Archive for Februar, 2011

META: Index aktualisiert (und erweitert)

Februar 28, 2011

So nach einem halben Jahr kann man ja mal wieder: Der Index ist auf dem neusten Stand. Weil auch er unübersichtlich wird, sind jetzt die nach der Meinung dieses Autors wichtigsten Texte hervorgehoben.

ZEUGS: Französisch am Ende, Scientology und der deutsche Turboencabulator

Februar 25, 2011

Helle Freude bei den Angelsachsen: Endlich, endlich haben die Franzosen zugegeben, dass Französisch eine einzige Verarsche ist. In Wirklichkeit sprechen die Franzosen nämlich alle Englisch, was sonst. Dafür hat sich das gesamte WikiLeaks-Projekt gelohnt.

  • Zu Scientology: Dieser Autor wird in unregelmäßigen Abständen gebeten, etwas über die Glaubensgemeinschaft zu schreiben. Da Scientology in Deutschland ein ständiges Thema ist, sieht er hier jedoch nicht wirklich eine Wissenslücke. Wir weisen trotzdem für die entsprechend interessierten interessierten Leser auf einen (sehr) ausführlichen Bericht des Magazins „The New Yorker“ über einen Aussteiger hin (auch von deutschen Medien aufgegriffen). Die Länge kommt auch dadurch, dass die Autoren sauber zu jedem Vorwurf eine Stellungnahme der Organisation eingeholt und beigefügt haben. Auch prominente Mitglieder wie die Schauspielerin Kirstie „Saavik“ Alley kommen zu Wort:

    Scientology, she says, helped her lose her craving for cocaine. „Without Scientology, I would be dead,“ she has said.

    Der Bericht geht auch auf Tom Cruise und die Rolle von Scientology in Hollywood ein. Während wir dabei sind, können wir darauf hinweisen, dass das Zombies-im-Weltall-Spiel Dead Space 2 in den USA als Angriff auf Scientology gesehen wird:

    The look of Unitology was clearly lifted wholesale from Scientologist texts and products.

    Der Verlag EA sieht das nicht so. Der Zusatz „in den USA“ ist wichtig, denn in Deutschland bemüht sich Bayern mit aller Macht um eine Indizierung des Spiels.

  • Zu Atlas Shrugged: Die interessierte Leserin SJ weist darauf hin, dass eine Verfilmung des Buchs in der Mache ist. Instapundit behauptet, dass bis zur Uraufführung noch Zeit genug ist, den Roman zu lesen; dieser Autor hat da so seine Zweifel.
  • Zum Misstrauen gegenüber dem Bund: Die Bösen in Atlas Shrugged sitzen unter anderem in Washington. Das ist im amerikanischen Kino der Normalfall, sagt die Autorin Alex Leo, die sich in US-Filmen von den 80er Jahren bis heute die Bösewichte angeschaut hat:

    As you can see the overall winner of the villain tally is American military/government/law enforcement. Our own protectors even beat out the Russians in the 80s! We are a country that distrusts government innately and that has translated to film.

    Interessanterweise scheint der Anteil der Nazis in den vergangenen zwei Jahrzehnten zugenommen zu haben. Was uns zu der Diskussion im Hause Stevenson bringt, wo das Iron Sky-Poster „Buy War Bonds“ nun aufgehangen werden soll …

  • Zu Menschenversuchen: Die japanische Regierung hat mit Ausgrabungen an einer mutmaßlichen Wirkungsstätte der Einheit 731 begonnen.
  • Zu Banzai-Angriffen, während wir über den Zweiten Weltkrieg reden: Das Blog Strategie Page benutzt den Begriff, um die neue Strategie der Al-Kaida zu beschreiben. Im Text wird ausführlich auf den Hintergrund der Angriffsart eingegangen:

    The zealous Banzai attack was not a pillar of Japanese infantry tactics but rather an expression of frustration and despair. When the Japanese launched a Banzai attack, they were announcing that they were in a hopeless situation and would rather die fighting than surrender.

