, before he raped me.“

    Biela ermordete später die 19-jährige Brianna Dennison (und sitzt gegenwärtig in der Todeszelle). Collins argumentiert, dass sie ihn damals hätte stoppen können, wenn nur das Gesetz es ihr erlaubt hätte, ihre 9mm Glock bei sich zu führen. Entsprechend sagte sie auch vor dem Kongress von Nevada aus, wo über eine Änderung der Waffengesetze für Universitäten diskutiert wird. Nach ihrer Vergewaltigung hat Collins übrigens eine Sondergenehmigung erhalten.

  • Zu Amphibischen Angriffsschiffen: Es gibt Streit über die Frage, ob diese Waffengattung zusammengestrichen werden sollte.
  • Zu schlechten Toilettenspülungen: Das ganze Drama mit den miesen Öko-Klos scheint sich in den USA gerade mit Waschmaschinen zu wiederholen. Der Bund hat auch hier Standards vorgegeben, die sich leichter durch Geräte mit einer Öffnung vorne (front-loaders) statt wie in den USA üblich oben (top-loaders) erreichen lassen. Dumm nur:

    But, as Americans are increasingly learning, front-loaders are expensive, often have mold problems, and don’t let you toss in a wayward sock after they’ve started.

    Verbraucherschützer sind entsetzt: Die Wäsche kommt nach ihren Berichten jetzt zum Teil so dreckig heraus, wie sie hineinging. Das offensichtliche Fazit: Aus Washington kommt nur Mist (und Ökos sind Dreckspatzen).

  • Zu Haushaltsgeräten im Allgemeinen: Moment, mag der interessierte Leser jetzt sagen, in Deutschland werden doch meist Vorderlader benutzt? Äh, ja. Im Magazin Slate beschreibt ein Amerikaner wie es ist, nach zehn Jahren in Europa in die USA zurückzukehren. Er ist voller Lobes für die Gesundheitsversorgung, den Arbeitsmarkt und Straßen in der Alten Welt. Aber:

    Our domestic appliances — washing machines, ovens, etc. — are way better than Europe’s. I have but three words for those flag-torching ingrates who don’t know how good we have it in the homeland appliance department: We’re No. 1!

    In Europa, so sein Fazit, sind Tischmanieren noch wichtiger, weil man mit den Waschmaschinen dort etwaige Flecken nie wieder herausbekommt. Ach, und besonders die deutschen Geräte schneiden in dem (mit Humor geschriebenen) Erfahrungsbericht nicht gut ab:

    There’s no snappier summary of the cultural divide between Europe and America than the pricey German stove whose burner controls are marked 0, 3, 5, 8, 12, and A.

    Die Schneeflocke auf Backöfen hat dieser Autor ehrlich gesagt auch nie verstanden.

  • Zum Untergang Frankreichs, wenn wir von Kochen reden: Nach dem Niedergang der französischen Sprache bejubeln die Angelsachsen den Niedergang der französischen Küche — kann die Welt noch besser werden? Mit etwas weniger Spott: In dem Artikel eines amerikanischen Essenskritikers wird das Argument vorgestellt, dass Frankreichs Küche nicht schlechter geworden ist, sondern die in den USA in den vergangen Jahrzehnten sehr viel besser:

    Was the sole meunière that Child ate just off the boat in 1948 really that good, or did it just stand out in her memory because it was her first taste of France and was so different than anything available in the United States at the time? […] [N]owadays, eating in France no longer seems so special, so unique, and perhaps that frustrates Francophiles like me and colors our judgment.

    Wer sich für das Thema interessiert, dem wird auch The Moral Crusade Against Foodies von B.R. Myers gefallen, ein Angriff auf die Kultur der Gourmets (hier abwertend foodies genannt) und insbesondere ihre Selbstbild in den angelsächsischen Medien:

    [T]here appears to be no greater point of pride in this set than to eat with the indiscriminate omnivorousness of a rat in a zoo dumpster.

    Zum Glück für diesen Autor hat die ganze Diskussion nichts mit ihm zu tun.

