Archive for März, 2010

ZEUGS: Schnelle Studien zu Schlaf und Sex

März 29, 2010

Wer sich wundert, warum es hier nur Kurz-Kost gibt: Als Antwort auf die vielen, vielen, vielen Anfragen zum Homeschooling-Fall arbeitet dieser Autor an einem Stück zur Religionsfreiheit. Das soll noch vor Ostern ins Netz, und daher gibt es heute nur Statistiken, denn das geht schnell.

  • Zur Religion, wenn wir dabei sind: Auf der Grundlage der Erhebungen von Pew Research haben die Leute von Good eine Grafik zur Einkommensverteilung innerhalb der Religionen in den USA erstellt. Einige Verteilungen erwartet man, aber dass 43 Prozent der amerikanischen Hindus mehr als 100.000 Dollar im Jahr verdienen, das vielleicht nicht.
  • Zu Schlaf: Ob ein Zusammenhang dazu besteht, dass Amerikaner asiatischer Abstammung am besten schlafen, wird nicht gesagt. Ein Schelm würde darauf hinweisen wollen, dass sie auch am seltensten vor dem Schlafen beten. Aber dann würde ein Gegenschelm seinerseits darauf hinweisen, dass es in einigen asiatischen Religionen wie den Buddhismus gar keine Gebete gibt, was offenbar nicht in der Studie berücksichtigt wurde. Und dann hätten wir noch diesen Befund:

    Blacks/African-Americans and Hispanics (10% each) are ten times more likely to report having sex every night than Asians (1%) and 2.5 times more likely than Whites (4%).

    Ist das glaubwürdig? Nun, schauen wir uns die nächste Statistik an –

  • Zu Hispanics und der browning of America: Minderheiten-Mütter sind inzwischen für knapp die Hälfte der Geburten verantwortlich:

    Minorities accounted for 48 percent of all births in the nation in the 12 months that ended in July 2008.

    In diesem Jahr könnte die 50-Prozent-Marke erreicht werden. Die Statistik tauchte in einem Kommentar der New York Times auf, bei dem es um den Tonfall bei der Gesundheitsreform geht.

  • Zum Bevölkerungswachstum und zur Religion, ein Blick über den Teich zu ähnlichen Diskussionen in Großbritannien:

    [I]f current trends continued, the UK population would rise by 10 million to more than 71.6 million by 2033 – the fastest rise in a century.

    Damit holen die Briten je nach Prognose fast die Deutschen ein.

  • Zum Waffenrecht: Es gibt keine Korrelation zwischen der Zahl der Waffen im Umlauf und schweren Verbrechen.

    After several years of crime rates holding relatively steady, the FBI is reporting that violent crimes – including gun crimes – dropped dramatically in the first six months of 2009, with murder down 10 percent across the US as a whole.

    Der Rückgang ist demnach gleichzeitig in „waffenfreundlichen“ Teilen des Landes wie Atlanta und „waffenfeindlichen“ wie New York zu sehen. Seit der Wahl von Präsident Barack Obama sind die Waffenverkäufe landesweit um mindestens zwölf Prozent gestiegen.

  • Zum Energieverbrauch: Oh weh, die USA müssen immer mehr Spitzenplätze abgeben! Schlimm genug, dass die Chinesen größter CO2-Produzent sind, aber jetzt hat sich Australien (ausgerechnet) in kurzer Folge gleich drei Titel geschnappt: Größte Treibhausgas-Produktion pro Kopf, größte durchschnittliche Wohnfläche und jetzt auch noch höchste Verschuldung pro Haushalt. Wenigstens bei der Staatsverschuldung scheint die amerikanische Führung sicher, wenn auch leider, leider nur in absoluten Zahlen.
  • Zu Ausgaben und Verschuldung, eine von dem interessierten Leser HM eingesandte Grafik. Dieser Autor findet den Umfang der Werbeausgaben am erschreckendsten, aber vielleicht nur, weil er in der S-Bahn gerade Pattern Recognition von William Gibson liest. Bitte das Kleingedruckte am Ende der Grafik beachten: A little visual cheating to make everything fit. Leider wird nicht deutlich gemacht, wo geschummelt wurde.