    Zum Seitenhieb auf die Briten am Ende des Textes: Gemeint ist insbesondere die Schlacht von Singapur, bei der ein verzweifelter Bluff von 30.000 völlig fertigen japanischen Soldaten dazu führte, dass sich etwa 80.000 Briten, Australier und Inder ergaben. Die Amerikaner haben das den Engländern nie wirklich verziehen, die Bevölkerung von Singapur vermutlich auch nicht.

  • Zu berühmten Frauen: Um das Verschwinden der Pilotin Amelia Earhart aufzuklären wird jetzt die Spucke von ihren Briefumschlägen untersucht. Die daraus gewonnene DNA soll mit der aus diversen Knochenfunden verglichen werden. Jetzt müssen sich die Wissenschafter mit der Frage beschäftigen: How did Amelia Earhart lick? (Via i09)
  • Zu Alkohol: Laut einer Karte des weltweiten Alkoholkonsums trinken die Amerikaner bedeutend weniger als die Europäer. An dieser Stelle mag der interessierte Leser selbsttätig seinen Lieblingswitz über amerikanisches Bier einfügen.
  • Zum amerikanischen Bundeshaushalt: Slate hat die unfassbar großen Zahlen des US-Budgets auf ein normales Jahreseinkommen umgerechnet:

    You, my friend, are the United States government. And today, President [Barack] Obama revealed his budget plan for you.

    Während wir dabei sind, sollten wir auf den inzwischen berühmten National Debt Road Trip [YouTube] von PoliticalMath hinweisen. Man beachte, wie sorgfältig der Autor entsprechend der Gewaltenteilung aufschlüsselt, wer unter welchem Präsidenten die Kontrolle über den Kongress hat.

  • Zum Turboencabulator: Die Schönste Germanin und der interessierte Leser WK weisen darauf hin, dass in Deutschland Konrad Zerbel schon 1885 den „Multitransformationsdeformator“ (MTF) erfunden hat. Gut, das mag sein, aber offenbar ist die Vermarktung des Geräts nicht ausreichend vorangetrieben worden. Da ist noch einiges an Arbeit nötig!
  • Von dem Spruch mit den kleinen Leuten

    Februar 21, 2011

    Zu den vielen Standard-Formulierungen in amerikanischen Blogs gehört die Konstruktion X is for the little people. Bei Instapundit, die einflussreiche Seite des konservativen Juraprofessors Glenn Reynolds, fanden wir vor einigen Tagen zum Beispiel:

    Accountability, like taxes, is for the little people

    Man beachte den Hinweis auf Steuern, der weiter unten wichtig sein wird. Reynolds benutzt den Satz besonders gerne beim Thema Energieverbrauch, ob beim SUV-Fuhrpark des demokratischen Senators Harry Reid oder der Raumtemperatur im Weißen Haus.

    Ohnehin finden wir den Spruch von den kleinen Leuten im Moment gerne in Verbindung mit dem Präsidenten: Bei einem Bericht von Right Network über die Kosten des Staatsbesuchs von Chinas Präsident Hu Jintao heißt es:

    Sacrifice Is For the Little People

    Kritisiert wird der Preis von 399 Dollar je Flasche Wein während einer schweren Wirtschaftskrise. Und das bei einem Gast aus einem Arbeiter- und Bauernstaat!

    Wir sollten allerdings darauf hinweisen, dass wir spitze Kommentare wie laws are only for the little people auch bei Diskussionen über Ex-Präsident George W. Bush finden. Die Formulierung wird für die Mächtigen und Reichen allgemein benutzt, nicht nur mächtige und reiche Mitglieder der einen oder anderen Partei. Wer gerade den Präsidenten stellt, bekommt es halt heftiger ab.

