- Zur Nationalhymne: Einige interessierte Leser sind der Meinung, dass mit der Übersetzung von circa 1864 zu harsch verfahren wurde: Tatsächlich hieß „brav“ auch im Deutschen früher „tapfer“. Das hatte sich dieser Autor auch gedacht, Recherchen deuteten jedoch darauf hin, dass es viel früher war. Wir wollen das aber hier ausdrücklich erwähnen, weil er bei dem Eintrag ohnehin keinen guten Tag hatte. Danke daher auch gleich an die vielen Leute, die auf die Folgen eines unkonzentrierten cut-and-paste auf gleich zwei Liedtexte hingewiesen haben.
- Zu dem Schreibtisch des Präsidenten: Unsere Lieblingszeitung „The Onion“ hatte vor einiger Zeit einen Bericht über die Art, wie George W. Bush angeblich das Weiße Haus hat umbauen lassen. Vermutlich haben sie für jeden Präsidenten so etwas geschrieben. Dieser Autor will gar nicht wissen, wie die Änderungen für Clinton ausgesehen haben sollen.
- Zu den Manieren der Angelsachsen: Wer mit Grammar Girl Spaß hatte, kann sich auch mal den Blog zu korrektem Benehmen anschauen. Wie immer bei solchen Anleitungen für egal welche Kultur darf man nicht erwarten, dass so etwas auch in der Praxis zu finden ist – welcher Deutsche denkt schon daran, dass der Mann immer zuerst die Treppe hinaufgeht? Aber Diskussionen wie die über das einfache „Nein“ sind vielleicht für den einen oder anderen Leser interessant. Und wenn nicht, würde man es diesem Autor bestimmt nie sagen.
- Zu Niemand mag uns: Der BBC hat seine jährliche Umfrage [PDF] über Einstellungen zu den USA herausgegeben. Wir lassen hier die Frage beiseite, warum das ausgerechnet die Briten so interessiert und halten fest, dass aus einer Gruppe von 18 Ländern die Deutschen am ehesten den Einfluss der USA auf die Welt als negativ sehen, noch vor muslimischen Staaten wie Indonesien:
German views of US influence have worsened significantly over the last year, with negative attitudes increasing from 65 to 74 percent. Only 16 percent of respondents say they have a mostly positive view of US influence in the world, down from 21 percent.
Das ist ein guter Anlass, um im Rahmen unserer Reihe über Humor auf Randy Newmans Lied „Political Science“ hinzuweisen. Wer damit Schwierigkeiten hat, kann sich zuerst an seinem Anti-Rassimus-Klassiker „Short People“ versuchen.
- Zu dem 800-Pfund Gorilla und auch dem vorherigen Punkt: Das Bild des Riesengorillas taucht in einer Analyse des Anti-Amerikanismus von Andrei Markovits auf, das viele Beispiele aus Deutschland enthält. Passt in unsere Reihe von Texten wie „America Alone“, die sich damit befassen, wie Amerikaner über Europa denken. Gefunden über German Joys, dort gibt es auch eine Diskussion dazu.
- Zu Varianten des Possessive: Richtige Besserwisser werden natürlich darauf hinweisen wollen, dass es im Englischen gar kein possessive case mehr geben soll: Das ’s ist demnach ein Klitik. Als Beleg werden gerne Beispiele angeführt wie the King of England’s horse, bei dem es sich nicht um Englands Pferd handelt, sondern um das Pferd des Königs von England. Da dieser Autor kein Sprachwissenschaftler ist, aber welche kennt, werden wir alle weiteren Recherchen zu diesem Thema dem interessierten Leser überlassen.
- Zu amerikanischen Geheimdiensten: Die Schönste Germanin möchte darauf hinweisen, dass wir den MiB vergessen haben. Dass es den gibt, steht zweifelsfrei fest, denn sie sind auf unserer Hochzeit aufgetaucht. Ja, das ist ein In-Joke, aber die Jungs und Mädels hätten trotzdem nicht fehlen dürfen. Und wenn jetzt alle Leser bitte kurz auf diesen silbernen Stift gucken könnten …
Archive for Januar, 2007
ZEUGS: Amerikaner sind vielleicht doch brav, der MiB und Umfragen
Januar 31, 2007Die Nationalhymne und ähnlich erbauende Lieder
Januar 28, 2007Heute in einer Woche findet das wichtigste Sportereignis der Welt statt, der Superbowl, das Endspiel im American Football. Die Schönste Germanin hat für diesen Autor und einen Arbeitskollegen Karten zu einer der größeren Partys in Berlin organisiert, während sie selbst wegen Kind Nummer Zwei dieses Mal nicht mitkommen kann (so eine Frau muss man doch einfach heiraten). Und der Ungenannte Arbeitgeber ist darüber informiert worden, dass am Montag zwei Mitarbeiter nicht voll einsatzfähig sein werden. Darüber sollte es keine Klagen geben: Wir hatten schließlich auch Verständnis für dieses lokale Sportfest, das im Sommer 2006 wochenlang die Republik lähmte.