Bälle aus Stahl (und wie man sie putzt)

März 24, 2010

Endlich, endlich bietet uns Buffy wieder einen Aufhänger für einen Eintrag. Obwohl, in diesem Fall ist es mehr nur ein Hänger, denn es geht um diese Zeile von Xander in Heft 31 „Turbulence“ (Hervorhebung im Original):

[H]e’s dangling steel, working inside Twilight’s camp.

Es geht dabei um Buffys Ex-Freund Riley, den wir im Zusammenhang mit Iowa schon vorgestellt haben. Xander lobt ihn hier, aber wie, das ist vielleicht nicht allen Germanen klar.

Dazu muss man wissen, dass to dangle etwa „locker herunterhängen“ heißt. Damit haben wir die Sache anatomisch hoffentlich schon genug eingegrenzt, dass selbst (oder gerade) die Klosterschülerinnen unter den interessierten Lesern wissen müssten, um was es sich handelt. Aber warum aus Stahl?

Groß und/oder harte Hoden sind im Englischen ein Zeichen für einen harten Hund. Deswegen finden wir die balls of steel auch bei Duke Nukem und in Speed folgendes Lob für Keanu Reeves:

You’re not too bright man, but ya got some big round hairy cajones.

Zu den endlosen Anspielungen gehört das Lied „Big Balls“ von AC/DC, bei dem es natürlich um Tanzveranstaltungen geht. Und sagte jemand „Great Balls of Fire“?

Das alles lässt sich natürlich nicht direkt übersetzen, denn in Deutschland sind Eier und nicht Bälle der bevorzugte Vergleich. Entsprechend ist auch der Werbespot „Clean Your Balls With Axe“ [YouTube] nichts für den deutschen Markt – Sätze wie How can guys clean their balls so they are more enjoyable to play with? funktionieren einfach nicht.

Vielleicht drehte die Firma ja deswegen früher mehrsprachige Spots [YouTube].

ZEUGS: Aliens in Arsen, America’s Army und energetische Engländer

März 18, 2010

So ist das 21. Jahrhundert: Wenn die Menschen wieder gesund sind, werden die Computer krank. Am Samstagabend – wann sonst – gab der Ubuntu-Server der Familie eine Warnung der SMART-Überwachung weiter, dass zwei (in Zahlen: 2) der drei Festplatten im RAID-5-Verbund unglücklich seien und bitte vom Dienst entbunden werden möchten.

(Für die Leute, denen die Bedeutung des letzten Satzes verborgen bleibt: Ein Redundant Array of Inexpensive Disks der Klasse 5 kann den Ausfall einer Platte ohne Datenverlust verkraften, aber den Ausfall von zwei Platten nicht mehr.)

Das ist schrecklich unfair, denn es wurden bewusst Platten von verschiedenen Herstellern gewählt und das RAID hat zwei (in Zahlen: 2) eigene Lüfter, die nachweislich ausreichend kühlen. Nun weiß dieser Autor Dank des wunderbaren Linux RAID Wiki sehr viel mehr über den Austausch von RAID-Platten mit mdadm. Und wie man einen hot spare einrichtet.

Kurzer Sinn der längeren Rede: Es gibt erstmal wieder nur einen ZEUGS-Eintrag und einen kurzen noch dazu.

  • Zu Außerirdischen: Es bewahrheitet sich der Spruch aus Monsters vs. Aliens: Die Außerirdischen landen und leben (vielleicht) in den USA. Wir werden dieses Thema eng begleiten, um rechtzeitig CDs mit dem Lied „Puberty Love“ [YouTube] verteilen zu können.
  • Zur Meinungsfreiheit gegenüber Politikern: Die konservative Bloggerin Cynthia Yockey argumentiert in ihrem Stück Why ridicule is Obama’s Kryptonite für Spott als legitime politische Waffe gegen einen Präsidenten wie Barack Obama, der von einer — wie sie es sieht — quasi-religiösen Massenbewegung ins Amt getragen wurde:

    [W]e must ridicule, mock, shame, belittle, parody, satirize and lampoon him in every way until he is the global and historic laughingstock that he deserves to be.

    Umgekehrt führt sie die Probleme der Republikaner zum Teil auf eine ähnliche Strategie der Linken insbesondere gegen George W. Bush zurück. Man beachte die sorgfältige Differenzierung zwischen grünem und goldenem Kryptonit, die in solchen Debatten immer eingehalten werden sollte.