    Wir kommen dem Ursprung des Satzes näher, wenn wir einen Bericht der „grünen“ Makler von gbNYC über einen energiesparenden Umbau des Helmsley-Gebäudes in Manhattan lesen:

    Green Building Is For The Little People

    Tatsächlich geht der Satz auf die Immobilien-Milliardärin Leona Helmsey zurück, die berüchtigt war für ihren Geiz und die menschenverachtende Art, wie sie ihre Angestellten behandelte. Der Nachruf des Guardian, eine britische Zeitung, nimmt einige Seitenhiebe auf die USA mit:

    [S]he thought of herself as an empress. Employees were serfs. Even in Ronald Reagan’s America, this was too much, and they invoked the law, the internal revenue and popular opinion against her.

    Helmsey bekam den Spitznamen the Queen of Mean verpasst. Der Spruch selbst stammt aus einem Gerichtsverfahren wegen Steuerhinterziehung und wurde von einem Angestellten zu Protokoll gegeben. Helmsey soll gesagt haben:

    Only the little people pay taxes.

    Helmseys Anwalt stritt das Zitat nie ab und auch nicht, dass seine Mandantin einen rüden Umgangston hatte. Den Geschworenen sagte er:

    I don’t believe Mrs. Helmsley is charged in the indictment with being a bitch.

    Umsonst: Wegen der Hinterziehung von 1,2 Millionen Dollar Bundessteuern wurde die damals 69-Jährige zu vier Jahren Gefängnis verurteilt und musste 7,1 Millionen Dollar Strafe zahlen. Sie verbrachte 18 Monate im Gefängnis. Ihre 750 Sozialstunden wurden um weitere 150 aufgestockt, als bekannt wurde, dass ihre Angestellten einige hatten ableisten müssen.

    Helmsey starb 2007 im Alter von 87 Jahren als eine der verhasstesten Menschen in den USA. Der ihr zugeschriebene Spruch lebt weiter.

    META: Blogpause bis Montag, 21. Februar 2011

    Februar 15, 2011

    Die wirkliche Welt ist wieder der Meinung, dass dieser Autor mehr Zeit mit und vor allem in ihr verbringen soll. Daher macht dieses Blog eine Pause bis


    Montag, den 21. Februar 2011

    Der nächste Eintrag wird vermutlich ein ZEUGS-Text sein.

    Wer (oder besser was) ist Mary Jane?

    Februar 12, 2011

    Face it, Tiger … you just hit the jackpot!
    — Mary Jane Watsons erste Worte an Peter Parker

    Dieses Blog leidet darunter, dass dieser Autor noch nicht alle Filme gesehen hat, die er sehen müsste, um die bestmöglichen Einträge zu schreiben. Dazu gehört auch Reefer Madness von Andy Fickman (sein echter Name), für den er jetzt erst Zeit gefunden hat.

    Empfohlen wurde ihm die Parodie auf die Anti-Drogen-Bewegung der 30er Jahre, benannt nach einem unfreiwillig komischen Aufklärungsfilm, natürlich schon länger (unter anderem mit dem Hinweis auf „Veronica Mars als Domina“, was zu denken gibt). Allein, es ist kein Film, den man zusammen mit Kindern gucken kann (ja, auch wegen der Szene mit Kristen Bell), und das führt im Hause Stevenson zu gewissen Verzögerungen. Noch, äh, etwa zwölf Jahre lang.

    Diese spezielle Lücke ist inzwischen geschlossen, aber leider zu spät für die Einträge über Meinungsfreiheit: Ein Film, der unter anderem Drogenkonsum als nicht so schlimm darstellt, der halbnackte Tanzeinlagen von Jesus, Spott über Präsidenten und Patriotismus enthält und in letzter Konsequenz dazu aufruft, Autorität in Frage zu stellen, hätte gut hineingepasst. Auch die Beschreibung von Franklin D. Roosevelt als Supreme Court packing Bolshevik haben wir jetzt leider knapp verpasst.

    Was wir noch mitnehmen können, ist dass der Film die Hölle für Übersetzer sein muss: Neben den Anspielungen auf die politische Landschaft der 30er Jahre kommen die Wortspiele mit Slang-Namen von Drogen hinzu. Wir können unmöglich alle abhandeln — die „offizielle“ Liste der US-Regierung zu solchen Begriffen umfasst etwa 27 Bildschirmseiten, von „3750“ und „420“ bis „Zooie“ und „Zoom“.