Bei solchen Partys gibt es ein gemischt deutsch-amerikanisches Publikum, was an sich schon unterhaltsam ist. Da nicht alle Deutschen Englisch und nicht alle Amerikaner Deutsch sprechen, muss man mit jedem Gegenüber zunächst aushandeln, welche Sprache am besten ist. Auch die verschiedenen Tischmanieren sind immer wieder ein großer Spaß.
Und dann kommt der Moment, am dem sich die Nationalitäten kurz wieder aufteilen: Vor dem Superbowl wird wie vor jedem größeren amerikanischen Sportereignis die Nationalhymne gespielt. Die Amerikaner stehen auf, legen die Hand auf’s Herz und tun zumindest so, als würden sie den Text kennen, während die Deutschen sich fragen, ob es als unhöflich gilt, in so einer Situation weiter Chicken Wings zu essen. Besonders lustig sind die Gesichter der Einheimischen, die nicht vorgewarnt wurden und so etwas nur aus Filmen kennen – mein Gott, die machen das ja wirklich!
Die Sache mit der Nationalhymne – seit 1931 The Star-Spangled Banner – ist wie der Umgang mit der Fahne oder der Pledge of Allegiance (Fahneneid) für Deutsche erfahrungsgemäß schwierig. Vieles von dem, was wir bei dem Eintrag über die Fahne gesagt haben, gilt auch hier. Wir wollen den restlichen staatstragenden Hintergrund beim Eintrag über den Fahneneid erledigen und uns hier auf die Hymne selbst konzentrieren:
O say, can you see, by the dawn’s early light,
What so proudly we hailed at the twilight’s last gleaming?
Whose broad stripes and bright stars, through the perilous fight,
O’er the ramparts we watched, were so gallantly streaming?
And the rocket’s red glare, the bombs bursting in air,
Gave proof through the night that our flag was still there.
O say does that star spangled banner yet wave
O’er the land of the free, and the home of the brave?
(Es gibt deutsche Übersetzungen. Wir halten allerdings fest, dass brave eigentlich „tapfer“ und nicht „brav“ heißt, die USA also nun wirklich nicht das „Land der Freien und Braven“ sind. Übersetzen war wohl auch schon früher die Hölle.)
Zwei Dinge fallen zunächst auf: Erstes, es geht um die Fahne und nicht um die USA selbst, weswegen wir auf den Fahneneintrag verweisen können. Zweitens, die ganze Sache ist ziemlich martialisch.
Dabei geht diese Strophe der National Anthem sogar noch. Eigentlich gibt es vier (man weiß schließlich nie, wann man zusätzliche Strophen braucht, nicht wahr) und in der dritten wird beschrieben, wie das Blut die fauligen Fußabdrücke der Bösewichte vom schönen amerikanischen Boden weggewaschen hat und dass nicht einmal ihre panische Flucht sie vor ihren düsteren Gräbern schützen konnte. Als Computerspiel wäre die amerikanische Nationalhymne in Deutschland indiziert.
Die Bösewichte sind mal wieder die Briten. Der Text der Hymne wurde von Francis Scott Key 1814 geschrieben, als die britische Flotte im Krieg von 1812 die Festung Fort McHenry bei Baltimore bombardierte. Während des Kriegs benahmen sich die Briten ziemlich ungehörig und zündeten Teile von Washington an (auch das Weiße Haus). Angeblich verzichteten die USA während des Zweiten Weltkriegs auf die dritte Strophe, um die Gefühle des lieben Verbündeten nicht zu verletzen.
Die britische Nationalhymne, God Save the Queen, gleichzeitig die „Royal Hymn“ von Staaten wie Australien, ist allerdings auch nicht gerade pazifistisch, nur weniger konkret. Die (inzwischen oft unterschlagene) zweite Strophe lautet:
O Lord, our God, arise,
Scatter her enemies,
And make them fall.
Confound their politics,
Frustrate their knavish tricks,
On Thee our hopes we fix,
God save us all.
(Knavish tricks ist wunderbar altmodisches Englisch, das man heute sonst nur noch bei Kinderversionen von Robin Hood findet) Streit kann es trotzdem geben, weil die Melodie von „God Save the Queen“ nicht nur für das preußische „Heil Dir im Siegerkranz“ benutzt wurde, sondern in den USA ab 1831 für „My Country Tis of Thee“ von Samuel Francis Smith:
My country, ‚tis of thee,
Sweet land of liberty,
Of thee I sing;
Land where my fathers died,
Land of the pilgrims‘ pride,
From every mountainside
Let freedom ring!
Das Lied kann als frühe faktische Nationalhymne der USA gesehen werden. Die Zeile let freedom ring baute Martin Luther King in seine Rede „I have a Dream“ ein.
Es gilt natürlich als unhöflich, diesen Text während der britischen Nationalhymne zu singen. Daher ist es vielleicht ganz gut, dass die Briten beim Football völlige Nieten sind und nicht einmal ihre NFL Europe Mannschaft halten konnten (fünf der sechs Mannschaften haben ihren Sitz in Deutschland).
Die Briten werden allerdings nicht müde darauf hinzuweisen, dass die Melodie der jetzigen amerikanischen Nationalhymne eigentlich die ihres Trinkliedes „To Anacreon in Heaven“ (mit richtigem Namen „The Anacreontic Song“) ist.
