Wir unterbrechen unsere Unterbrechung um allen betroffenen interessierten Lesern ein schönes Thanksgiving zu wünschen. Kurz einige Links dazu, wegen der immer noch nassen Umstände noch etwas chaotischer zusammengestellt als sonst.
Zuerst: In unserem ursprünglichen Eintrag haben wir versucht zu erklären, dass Thanksgiving nicht einfach die amerikanische Version des christlichen Erntedankfestes ist. Dabei ist diesem Autor dummerweise nicht die offensichtlichste Art eingefallen, das zu demonstrieren: In dem man zeigt, dass es alle Religionsgruppen in den USA feiern. Das holen wir jetzt nach, schon allein weil die Schönste Germanin in diesem Jahr schon fünf Mal erklären musste, dass Thanksgiving nicht einfach die amerikanische Version des christlichen Erntedankfestes ist. Menno.
Fangen wir mit den Juden an – es gibt Haggadas (Erzählungen) zu Thanksgiving (Link hinzugefügt):
Thanksgiving links American and Jewish values that enrich our lives. This holiday commemorates the Pilgrims‘ first New World harvest. Its inspiration comes from the Hebrew Bible and the festival of Sukkot.
Moment, ist Thanksgiving dann eigentlich ein jüdisches Fest? Das sehen die amerikanischen Pagane ganz anders:
As Pagan Europeans immigrated, they brought their customs of harvest festivals: Lughnasadh, Mabon and Samhain. Both Pagan traditions, featuring special foods, later influenced celebrations of the American Thanksgiving.
Samhain kennen wir schon – es findet am selben Tag wie Halloween statt. Also ist Thanksgiving ein heidnisches Fest? Nun, wir haben auch diese hinduistischen Quelle zu dem Thema. Der zufolge ist es ein hinduistisches Fest, denn niemand geringeres als Abraham Lincoln sei eigentlich ein Hindu gewesen (Link hinzugefügt):
„The holiday of Thanksgiving has a Hindu origin,“ says Richard Salva, author of a book on the reincarnation of Abraham Lincoln entitled „Soul Journey: From Lincoln to Lindbergh“ which is based on a statement by the great master of yoga, Paramhamsa Yogananda, who declared that Abraham Lincoln had been a Himalayan yogi in a past life, and that he was reborn as the famous aviator, Charles Lindbergh.
Okay, das nicht nur ein viel zu langer Satz, sondern auch etwas abgefahren und unfair von diesem Autor gegenüber den bodenständigen Hindus in den USA:
There’s pumpkin pie on the table and chai on the stove. This is America, after all.
Auch amerikanische Muslime feiern Thanksgiving:
Our extended family looks forward to devouring a baked stuffed 20-22 lb turkey. I consider it an especial treat for me in serving all my family members with the „halal“ goodies that goes with it. We all relish this evening with joy, gratitude and thanks to Allah (swt) that brings this day.
Man beachte den Hinweis auf das Football-Spiel im Text. Wenn das nicht ein Zeichen für eine gelungene Integration ist, dann weiß dieser Autor auch nicht weiter. Wir finden das Fest auch bei amerikanischen Buddhisten (Link hinzugefügt):
The Buddha taught four mindfulnesses, common to all traditions. And mindfulness of feeling requires some feelings to go on. Mindfulness of thinking requires some thinking. Feeling and thinking are something to be grateful for. „I am grateful to be human. I am grateful to everyone.“ That’s a lot on the Thanksgiving plate.
Damit hat sich die Vorstellung von Thanksgiving als religiöses Fest hoffentlich endgültig erledigt, selbst wenn man es religiös begehen kann: Buddhisten haben bekanntlich gar keinen Schöpfergott, dem sie danken könnten.
Ach so, auch Christen feiern in den USA Thanksgiving. Nur um auch sie mal erwähnt zu haben.
In den Reihen der Hindus und Buddhisten gibt es viele Vegetarier, daher findet man auf den entsprechenden Websites viele Diskussionen über einen Ersatz für den Truthahn. Die „New York Times“ hat entsprechende Rezepte zusammengestellt.
War das jetzt zu viel Religion? Zu viel Liebe und Frieden und so? Dann verweisen wir schnell auf das Magazin Slate, das eine Anleitung zum Familienstreit gibt. Wenn schon, dann bitte richtig:
The enterprising uncle of a friend of mine distributed red-and-blue plastic cups at the start of the meal so everyone could identify each family member’s party affiliation before the shouting started.
In dem Eintrag werden die jeweiligen Positionen zu den aktuell strittigsten politischen Themen in den USA aufgeführt — das Prinzip kann der interessierte Leser bestimmt für ein traditionelles deutsches Weihnachtsessen übernehmen. Das selbe Magazin bespricht die Weitergabe von Kochtraditionen von Mutter zu Tochter, was offenbar auch ziemlich heftig werden kann.
Amerikanische Genetiker arbeiten an einem besseren Truthahn. Das Drehbuch zu dem dazugehörigen Horrorfilm ist vermutlich auch schon irgendwo in der Schublade.
„Scientific American“ bloggt über Thanksgiving und die wechselnden Vorurteile über Indianer. Bekanntlich sind diese immer entweder blutrünstige Barbaren oder friedliebende Naturkinder, aber nie normale Menschen mit etwas von beidem.
Und schließlich zur Erinnerung: Die Pflichtfolge von Buffy zu Thanksgiving ist „Pangs“, wo genau diese Diskussion über Indianer sehr handfest Gestalt annimmt – und Buffy den Briten in der Serie verzweifelt zu erklären versucht, wie ein richtiges Thanksgiving auszusehen hat.