    Aber ein Ausdruck kommt als Anspielung so häufig vor, dass wir ihn ansprechen sollten: „Mary Jane“ für Marihuana. Eine von unseren berühmten informellen Umfragen hat ergeben, dass der Name in Deutschland nicht ganz so geläufig ist.

    (Als Erklärung hört man oft, dass „Marihuana“ vom Spanischen María Juana kommen soll, was eine direkte Verbindung wäre. Offenbar ist das aber umstritten, daher ignorieren wir die Frage des Ursprungs.)

    Fans von Janis Joplin werden das wegen des gleichnamigen Lieds wissen:

    When I bring home my hard-earned pay
    I spend my money all on Mary Jane.

    Wir finden entsprechend auch Mary Jane’s Last Dance von Tom Petty and the Heartbreakers oder What’s the New Mary Jane von den Beatles; als Titel findet es sich bei Alanis Morissette, Rick „Superfreak“ James — der die Verbindung zu den Mary Jane Girls herstellt — oder Megadeth. Dort ist der Zusammenhang klar:

    Fingers gripped around my brain
    No control, my mind is lame
    I’m in the astral plane
    And I’ll never be the same

    Auch Tori Amos sagt, was Sache ist.

    Aber was ist mit den ganzen anderen Mary Janes in den USA? Was ist, oh Schreck, insbesondere mit Mary Jane Watson, der love interest von Peter „Spider-Man“ Parker? Die offizielle Marvel-Biografie schweigt sich natürlich zu dem Thema aus. Spider-Mans Schöpfer Stan Lee soll erklärt haben:

    „I swear, I never smoked marijuana,“ said Lee in the May 2002 issue of Maxim. „When I named Spider-Man’s girlfriend Mary Jane, it was only after a while that somebody said, ‚You’re pretty nervy giving her the nickname of marijuana.‘ I had no idea that’s what it was.“

    [Das nervy heißt hier „du bist dreist“, die Bedeutung des Wortes in den USA, nicht „du bist nervös“, wie die Briten jetzt vielleicht denken.]

    Nun kann Lee ja viel sagen — nach dem Motto „aber nicht eingeatmet“ und so. Aber auf Nachfrage bestätigte der Comic-Experte CHR, dass es wohl keine Verbindung gibt. Er verweist zudem auf Green Goblin Reborn! aus dem Jahr 1971, in dem Spider-Man etwas arg demonstrativ Drogen ablehnt. MJ ist wohl clean.

    Ach, und natürlich hat dieser Autor immer noch nicht den zweiten Spider-Man-Film gesehen, geschweige denn den dritten. Da inzwischen der reboot in Arbeit ist, wird er wohl nie aufholen …

    [Korrigiert 13. Feb 2011: Überflüssiges „a“ bei „Megadeth“ entfernt. Zuerst gesehen von MS, vielen Dank]

    ZEUGS: Käse schlägt Stahl – Notizen zum Super Bowl XLV

    Februar 7, 2011

    Und wieder können wir sagen: So muss Sport sein, Entscheidung in der letzten Minute. Unfassbar, dass Beetlebum eingeschlafen sein soll. Einige Randbemerkungen zum wichtigsten Sportereignis des Jahres:

    • Zur Nationalhymne, um ganz vorne anzufangen: Christina Aguilera hat das mit dem Text nicht ganz hingekriegt [YouTube], sehr zum Hohn des amerikanischen Internets. Erstaunlicherweise ist das auch in Deutschland eine Nachricht wert, aber Sarah Connor hat hier wohl mediale Vorarbeit geleistet. Wer nicht genug vom Star „Mangled“ Banner bekommen kann, sollte sich Times Liste der zehn schlechtesten Vorführungen anschauen. Besonders empfohlen sei die von Michael Bolton (Hillary Clinton kann zwar nicht singen, kennt aber wenigstens den Text). Ach, und was sagt Aguilera selbst zu dem Vorfall?