Das, äh, muss man natürlich viel differenzierter sehen. Die Anacreontic Society, eine Gruppe von Musikliebhabern in London, spielte das Lied im 18. Jahrhundert tatsächlich bei ihren Treffen nach dem Hauptgelage. Man kann das aber auch so interpretieren, dass es ein Test darstellte, wie nüchtern man noch war. Denn die Melodie ist berüchtigt für ihren Schweregrad, und amerikanische Musiker sagen ständig unpatriotische Dinge über sie. Jimi Hendrix nutzte nicht umsonst 1969 während Woodstock seine künstlerische Freiheit bis zum Äußersten aus.
Wegen des kriegerischen Hintergrundes und der schwierigen Melodie gibt es immer wieder Vorschläge, die Hymne zu wechseln. Einer der wichtigsten Konkurrenten ist „America the Beautiful“, geschrieben von Katharine Lee Bates in 1893:
Oh beautiful, for spacious skies,
For amber waves of grain,
For purple mountain majesties
Above the fruited plain!
America! America! God shed his grace on thee,
And crown thy good with brotherhood, from sea to shining sea.
Es wird besonders dann gesungen, wenn der Ton der Nationalhymne unpassend wäre. Das war zum Beispiel nach den Terror-Anschlägen des 11. Septembers 2001 der Fall, als das Lied selbst gestandene Fernsehmoderatoren zu Tränen rührte, zu ihrem eigenen Entsetzen. Viel zu hören war in den Tagen auch „God Bless America“, geschrieben 1918 von dem russischen Einwanderer Irving Berlin [JPG]:
God Bless America,
Land that I love.
Stand beside her, and guide her
Thru the night with a light from above.
From the mountains, to the prairies,
To the oceans, white with foam
God bless America, My home sweet home.
Direkt nach den Anschlägen versammelte sich der Kongress auf den Stufen des Kapitols um es zu singen. Wie „America the Beautiful“ hat „God Bless America“ zwar keinen Bezug zum Krieg. Aber beide Lieder haben einen fatalen Fehler: Es sind eigentlich Gebete und haben damit einen Gottesbezug, den Amerikaner bei staatlichen Symbolen gar nicht gerne sehen.
Der Folk-Sänger Woody Guthrie hatte 1940 noch andere Dingen an „God Bless America“ auszusetzen, das er damals ständig im Radio vorgedudelt bekam. Nicht nur, dass es vor Pathos trieft, es ging für ihn auch zu sehr an den Menschen vorbei. Daher schrieb er das bodenständigere „This Land is Your Land“:
This land is your land, this land is my land
From California, to the New York Island
From the redwood forest, to the gulf stream waters
This land was made for you and me
Auch das Lied ist als Alternative zur jetzigen Nationalhymne vorgeschlagen worden, aber ebenfalls vergeblich, vermutlich weil es nicht staatstragend genug ist. Am Ende wird es wohl bei The Star-Spangled Banner bleiben, kriegerische Bilder und schwierige Melodie hin oder her.
In gewisser Weise gehört es auch zum Spaß dazu zu sehen, wie gut sich die Musiker vor dem Superbowl schlagen. Die beste Version soll Whitney Houston beim Superbowl XXV während des Ersten Irak-Kriegs 1991 geliefert haben – Kunststück, es war Playback, was einige Leute ihr immer noch übel nehmen. Die meisten anderen Sänger haben der Melodie ohne technische Hilfe tapfer ins Auge gesehen, waren also doch irgendwie brav.
In diesem Jahr soll Billy Joel die Hymne singen. Das ist seltsam, weil er schon 1989 das Vergnügen hatte und damit bislang als Einziger zwei Mal singen darf. Dieser Autor kann nur hoffen, dass Barry Manilow nicht auch irgendwann gebeten wird, noch einmal aufzutreten: Das könnte die Akzeptanz von Football in Europa um Jahrzehnte zurückwerfen.
Die Nationalhymne wird übrigens nicht nur vor Football-Spielen gesungen. Beim Baseball ist sie so sehr Teil des Ablaufs, dass amerikanische Kinder angeblich in dem Glauben aufwachsen, die letzten beiden Wörter seien Play ball!
Womit wir wieder beim Thema wären. Dieser Autor hat sich nach längerem Seelenpein dazu entschlossen, für die Indianapolis Colts zu sein. Ob sie eine Chance haben, ist eine andere Sache. Nicht umsonst nennt man Chicago the city of the big shoulders.
(Korrigiert 31. Jan 2007: Mit traumwandlerischer Sicherheit falsche Version von „God Bless America“ einkopiert, zuerst gesehen von DKS, vielen Dank; zusätzlicher Link eingebaut. Variante von „This Land“ war eine ältere, auch durch Mainstream-Version ersetzt.)
Rechtschreibe-Anarchie am Supreme Court
Januar 26, 2007Dank Kind Nummer Zwei kommt dieser Autor wieder dazu, Podcasts zu hören. Normalerweise hat er dazu wenig Gelegenheit: In der S-Bahn schreibt er auf dem iBook, zu Hause spielt er mit den Kindern, schreibt auf dem großen Computer weiter oder himmelt einfach nur stundenlang die Schönste Germanin an. Aber wenn man mit dem Kinderwagen unterwegs ist, drängen sich Podcasts regelrecht auf. Kind Nummer Zwei ist zwar süß, aber noch kein wirklicher Gesprächspartner.