  • Zu Indianern: Deren Einfluss auf die Umwelt in Nordamerika — Abholzung, Erosion — war größer als bislang vermutet.
  • Zu wichtigen Büchern: Die britische Zeitung „The Guardian“ hat eine Datenwolke [Bild] zusammengestellt mit den Werken, die jeder gelesen haben sollte. Quelle waren neben Umfragen auch Leihlisten von Bibliotheken. Die meisten wie 1984, Lord of the Flies oder The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy gehören inzwischen auch in Deutschland zur Allgemeinbildung. Auch Atlas Shrugged findet sich auf der Liste, aber wegen der britischen Gewichtung weniger „stark“ als es vermutlich bei einer rein amerikanischen Umfrage sein dürfte. Und um Irrtümern vorzubeugen: Der Roman Of Human Bondage hat nichts mit Seilen zu tun.

Englische Sternensprüche

April 5, 2011

In autumn, the Great Square of Pegasus looks like a great big baseball diamond in the eastern sky.

— Bruce McClure in EarthSky.

Aus aktuellem Anlass befassen wir uns heute mit einigen englischen Merksprüchen in der Astronomie, denn wie im jüngsten ZEUGS-Eintrag beschrieben ist Saturn im Moment prächtig am Himmel zu sehen.

(Äh, zumindest wenn keine Wolken da sind. Sonst kann man diese Schritte mit dem kostenlosen open-source Planetarium-Programm Stellarium nachvollziehen.)

Wie findet man Saturn? Nun, zuerst sucht man sich den Big Dipper, im Deutschen besser als Großer Wagen bekannt. Jetzt folgt man dem Griff der „Großen Schöpfkelle“ in einem Bogen, bis man auf einen hellen Stern trifft — Arcturus. Auf Englisch heißt der Schritt [Zeichnung]:

arc to Arcturus

Der interessierte Leser kennt den Stern aus Aliens, wo die Marines über die Vorzüge des Arcturian poontang diskutieren. Nebenbei ist der Ursprung des Wortes poontang unklar.

So weit, so gut. Von Arcturus aus schlagen wir dann einen „schnellen Bogen“ weiter zu dem nächsten hellen Stern, Spica. Der Spruch dafür lautet:

speed to Spica

In der Nähe von Spica findet man einen auffällig schönen, goldenen Stern, der sich im Laufe der Zeit anders bewegt als die anderen Sterne. Das ist Saturn. Dieser Autor und die Schönste Germanin können bezeugen, dass man selbst mit einem vergleichsweise günstigen Teleskop die Ringe ausmachen kann. Sehr romantisch und so.

Es gibt noch eine Reihe anderer astronomischer Merksprüche im Englischen. Ob der Große und Kleine Wagen am Abend hoch oder tief am Himmel stehen, wird zum Beispiel mit der Regel

spring up and fall down

festgehalten. Das ist eine Variante des Merkspruchs für die Zeitumstellung zur Sommer- und Winterzeit. Für die Reihenfolge der Planeten gibt es mehrere Sprüche, darunter:

Men Very Early Made Jars Stand Upright Nicely, Period.

Es gibt auch Varianten ohne ein „P“-Wort am Ende. Aber in dem Universum dieses Blogs war, ist und bleibt Pluto ein Planet, schon aus Solidarität mit „New Horizons“. So nämlich.

[Mit Dank an den interessierten Leser NMK für die Pluto-Mütze]

ZEUGS: Kanadisches Thanksgiving, noch frühere Indianer und iPad-Farben

April 2, 2011

Da wir in diesem Blog gelegentlich böse Bemerkungen über die Briten machen, mal zur Abwechslung etwas Lob: Dieser Autor hatte die Gelegenheit, den Pilotfilm der britischen Serie Being Human mit dem des amerikanischen Remakes zu vergleichen. Das Original ist so dermaßen viel besser, dass es fast peinlich ist — insbesondere scheint den Amerikanern der Humor abhanden gekommen zu sein. Dieser Autor würde das auf den Einfluss der spaßfreien Twilight-Vampire zurückführen, aber dann schlägt ihn die Schönste Germanin.

Bevor es nun nach draußen geht, um Saturn zu betrachten, einige Notizen:

  • Zu Thanksgiving: Die Einleitung bedeutet aber nicht, dass wir auch noch nett zu Kanadiern sein müssen. Für ein gutes Beispiel des gegenseitigen Neckens der Nordamerikaner sei die Serie How I Met Your Mother genannt, durch die sich die Familie Stevenson gerade durchfrisst. In der Folge „Slapsgiving“ erklärt die kanadische Figur Robin ihren New Yorker Freunden die nördliche Version von Thanksgiving:

    Canadian Thanksgiving celebrates explorer [Sir] Martin Frobisher’s valiant yet ultimately unsuccessful attempt to find the Northwest Passage.