      I got so lost in the moment of the song that I lost my place … I can only hope that everyone could feel my love for this country and that the true spirit of its anthem still came through.

      Keine Angst. Eine Hymne, die als Trinklied anfing, hält eine Menge aus.

    • Zur Werbung, bekanntlich ein eigener Höhepunkt: Die komplette Liste der Spots findet man bei Time (io9 hat die Filmtrailer getrennt herausgebrochen). Sieger der Herzen im Hause Stevenson ist die VW-Werbung mit Mini-Darth-Vader [YouTube] names The Force. Wer beim Spot von Teleflora mit Faith Hill über das Wort rack rätselt: Umgangssprachlich ist damit das, äh, Holz vor der Hütte gemeint.
    • Zur Taktik des Spiels: Die ist so anspruchsvoll, dass einige NFL-Teams überlegen, für ihre Spielzug-Pläne auf iPads umzusteigen. Dafür sprechen schon mal Umweltschutzgründe, denn pro Spiel fallen für die playbooks im Moment 5.000 Blatt Papier an. Außerdem:

      [F]rom a coach’s or player’s perspective, imagine being able to quickly sort through a large set of plays, look at them in a stylish graphical presentation, see animations of them in action, and more — or to download a photo of the last play seconds later.

      Wegen der primitiveren weniger ausgefeilten Taktik ist das beim Fußball vermutlich unnötig: Hauptsache, der Wachsmalstift bricht nicht ab.

    • Zum Stadion, während wir bei Hochtechnologie sind: Technik-Freaks werden sich etwas näher mit dem Cowboys Stadium befassen wollen.

      Cowboys Stadium, the $1.2 billion baby of the team’s famous owner, Jerry Jones, is pretty much a testament to everything big, including the latest technology that can be used and presented to help streamline the experience of everyone on-site for a game.

      Alles groß? Muss Texas sein.

    • Zur Intelligenz: Im Football fängt das bei den Cheerleadern an. Da wäre Wendy Brown von den Atlanta Falcons, die an der Georgia Tech biomedical engineering studiert, was für diesen Autor verdächtig nach „Borg-Bau“ klingt. Gar nicht übersetzen kann er den Titel ihrer jüngsten Veröffentlichung:

      Engineering fibrin matrices: the engagement of polymerization pockets through fibrin knob technology for the delivery and retention of therapeutic proteins

      Nebenbei erklärt sie für die NFL schnell mal das dritte newtonsche Gesetz. Auch sieben andere ihrer Kolleginnen bei den Falcons sind in den Naturwissenschaften unterwegs. Dass die NLF (und Websites wie Science Cheerleader) das betont, gehört zu einem Versuch, den Amerikanern über Football die Wissenschaft näher zu bringen. NBC hat eine ganze Serie [Videos] namens Science of NFL Football zusammengestellt, während Popular Mechanics die Härte eines hits erklärt. Da es in Deutschland keine Cheerleader beim Fußball gibt, müssen sich Physikerinnen mit zweitrangigen Jobs begnügen, wie zum Beispiel, äh, Bundeskanzlerin.

    • Zu Geld beim Football, um zum Ende zu kommen: Dass ausgerechnet die Green Bay Packers den Super Bowl gewonnen haben, hat etwas besonderes: Der Verein gehört den Fans. Richtig viel haben sie nicht davon:

      Shareholders receive no dividend check and no free tickets to Lambeau Field. They don’t even get a foam cheesehead. All they get is a piece of paper that says they are part-owners of the Green Bay Packers.

      Und das Wissen, die ganzen bösen geldgierigen Kapitalisten in Grund und Boden gestampft zu haben.

    Ägypten, Clinton und der „perfekte Sturm“

    Februar 5, 2011

    US-Außenministerin Hillary Clinton läuft an diesem Wochenende auf der Sicherheitskonferenz in München herum. Glaubt man den deutschen Medien, hat sie dort von einem „Sturm“ gesprochen, der über die arabische Welt ziehe. In einigen Berichten ist von einem „regelrechten Sturm“ die Rede.