Und so konnte der Autor gestern im Neuschnee eine ganze Reihe von Folgen aus Grammar Girl nachholen, ein Podcast von einer amerikanischen Wissenschaftsjournalistin, die sich den Feinheiten der englischen Sprache widmet. Dazu gehören Klassiker wie der Unterschied zwischen who und whom oder wann man that und wann which verwendet, aber auch Ausflüge in die düsteren Teile der Sprache, die selbst bei Angelsachsen Albträume auslösen wie to lay und to lie. Man muss nicht mit allem einverstanden sein – whom stirbt zum Beispiel ohnehin aus. Aber es sind kurze, unterhaltsame Episoden, die auf die Praxis zugeschnitten sind.
Zu den besonders kurzweiligen Einträgen gehörte nun die Frage, wie man den possessive von Worten wie „Kansas“ bildet. Das kommt nicht nur vor, wenn man über „The Wizard of Oz“ spricht, sondern auch bei Urteilen des Supreme Court zur Todesstrafe. In Kansas v. Marsh vom 26. Juni 2006 heißt es nicht nur:
Kansas‘ capital sentencing statute is constitutional.
sondern bei den Einzelkommentaren dann auch:
I nonetheless join Part IV as well, which describes why Kansas’s death penalty statute easily satisfies even a capital jurisprudence as incoherent as ours has become.
Schon am schnippischen Tonfall ist zu erkennen, dass der zweite Kommentar von Justice Antonin Scalia stammt, der wie alle Richter auf dieser Ebene beim Schreiben sehr genau weiß, was er tut. Dass nun zwei Varianten in einem Urteil auftauchen, führte in der Fachpresse zu einigem Schmunzeln und halt zum Podcast von Grammar Girl.
Denn der Trick ist: Beide Versionen sind richtig. Es ist eine Frage des Stils.
Deutsche hassen so etwas. Schlimm genug, dass das Englische eine historische Rechtschreibung hat, wie wir schon besprochen haben, und dass Briten und Amerikaner selbst einfache Wörter wie jail/gaol völlig anders schreiben. Dass neben diesem Schisma auch noch so grundsätzliche Dinge wie die Bildung des possessive mehrere zulässige Varianten haben, bereitet ihnen fast körperliche Schmerzen.
Einige Englischlehrer bringen ihren Schützlingen daher offensichtlich eine einzige Version als „richtig“ bei, ohne auf die anarchistischen Züge der Sprache hinzuweisen. Die Folge davon sind deutsche Kinder, die regelmäßig entsetzt sind, dass Amerikaner (Briten, Australier, Kanadier) „falsches“ Englisch reden, schreiben oder sprechen.
Nun gibt es spätestens seit der Rechtschreibreform auch im Deutschen eine größere Lizenz zum Variieren. Der obige „Albtraum“ hätte also auch ein „Alptraum“ sein können. Zu den größten Einwänden gegen die Reform gehört aber nicht von ungefähr, dass alles etwas „beliebig“ geworden sei. Gewisse Dinge sind auch weiter eindeutig. Zwar gibt es jede Menge Streit über den Genitiv, aber wie er gebildet wird (wenn man ihn schon mal bildet) ist dann weniger das Problem. Generationen von Deutschen sind mit dem Duden als Autorität aufgewachsen.
Im Englischen gab es nie so ein zentrales Leitwerk, auch nicht auf lokaler Ebene. Es ist deswegen nicht nur so, dass die Briten und Amerikaner Dinge unterschiedlich schreiben, sondern auch innerhalb dieser Staaten hat jedes Verlagshaus und jede Redaktion ihre eigenen Regeln. Diese werden in manuals oder stylebooks festgehalten.
Einige der bekannteren Handbücher sind der „Chicago Manual of Style“, „The New York Times Manual of Style and Usage“ und das einflussreiche „AP Stylebook“ der gleichnamigen Nachrichtenagentur. Wer von AP zu der „New York Times“ wechselt, muss sich anpassen. In Deutschland verständigt sich die Presse dagegen mehr oder weniger erfolgreich auf einheitliche Regeln selbst für die Fälle, wo der Duden und ähnliche Werke nicht mehr greifen.
(Die Festlegungen in den Handbüchern gehen über bloße Grammatik-Fragen hinaus sind alles andere als trivial. Es gibt zum Beispiel einen Streit unter angelsächsischen Journalisten darüber, wann man das Wort terrorist benutzen sollte. Die Nachrichtenagentur Reuters vermeidet es trotz massiver Kritik selbst im Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September 2001, weil sie es für wertend hält. Fragen wie die, wann man von einem „Bürgerkrieg“ im Irak sprechen kann, werden wegen ihrer Bedeutung auch öffentlich diskutiert.)