  • Zu den Indianern: Die Kika-Serie Yakari führt im Moment zum Streit zwischen diesem Autor und Kind Nummer Eins, denn der öffentlich-rechtliche Sender beharrt trotz seines Bildungsauftrags darauf, die Sioux „Sieh-ucks“ auszusprechen. Richtig ist natürlich „Ssuh“, denn das ist ein französisches Wort, offensichtlich. Die Ironie? Yakari ist eine französische Serie. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf eine Liste der häufigsten Indianer-Nachnamen. An der ersten Stelle steht:

    Smith

    Gut, das ist vielleicht nicht der Name, den man nach den ganzen Hollywood-Filmen erwarten würde. Die restliche Liste ist auch nicht wirklich exotisch:

    With the exception of two Navajo names (Begay, Yazzie) and a Lumbee name (Locklear), Indians have roughly the same last names as everyone else. There are no Soaring Eagles or Dances with Wolves in the top 20.

    Der Autor des Blogs „Newspaper Rock“, ein Angelsachse namens Rob Schmidt, wird dann richtig bissig:

    Finally, there’s this well-known Indian name:

    527 Schmidt

    Kind Nummer Eins wird vermutlich trotzdem darauf beharren, dass alle Indianer irgendwas wie „Kleiner Dachs“ oder „Regenbogen“ heißen. Wo kämen wir dahin, wenn Kinder ihren Eltern mehr Glauben schenken würden als dem Fernsehen.

  • Zur Todesstrafe, während wir bei der Wirklichkeit sind: Wie erwartet gefällt vielen Leuten nicht der Hinweis in dem Text, dass Schwarze im Schnitt mehr Morde begehen als Weiße. Leider wird das immer wieder bestätigt:

    By the end of the century, nearly 30 percent of the largest U.S. cities had black homicide arrests rates that were more than 10 times higher than white rates.

    Es gibt noch mehr schlechte Nachrichten: Integration hilft nicht wirklich, sehr zur Überraschung der Forscher, warum auch immer:

    Racial integration was not strongly associated with a reduction in the racial gap.

    Die wichtigsten Faktoren seien Scheidungen, Arbeitslosigkeit und Drogenmissbrauch.

  • Zu America’s Army: Offenbar ist das Märchen von First-Person-Shootern als Trainings-Werkszeug des US-Militärs nicht auszurotten, zumindest unter radikalen Computerspiel-Gegnern. Gar nicht auszudenken wie sie reagieren werden, wenn ihnen klar wird, dass die Menschenversuche in Portal eigentlich CIA-Experimente sind!
  • Zur Häuserdämmung: Der britische Economist enthält einen Bericht über den Kampf um den niedrigen Verbrauch in Los Angeles.

    Actually, because the region is bounded by a frigid ocean on one side and a baking desert on the other, while the sky above is cloudless for over 300 days a year, the temperature varies more dramatically than is generally appreciated.

    Man beachte das neuste deutsche Leihwort in der englischen Sprache: passivhaus.

META Seuchen-Blogpause für eine Woche

März 10, 2010

Wegen akuter Durchseuchung macht dieses Blog erstmal eine Pause, vermutlich bis Anfang kommender Woche. Sollte bis dahin nicht noch etwas dazukommen sein. So wie die Dinge laufen, würde dieser Autor das nicht ausschließen wollen …

META Neue Version des „US-amerikanisch“ Textes

März 6, 2010

Der Nicht-Blog-Text „Wider den Begriff ‚US-amerikanisch'“ ist überarbeitet und liegt auf meiner sonst sehr staubigen Homepage in der Version 3 vor. Danke an alle, die Hinweise, Ergänzungen und Korrekturen eingeschickt haben.

Zudem wurde die Liste der Medienberichte und Auftritte (endlich) aktualisiert. Mit etwas Glück kommt an diesem Wochenende auch der Index wieder ‚dran.

(Ach ja, und Portal 2 kommt tatsächlich. Yippie!)

ZEUGS: Flugzeugträger-Frauen, Finger-Freiheit und Fluoride

März 3, 2010

Die wichtigste Nachricht der Woche betrifft den mysteriösen Portal-Patch – möglicherweise kommt endlich ein zweiter Teil. Damit stehen StarCraft 2, Civilization V, Diablo 3, Super Mario Galaxy 2 und (vielleicht) Portal 2 in absehbarer Zukunft an. Dumm natürlich, dass dieser Autor nicht wirklich für auch nur eines der Spiele Zeit hat. Aber die Verpackungen sehen bestimmt im Schrank richtig gut aus.