    Ein Sturm? Das ist für die Vorgänge in Tunesien, Ägypten und Co etwas wenig. Wäre Clinton eine Britin, könnte man understatement vermuten, aber sie ist Amerikanerin, und die neigen nicht ganz so häufig zu diesem Stilmittel. Das klingt nach einem Übersetzungsproblem.

    Tatsächlich sagte Clinton wörtlich (Hervorhebung hinzugefügt):

    The region is being battered by a perfect storm of powerful trends.

    Kein Wunder, dass die Übersetzung komisch ausfällt, denn was ist ein „perfekter Sturm“? Das ergibt auf Englisch auch erstmal keinen Sinn.

    Der Begriff geht auf den Bestseller The Perfect Storm. A True Story of Men Against the Sea von Sebastian Junger zurück. Dabei geht es um einen verheerenden Sturm im Oktober 1991 vor der Ostküste. Der Verlag schreibt:

    It was „the perfect storm“ — a tempest that may happen only once in a century — a nor’easter created by so rare a combination of factors that it could not possibly have been worse. Creating waves ten stories high and winds of 120 miles an hour, the storm whipped the sea to inconceivable levels few people on Earth have ever witnessed.

    Wichtig ist hier das „so seltene Zusammenspiel von Faktoren, dass es unmöglich schlimmer kommen könnte“: Es ist nicht nur ein Sturm, sondern der ultimative Super-Sturm überhaupt. Das Buch wurde unter dem gleichen Namen von Wolfgang Petersen mit George Clooney und Mary Elizabeth Mastrantonio verfilmt.

    (Warum erwähnen wir Mastrantonio hier gesondert? Weil sie in Robin Hood: Prince of Thieves Kevin Costner in den Schritt tritt, eine Szene, die als ein Höhepunkt des modernen Kinos gelten muss.)

    Im Englischen ist der Begriff in die Alltagssprache übergegangen und inzwischen ein gängiges Bild (Hervorhebung hinzugefügt):

    I’ve thought Buffy was the perfect storm of excellent writers and an extremely underrated actress for a long time.

    Im Deutschen gibt es das Bild schlicht nicht. Einmal natürlich, weil der Sturm nicht so durch die Medien ging, aber auch weil die Übersetzer von Roman und Film wieder glaubten, kreativ sein zu müssen: Aus The Perfect Storm machten sie einfach Der Sturm. So wird das natürlich nichts.

    Der Vollständigkeit halber müssen wir noch eine Variante vorstellen: Aus dem Begriff des shitstorm (der es angeblich inzwischen ins Deutsche geschafft hat) kann man the perfect shitstorm bilden, das wir auch bei Briten finden. Was für ein Glück für Deutschlands Journalisten, dass Clinton so höflich geblieben ist.

    ZEUGS: Atombomben, Kuscheldecken und The Dude in Neon

    Februar 2, 2011

    Spoiler alert: Wer Tron: Legacy sehen möchte, sollte unten den Eintrag überspringen, in dem es um Zen geht. Nur als Warnung.

    Auch, und während wir bei Filmen sind, und bevor es jemand anders erwähnt: Ja, es ist ein Buffy-Reboot geplant — aber nicht vom Schöpfer Joss Whedon. Das verdrängt damit das gescheiterte re-make von Let the Right One In von der Spitze der dümmsten Ideen des bisherigen Jahrtausends. Dieser Autor kann nur ein Gutes in dieser Meldung entdecken: Die Intelligenzbestien, die sie hatten, arbeiten wenigstens nicht in einem ICBM-Silo, als Gehirnchirurg oder in einem anderen Job, wo sie wirklich schweren Schaden anrichten könnten.

    • Zur Atombombe: Hat jemand ICBM gesagt? Wired hat einen Bericht über den Dienst im Silo.