Was heißt das für den interessierten Leser? Erstens, man muss mit dem Wort „falsch“ sehr vorsichtig sein. Es kann auch einfach eine Variante sein. Zweitens, wer sehr viel auf Englisch schreibt, sollte sich bewusst für eine Version entscheiden und dann dabei bleiben, am besten mit Hilfe eines der oben genannten Handbücher. Drittens, wer für eine amerikanische oder britische Zeitschrift schreibt, sollte vorher anfragen, ob sie irgendwelche besonderen Regeln haben.
Wir sind also kurz gesagt dort, wo Deutschland im vor der Reichsgründung war. Eine Wiedervereinigung von Großbritannien und den USA ist allerdings nicht in Sicht. Selbst in den USA dürfte sich die Situation nicht ändern: Von einem Staat mit mehr als 20.000 Waffengesetzen kann man aber auch nicht ernsthaft eine einheitliche Rechtschreibung erwarten.
Leider sind nicht alle Podcasts so gut für Spaziergänge mit Kind Nummer Zwei geeignet wie die Drei-Minuten-Spots von Grammar Girl. Dieser Autor schleppt seit Ewigkeiten die Folgen vom BuffCast auf dem iPod mit sich herum, das (natürlich) von Buffy the Vampire Slayer handelt. Allein, sie sind zwei oder drei Stunden lang – bis dahin hat der Nachwuchs fast schon wieder Hunger, und nicht nur er. Das wird vermutlich auf den nächsten Transatlantik-Flug warten müssen.
Eine Übersicht über die US-Geheimdienste
Januar 24, 2007Der CIA und das US-Verteidigungsministerium haben amerikanische Finanzinstitutionen um, sagen wir mal, ein wenig Hilfe bei den Ermittlungen gegen Terroristen und Spione gefragt. Offenbar wäre etwas im Sinne von fuck off oder go away oder schlicht no eine zulässige Antwort gewesen: Im Gegensatz zu entsprechenden Anfragen des FBI waren diese Auskünfte freiwillig (ein Detail, was nicht alle deutschen Journalisten erwähnenswert fanden). Zumindest einige Institutionen haben die Finanzdaten ihrer Kunden überreicht, und damit haben die Amerikaner wieder eine Diskussion über den Datenschutz.
Wir werden uns wie immer nicht mit dem konkreten Fall beschäftigen, sondern einen kurzen Überblick über die allgemeine Struktur der US-Geheimdienste liefern, der Intelligence Community (IC). Das ist überfällig, weil wir schon ein Mitglied, die NSA, ausführlicher behandelt haben. Etwas voreilig vielleicht, aber Halle Berry war einfach zu schnuckelig.
Die USA haben eine erstaunliche Zahl von Geheimdiensten, was wieder historische Gründe hat, auf die wir nicht eingehen, und dem allgemeinen Prinzip folgt, dass die Ministerien und Behörden sehr stark spezialisiert sind. Seit Dezember 1984 sind die Dienste in dem losen Verband der IC zusammengefasst. Das geht auf ein Executive Order von Präsident Ronald Reagan zurück, der in EO 12333 schrieb:
The United States intelligence effort shall provide the President and the National Security Council with the necessary information on which to base decisions concerning the conduct and development of foreign, defense and economic policy, and the protection of United States national interests from foreign security threats. All departments and agencies shall cooperate fully to fulfill this goal.
(Der National Security Council berät den Präsidenten seit 1947 in Fragen der nationalen Sicherheit und Außenpolitik) Die entsprechenden Gesetze sind seit dem einige Male angepasst worden. Die 16 Einzeldienste werden im Rahmen der Gemeinschaft als elements bezeichnet. Es handelt sich um:
- CIA (Central Intelligence Agency, keinem Ministerium zugeordnet). Ziviler Geheimdienst der USA, darf im Inland nicht tätig werden. In deutschen Medien wird gelegentlich vom „Auslandsgeheimdienst“ gesprochen, was aber irreführend ist, denn es gibt keinen „Inlandsgeheimdienst“ als Gegenstück. Zahl der Mitarbeiter und Budget sind geheim. Nach EO 12333 darf der CIA ausdrücklich keine Leute töten (doch, das steht da wirklich). Geben das World Factbook heraus, das alle zwei Wochen aktualisiert wird und der einem interessante Dinge erklärt wie dass Deutschland 14,4 Millionen wehrdiensttaugliche Frauen hat. Braucht einen eigenen Eintrag, das Factbook vermutlich auch.
- DIA (Defense Intelligence Agency, Verteidigungsministerium) Militärischer Geheimdienst, nach eigenen Angaben mehr als 7500 Mitarbeiter, Budget geheim. Liefert alles von Informationen über die Flugcharakteristika von Raketen zu Biografien von ausländischen Militärchefs. Braucht auch einen eigenen Eintrag.
- NSA (National Security Agency, Verteidigungsministerium) Abhör- und Verschlüsselungsdienste, keine Einsätze, nur im Ausland tätig. Wie oben erwähnt haben wir dazu bereits etwas geschrieben.
- Geheimdienste der Waffengattungen (Verteidigungsministerium). Heer, Marine, Luftwaffe und Marineinfanterie haben alle ihre eigenen Nachrichtendienste.
- US Coast Guard Intelligence (Heimatschutzministerium) Geheimdienst der Küstenwache. Diese tut in den USA wesentlich mehr als nur verunglückte Fischer zu retten und braucht daher auch einen eigenen Eintrag, denn bislang haben wir sie nur angerissen.