  • Zu Carmen Sandiego: Der interessierte Leser SK hat erschütternde Bemerkungen zu dem Eintrag:

    Das ist eher eine Generationenfrage. Wer Anfang der 90er jung genug war um die Serie zu sehen kann damit auch was anfangen. Ich wage mich mal soweit aus dem Fenster und behaupte das jeder [jünger als] 25 Jahre den Namen „Carmen Sandiego“ einordnen kann.

    Pffft. Dafür wissen wir noch, wer „Kimba, der weiße Löwe“ war.

  • Zur Meinungsfreiheit: Angeblich ist es legal, amerikanischen Polizisten den Finger zu zeigen.

    The pursuit of criminal sanctions for use of the middle finger infringes on First Amendment rights, violates fundamental principles of criminal justice, wastes valuable judicial resources, and defies good sense

    Der Artikel erwähnt aber auch, dass es nicht wirklich klug ist. Auf jeden Fall ist es keine gute Kinderstube.

  • Zur Meinungsfreiheit: Die interessierte Leserin CK weist auf eine Karte [PNG] der National Coalition Against Censorship (NCAC) mit Zensurversuchen in den USA hin. Wir halten fest, dass wie erwartet dort Städte aufgeführt sind, nicht Bundesstaaten oder gar der Bund. The Book of Bunny Suicides ist übrigens ein britisches Werk.
  • Zu Fluoriden, während wir bei Briten sind: Die Engländerin June Thomas hat in Slate eine lange Serie über ihre Erlebnisse mit Zahnpflege in den USA geschrieben:

    Many Americans believe they live in a classless society, but this conviction is tested by the sight of a mouth packed with mangled or missing teeth. It’s visual code for hillbilly.

    Entsprechend schockiert sind Amerikaner über europäische Politiker und Konzernschefs mit schiefen oder verfärbten Zähnen. Slate ist ein US-Magazin – die Heimat des preisgekrönten Comics Doonesbury – weswegen die Beschreibung der, nun, weniger optimalen Zustände im britischen Gesundheitssystem eine zusätzliche Bedeutung hat: Gegner der geplanten Reform von Präsident Barack Obama verweisen gern auf das ehemalige Mutterland aus Beispiel dafür, was den USA mit einer staatlichen Krankenversicherung blühen würde. Wir hatten das Thema angesprochen.

  • Zu Blaubeeren: Die sind noch gesünder als gedacht! Welche auch immer.
  • Zur US-Marine: Was kann man als Frau eigentlich so alles mit einem Anglistik-Studium machen? Nun, die erste Befehlshaberin eines Flugzeugträgerverbandes werden, wie Nora W. Tyson zum Beispiel. Strategy Page fasst kurz die jüngsten Entwicklungen bei Frauen in der amerikanischen Marine zusammen. Nicht alle sind erfreulich:

    Another recent first was the removal of a female captain of a warship for abusive treatment of the crew, and her demeanor and temperament in general.

    Niemand scheint zu wissen, was Holly Graf genau angestellt hat, aber es gibt jede Menge Gerüchte. Frauen sollen übrigens jetzt auch auf U-Booten dienen. Und während wir dabei sind, die New York Times berichtete vor einigen Monaten über den zunehmenden Einsatz von Frauen in Kampfeinheiten – am Kongress vorbei. Das dort erwähnte Lioness Program der Marines im Irak ist inzwischen auf Afghanistan ausgedehnt worden.

  • Zu den oberen Themen, von Meinungsfreiheit bis zum Militär: Bei Slate gibt es einen milblog – Militärblog – The Sandbox, in dem US-Soldaten schreiben:

    There are lot of things I won’t miss, maybe I’ll make a list for a later post: „Things Skinny Doesn’t Miss About the Army.“ For now though, I am a little apprehensive. I have a lot to do when I get home. I have to get back to life.

    Was zum Lesen, bis The Hurt Locker bei den Oscars abräumt. Oder wir herausfinden, was das alles mit Portal auf sich hat.