      Videogame systems are forbidden, a rule that was mocked until it got out that wireless Nintendo Wii controllers could cause the system to detect a false electromagnetic pulse attack and shut down.

      Ein Snuggie ist übrigens eine Decke mit Ärmeln, in den USA im Moment voll angesagt.

    • Zu noch mehr Waffen, wenn auch deutlich kleineren: Wir hatten das Gandhi-Zitat zu Waffengesetzen erwähnt, das in Deutschland eher unbekannt ist. Vergessen haben wir allerdings den Hinweis auf eine weitere Ikone des friedlichen Widerstandes, der Waffen besaß: Martin Luther King Jr.

      Most people think King would be the last person to own a gun. Yet in the mid-1950s, as the civil rights movement heated up, King kept firearms for self-protection. In fact, he even applied for a permit to carry a concealed weapon.

      Eigentlich hätte er dieses Genehmigung für das Tragen einer versteckten Waffe erhalten müssen. Aber als ein Akt der Diskriminierung unter vielen wurde sie ihm verweigert. Später gab King Waffen auf. Andere Bürgerrechtler nicht: Berühmt ist das Foto von Malcom X mit einem Sturmgewehr, zu dem oft sein Zitat by any means necessary gestellt wird.

    • Zum Bürgerkrieg und die Sklaverei: Die New York Times hat einen ausführlichen Blog-Eintrag zur den Auswirkungen des Sieges der Nordstaaten auf den transatlantischen Sklavenhandel.

      It’s true that only a small share — about 4 percent — of the total slaves carried off from Africa landed on the North American mainland. […] How was it possible for such a minor player to have such a large impact?

      Geht unter anderem auf die Entwicklungen beim Schiffsbau und der Rolle der Briten ein.

    • Zu Zen überall: Dass der beste Satz in Tron: Legacy von Jeff „The Dude“ Bridges kommen würde, war schon vorher klar. Nachdem sein Sohn völliges Chaos angerichtet hat, sagt er:

      You are messing with my Zen thing, man!

      Tatsächlich sehen wir ihn vorher meditieren, daher passt es hier. Sonst leidet Legacy massiv unter dem 3D-Wahn: Wären die Farben nicht ausgewaschen und das Bild unscharf (ja, auch bei Beau Garretts [JPG]), wäre die Optik bestimmt umwerfend. So kann dieser Autor nur empfehlen, lieber auf die DVD- oder BluRay-Version zu warten, wenn das örtliche Kino es nicht in 2D anbietet. Bis dahin kann der interessierte Leser sich die Zeit damit vertreiben, einen eigenen Leuchtanzug zu basteln.

    • Zu filibuster: Möglicherweise ändert der Senat seine Regeln. Was dann mit dem Eintrag geschehen soll, weiß dieser Autor noch nicht.
    • Zu Ayn Rand: Heute feiern ihre Fans ihren Geburtstag und sind dankbar für Atlas Shrugged. Ihre Gegner wie Paul Krugman zitieren dagegen John Rogers:

      There are two novels that can change a bookish fourteen-year old’s life: The Lord of the Rings and Atlas Shrugged. One is a childish fantasy that often engenders a lifelong obsession with its unbelievable heroes, leading to an emotionally stunted, socially crippled adulthood, unable to deal with the real world. The other, of course, involves orcs.

      Diese Konstruktion mit There are two … findet man recht häufig bei Witzen. Die erste Version, an die sich dieser Autor erinnern kann, lautete: There are two parts of my body I don’t fool around with. The other is my brain. Verstanden hat er ihn allerdings erst nach der Pubertät.

    • Zu Humor: Eigentlich sollte der zweite Eintrag zu diesem Thema über Ironie handeln. Das gestaltet sich aus mehreren Gründen schwierig, nicht zuletzt weil Ironie schwierig ist, selbst unter Angelsachsen. Seufz.
    • Ach so, und nicht vergessen: Am Sonntag ist Superbowl. Auch ohne die Arizona Cardinals lohnt es sich.