- NGA (National Geospatial-Intelligence Agency, Verteidigungsministerium). Stellt Kartenmaterial und andere Daten über die Erdbeschaffenheit zur Verfügung.
- NRO (National Reconnaissance Office, Verteidigungsministerium). „Freedom’s Sentinel in Space“, betreibt die Aufklärungssatelliten der USA.
- IAIP (Information Analysis and Infrastructure Protection Directorate, Heimatschutzministerium). Überwacht mögliche Bedrohungen gegen die zentralen Teile der US-Infrastruktur und stellt entsprechende Informationen für andere Behörden zur Verfügung. Dazu gehören auch Stellen bei den Bundesstaaten und Kommunen. [Wird offenbar gerade umgebaut zur Office of Intelligence and Analysis im Heimatschutzministerium, im Moment keine eigene Website verfügbar]
- NSB/FBI (National Security Branch, Teil des FBI, Justizministerium). Terror- und Spionageabwehr, insbesondere zum Schutz gegen Anschläge mit Massenvernichtungswaffen. Gegründet im September 2005. Das FBI braucht einen eigenen Eintrag.
- NN/DEA (Office of National Security Intelligence, Justizministerium). Zuständig für Geheimdienstinformationen, die für und beim Kampf gegen den Handel mit illegalen Drogen gewonnen werden. Wem das seltsam vorkommt, sie in dieser Liste zu sehen, sollte sich klar machen:
The DEA has the largest US law enforcement presence abroad with 86 offices in 63 countries and it has over 33 years of operational experience in the foreign arena.
Vermutlich müssen wir auch hier etwas ins Detail gehen.
- INR (Bureau of Intelligence and Research, Außenministerium). Arbeitet Geheimdienstinformationen für die Verwendung durch das US-Außenministerium auf. Viel zu lesen für Condi und Co.: Fast zwei Millionen Berichte und etwa 3.500 schriftliche Analysen pro Jahr.
- OIA/Treasury (Office of Intelligence and Analysis, Finanzministerium). Für Geheimdienstinformationen bezüglich der Finanzierung von Terrorgruppen und ähnliches zuständig, darüber hinaus allgemeinere Analysen über finanzielle Fragen. Gehört zum Office of Terrorism and Financial Intelligence (TFI), das allgemein für die Abwehr von Angriffen gegen das Finanzsystem der USA, den Kampf gegen Geldwäsche und die Geldbeschaffung durch Schurkenstaaten verantwortlich ist, aber selbst nicht zur IC gehört.
- IN/DOE (Office of Intelligence, Energieministerium). Schutz des amerikanischen Atomprogramms, von Atomwaffen bis zu den Forschungsdaten.
(Noch einmal zur Erinnerung: Der Secret Service ist kein Geheimdienst, sondern heißt nur so.)
An der Spitze des Verbandes steht der Director of National Intelligence (DNI), im Moment (Januar 2007) John Negroponte. Er hat allerdings nur wenig wirkliche Macht, sondern legt Prioritäten fest, kann sein Budget verteilen und versuchen, alles irgendwie zu koordinieren. Die Dienste selbst unterstehen weiter ihren Direktoren, die als Teil Exekutive dem Präsidenten Bericht erstatten. Die Ausnahme ist der CIA, der nur beim DNI vorspricht.
Ob das alles wirklich so effizient ist und nicht verbessert werden könnte, ist ein viel diskutiertes Thema, besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Allerdings sind eine ganze Menge Amerikaner dagegen, zu effiziente Geheimdienste zu haben, wenn sie das Inland betreffen.
Überwacht werden die Dienste durch verschiedene Ausschüsse des Kongresses, insbesondere dem House Permanent Select Committee on Intelligence und dem Senate Select Committee on Intelligence. Besonders die Vorsitzenden dieser Ausschüsse haben daher tiefe Einsichten in ein breites Spektrum von Geheimdienstinformationen, was es entsprechend interessant macht, wenn sie sich äußern. Das ist den deutschen Medien nicht verständlich zu machen, die solche Aussagen in der Regel ignorieren – wir sind wieder bei dem Problem, dass die Folgen der strengen Gewaltenteilung nicht verstanden werden.
Was fällt sonst an der Liste auf? Die meisten dieser Institutionen tauchen sehr, sehr selten in der Presse auf. Über die CIA wird ständig berichtet – man fragt sich fast, ob man überhaupt noch von einem „Geheimdienst“ sprechen kann und ob da vielleicht nicht Absicht dahinter steckt – über die NSA hin und wieder, aber gemessen an seiner Bedeutung ist es besonders um die DIA verdächtig ruhig.
Dieser Autor könnte natürlich erklären, warum das so ist, aber wie alle interessierten Leser wissen, die genug Agentenfilme gesehen haben, gilt bei so etwas der Spruch: I could tell you, but then I would have to shoot you. Und dazu haben wir nun wirklich nicht die Zeit.