    Tatsächlich ist die ganze Sache noch abgedrehter, weswegen man Verständnis für die Frage von Neil Patrick Harris bekommt, die sich US-Bürger ohnehin seit mehr als 200 Jahren stellen: Why are you guys even a country? Fairerweise muss man sagen, dass die Autoren von HIMYM auch jede Menge Seitenhiebe aus kanadischer Sicht über die USA einbauen. Die sind natürlich nur halb so witzig.

  • Zu Verschwörungstheorien, weil wir Humor erwähnt haben: Der interessierte Leser CB schickt folgenden Witz zum Fall JFK:

    Q: How do you know that the CIA couldn’t have been behind the assassination of Kennedy?

    A: Well — he is dead, isn’t he?

    Lässt sich auch für den 11. September 2011 anwenden.

  • Zu Verschwörungstheorien, nochmal: Der interessierte Leser FM fragt, warum die Illuminati nicht auf der Liste geführt werden. Fnord. Die Antwort ist einfach: Es sind Verschwörungstheorien. Fnord. Echte Verschwörungen sind nicht aufgeführt.
  • Zur Entdeckung Amerikas: io9 stellt die gängigsten Theorien (und einige ziemlich ausgefallene) zusammen. Unter anderem wird darauf eingegangen, was alles in der Neuen Welt an Tieren, Pflanzen und Rohstoffen fehlte, sowie welche Rolle Rassismus bei den alternativen Theorien spielte.
  • Zu Indianern, nochmal: Offenbar waren die ersten Indianer, die Clovis-Kultur, doch nicht die ersten: Neuen Ausgrabungen zufolge ist Nordamerika schon vor bis zu 15.500 Jahren besiedelt worden.
  • Zu Schweinelatein: Google gab gestern (also, nochmal, gestern) bekannt, dass seine Stimmsuche auch pig latin kann:

    Our Pig Latin Voice Search is even more fun than our other languages, because when you speak in Pig Latin, our speech recognizer not only recognizes your piggy speech but also translates it automagically to normal English and does a Google search.

    Die Leute vom Language Log behaupten, dass es trotz des auffälligen Datums tatsächlich funktioniert. Wenn wir dabei sind: Die Hauptsuchmaschine von Google unterstützt jetzt auch Cherokee.

  • Zum Bürgerkrieg: Nochmal die Erinnerung an das wunderbare Kriegsblog der New York Times. Zuletzt ging es um die politischen Folgen der Volkszählung von 1860, bei der klar wurde, wie viel stärker die Bevölkerung in den Nordstaaten wuchs.
  • Zum Zweiten Weltkrieg, wenn wir bei Geschichte sind: Das Blog StrategyPage hat US-Farbfilme von Flugzeugträgern [Video] aus dem Pazifikkrieg ausgegraben. Die Tonspur ist dabei, äh, nicht aus einer neutralen Perspektive. Noch auffälliger ist allerdings, dass sich die „Farbe“ auf die Aufnahmetechnik beschränkt, um einen fürchterlich schlechten Witz einzubauen: Im ganzen Film scheint kein einziger Schwarzer aufzutauchen (und Soldatinnen ohnehin nicht). Die Dinge haben sich seitdem ein wenig geändert [YouTube].
  • Zu Farbproblemen beim iPad-Kauf: Der interessierte Leser MLJ weist auf einen Bericht in The Register hin, in dem die Farbkombinationen bei einem weißen iPad 2 und einem roten „Smart Cover“ (offenbar der deutsche Fachbegriff) zu Schwierigkeiten führt, über die sich Deutsche keine Gedanken machen:

    [T]o my horror, the back of the iPad 2 is gray brushed aluminum with a black apple and black sensors, and when you take it all in, that makes it an Ohio State BuckeyePad, Penn State’s arch rival.

    Genaueres zur Farbgebung bei den Buckeyes findet man auf ihrer Website. Die Familie Stevenson hat sich nach langer Diskussion für ein schwarzes Gerät mit grauem Cover entschieden. Wer das für neutral hält, sollte sich vielleicht nochmal Star Wars anschauen — aber nichts der Schönsten Germanin sagen.