Hillary Clintons Gewicht als Gorilla
Januar 22, 2007Hillary Clinton will Präsidentin der USA werden. Das führt zu allen möglichen Artikeln in den USA, aber auch in Deutschland, wie den von Marc Pitzke in „Spiegel Online“. Darin weist er auf US-Kommentatoren hin, die sie als „500-Pfund Gorilla“ bezeichnen. Der Zusammenhang zeigt schon, dass es ein feststehender Ausdruck ist, also nicht eine bösartige Spitze gegen die Senatorin aus New York, die eigentlich auch gar nicht so dick ist wie einige ihrer Landsleute.
Nun kennt dieser Autor das Bild allerdings nur mit einem 800-pound gorilla. Die Lexika geben ihm dabei Recht, aber das ist dummes Zeug, denn im 21. Jahrhundert löst man das Problem empirisch durch Google:
- „400-pound gorilla“: 21.700 Treffer
- „500-pound gorilla“: 45.900 Treffer
- „600-pound gorilla“: 26.400 Treffer
- „700-pound gorilla“: 1.310 Treffer
- „800-pound gorilla“: 356.000 Treffer
- „900-pound gorilla“: 36.300 Treffer
Die 800er Gorillas sind also tatsächlich an häufigsten, aber 500er sind eine durchaus gängige Variante. Hängt es vielleicht vom Geschlecht ab? Möglich – das Lexikon sagt, dass dicke Gorillas 600 Pfund erreichen können und dass die Weibchen halb so groß sind. Lassen wir etwas poetische Übertreibung zu, sind wir schnell bei 800 und 500 Pfund. Spätestens ab 1.000 Pfund wird es aber wohl albern, und 8.000 Pfund völlig indiskutabel. Das wäre selbst für Helmut Kohl zu viel gewesen.
Schön, dass wir die Zahl geklärt haben, aber vielleicht sollten wir uns jetzt dem Bild selbst widmen, das in den USA recht häufig ist. Eigentlich gibt es zwei: Den 800-pound gorilla in the room und den einfachen 800-Pfund Gorilla, der nur irgendwo herumsitzt und auf Sigourney Weaver wartet.
Der Gorilla im Zimmer ist ein Thema, das eigentlich das wichtigste ist oder an das alle irgendwie denken, aber das niemand anspricht oder auch nur ansprechen will. Es ist also der Brei, um den deutsche Katzen schleichen, allerdings mit der Andeutung, dass der Brei sehr, sehr böse werden kann, wenn man ihn reizt oder ihn auch nur erwähnt. Wir finden zum Beispiel in einem Interview mit dem Gouverneur von Vermont, Howard Dean, im Oktober 2005 folgende Frage:
In the aftermath of Hurricane Katrina we saw and heard disturbing images and comments that showed our society is still plagued by racist attitudes. It’s the 800-pound gorilla in the room that few politicians, at least few white politicians, are willing to confront.
(Deans wohl vorhersehbare Antwort: I did.) Der Gorilla an sich dominiert dagegen im übertragenen Sinn ein Gebiet, besonders in der Wirtschaft, ob man ihn beachtet oder nicht. Microsoft wird oft der 800-Pfund Gorilla bei PC-Software genannt: Auch wenn er nur herumsitzt und sich gelegentlich kratzt, beeinflusst er das Geschehen oder beherrscht es sogar, denn alle wissen: An ihm kommt niemand vorbei.
Die Bilder überlappen sich natürlich und die Unterteilung ist etwas künstlich. Bei Clinton ist aber eindeutig die zweite Bedeutung gemeint: Wegen ihrer Bekanntheit, ihres politischen Einflusses als erfolgreiche Senatorin und ihrer finanziellen Mittel ist sie im Moment die führende Demokratin, an der man im Wahlkampf nicht vorbeikommt. Genug geredet wird über sie.
Sie selbst wird hoffen, dass der folgende Witz auch auf 500-Pfund schwere Gorillas zutrifft:
Question: Where does an 800-pound gorilla sit?
Answer: Anywhere it wants to.
Zum Glück ist der Resolute Desk ziemlich groß und stabil gebaut. Er war übrigens ein Geschenk von einer Frau, die wirklich ihr Zeitalter beherrscht hat wie keine zweite: Königin Victoria.
Ob sie sich damals auch mit einem Gorilla vergleichen lassen musste?
Kurz erklärt: XYZ
Januar 19, 2007Wenn wir uns schon im hinteren Teil des Alphabets herumtreiben: Mit einem zugemurmelten „XYZ“ kann man Amerikaner dazu bringen, sich ihren Hosenstall anzuschauen, denn das ist eine Abkürzung für examine your zipper.
Und da dies der 100. Eintrag dieses Blogs ist – META-Einträge nicht mitgerechnet – bleibt er zur Feier des Tages besonders kurz.
ZEUGS: Die Sowjets besetzen Oz, die Verbform von Pluto und Peso-Pizzen
Januar 17, 2007- Zu Oz: Einigen ostdeutschen Lesern (und auch Wessis) kam die Geschichte mit Dorothy und Toto wohl doch sehr bekannt vor, wenn auch mit „Elli“ und „Totoschka“ in den Hauptrollen. Es stellt sich heraus, dass ein gewisser Alexander Wolkow, Bürger der Sowjetunion, 1939 etwas herausbrachte, das offiziell als „Nacherzählung“ oder „freie Wiedergabe“ der Oz-Geschichten geführt wurde. Das wurde dann auf Deutsch übersetzt und erfreute sich in der DDR als „Smaragdenstadt“ großer Beliebtheit, ohne dass man wohl zu deutlich auf die Originalversion beim Feind hinwies. Praktischerweise verfielen die Oz-Rechte 1989 und damit im selben Jahr wie die Mauer. Wenn das Reagan gewusst hätte.
- Zu Pluto: Die Herabstufung von Pluto hinterlässt Spuren in der englischen Sprache: Eine Gruppe von US-Sprachforschern erklärte die Verbform to pluto sowie das Adjektiv plutoed zum Wort des Jahres [PDF]. To pluto wird die „grammer nazis“ ärgern, die eine Neigung zu verstärkter Ververbung als Gefahr für die englische Sprache sehen, denn wie es bei „Calvin and Hobbes“ heißt: Verbing weirds language.
- Zu Free Speech: The Onion ist eine Zeitungsparodie mit einem bösen Sinn für Humor, der wir eigentlich einen eigenen Eintrag widmen sollten. Zu der Entscheidung der Bürgerrechtsgruppe ACLU, die Meinungsfreiheit von Nazis zu schützen, schrieb sie schon von Jahren eine Satire. Die ganze Website ist eine gute Einführung in den angelsächsischen Humor.
- Zu Krankenversicherungen: Wir hatten zwar nur im Vorbeigehen die Pflichtversicherung in Massachusetts erwähnt und ein allgemeiner Überblick steht noch aus. Der interessierte Leser sei aber jetzt schon auf die Diskussion in Kalifornien hingewiesen, wo Gouverneur Arnold Schwarzenegger auch eine solche Versicherung einführen will. Dieser Autor muss dabei leider immer an einen Satz von ihm aus Predator denken: If it bleeds, we can kill it.
- Zu Hispanics: Der US-Pizzakette Pizza Patron ist etwas aufgefallen: Viele Hispanics haben nach ihren Reisen nach Mexiko immer jede Menge Pesos in der Tasche. In den Geschäften direkt an der Grenze kann man damit zwar oft bezahlen, aber was machen die ganzen Leute, die im Landesinneren wohnen? Damit das schöne Geld nicht schlecht wird, kann man damit jetzt bei der Kette bezahlen, selbst in Orten wie Denver. Das Programm läuft zwei Monate auf Probe, als Werbemasche hat es sich wohl schon gelohnt.
- Zur Direktwahl von Abgeordneten: Nach dem Wechsel in die
OppositionMinderheit verlieren die Republikaner im Kongress völlig die Parteitreue: Jede Menge Abgeordnete haben in den vergangenen Tagen mit den Demokraten gestimmt. Eine (optimistische) Erklärung: Bei der letzten Wahl habe der Bürger sehr deutlich seinen Willen klar gemacht und die Abgeordneten hätten das dringende Bedürfnis, wiedergewählt zu werden. Es zeigt zumindest wieder, wie abnormal die Situation unter Tom „The Hammer“ DeLay war und dass man in Systemen ohne Fraktionszwang nicht einfach auf die Sitzzahl starren kann. - Zur Todesstrafe: Wir hatten über Hinrichtungen in Japan gesprochen und wie sie in den deutschen Medien sehr viel weniger vorkommen als die in den USA. In den vergangenen Wochen gab es plötzlich eine ganze Serie von Berichten – bei der Tagesschau zum Beispiel war es an einem Sonntag in der Onlineausgabe der Aufmacher. Dass man immer erst schimpfen muss.
(Danke an MM für den Hinweis auf die Smaragdenstadt und TK für Angaben zum Ablauf der Rechte)
Die Sache mit der Opposition
Januar 15, 2007Dem aufmerksamen Medienbeobachter wird seit dem Zusammentreten des neuen Kongresses ein lustiges Schauspiel zuteil: Auch nach der Machtübernahme der Demokraten in beiden Kammern versuchen europäische Journalisten, den Begriff der „Opposition“ aus der Parlamentsdemokratie auf das amerikanische System anzuwenden. Regel 2 dieses Blogs verbietet es leider, Beispiele zu nennen, aber dem interessierten Leser wird es vermutlich ohnehin selbst aufgefallen sein.
Das Problem ist nur: So richtig passt das nicht. Sind die Republikaner jetzt in der Opposition, weil sie im Kongress in der Minderheit sind? Oder sind es immer noch die Demokraten, weil der Präsident ein Republikaner ist?
Von einer „Opposition“ kann man deswegen in parlamentarischen Demokratien wie der deutschen oder britischen so gut reden, weil die Exekutive aus der Legislative hervorgeht, beide also zur gleichen Partei oder Koalition gehören. Die strengere Gewaltenteilung in den USA mit der getrennten Wahl der Exekutive macht den Begriff, nun, schwierig. Die Regierung hat nicht automatisch die Mehrheit im Kongress, wie man sieht.
Besser ist es, einfach von der „Mehrheitspartei“ und der „Minderheitspartei“ zu sprechen. Dann weiß jeder, was gemeint ist.