Von den (wieder viel zu wenigen) Filmen, die dieser Autor beim Fantasy Filmfest gesehen hat, war Attack the Block der beste: Eine Londoner Jugendgang kämpft gegen einfallende Außerirdische. Was uns zum ersten Punkt bringt.
- Zu Unruhen in London: Der interessierte Leser in Deutschland mag die Diskussion über die Rolle eines jamaikanischen Dialekts bei der Gewalt verpasst haben. Ausgangspunkt scheint dieser Satz des Historikers David Starkey zu sein (Hervorhebung hinzugefügt):
A particular sort of violent destructive, nihilistic gangster culture has become the fashion and black and white boys and girls operate in this language together. This language which is wholly false, which is this Jamaican patois that has been intruded in England and that is why so many of us have this sense of literally of a foreign country.
Im Language Log wird nun argumentiert, dass dieses Jamaican überhaupt nicht existiert, sondern eine Erfindung von Journalisten ist.
Less than a dozen borrowed slang terms do not make a new language, a new patois, a new „ghetto grammar“, or even a new vein of slang.
Wir erwähnen die Diskussion hier um deutlich zu machen, dass der Slang von US-Rappern nicht überall dominiert. Was der Grund ist, warum dieser Autor in Attack the Block stellenweise so verwirrt war wie seine deutschen Sitznachbarn.
- Zu Pseudolatein im Englischen, während wir beim Language Log sind: Dort wird der Fall eines Mannes besprochen, der sich cemel dosce auf den Rücken tätowieren ließ, bekanntlich Latein für know thyself — „kenne dich selbst“. Äh, Moment mal, werden die Lateiner jetzt sagen. War das nicht nosce te ipsum oder so etwas? Jup, eigentlich schon. Der LL-Eintrag beschreibt wunderbar, wie die völlig falsche Variante cemel dosce aus dem schwer zu lesenden (und wohl ohnehin falschen) Schriftzug Temet Nosce in The Matrix hervorging und jetzt im Internet die Runde macht:
[B]ecause of the Gothic lettering, someone misread the sign … the ornate T became a C, the [other t became l], and the N became a D.
Trockener Kommentar aus der ursprünglichen Diskussion über die Tätowierung: Caveat emptor.
- Zu Verschwörungstheorien: Der BBC listet die gängigsten zehn zu den Anschlägen vom 11. September 2001 auf und zeigt, wie sie sich seitdem entwickelt haben. An den Kommentaren könnte man verzweifeln.
- Zur Nationalhymne und zum Bürgerkrieg: Das schon besprochene Civil War-Blog der New York Times beschreibt den gescheiterten Versuch eines Komitees, schon 1861 eine Nationalhymne zu finden.
„Yankee Doodle“ was „childish,“ they said. „Hail, Columbia“ was „pretentious.“ The „Star-Spangled Banner“ was just too hard to sing — indeed, according to the committee’s spokesman, Richard Grant White, they found it „to be almost useless.“
Das „nutzlose“ Lied schaffte es schließlich 1931.
- Zu Spock: Der BBC befasst sich mit dem Einfluss des Arztes auf die Erziehung und seine politische Arbeit:
Explaining why he became more political, he said: „It isn’t enough to bring up children happy and secure, you need to provide a decent world for them. And this is why I have expanded my horizon.“
Die Gesamtauflage seines Ratgebers wird auch hier auf 50 Millionen geschätzt.
- Zu Religion: Weitere Belege dafür, dass die Amerikaner immer unreligiöser werden, diesmal von dem Theologieprofessor Mark Chaves von der Duke University:
While a perception exists that Americans have become more religious of late, data suggest the opposite, says Chaves. Between 1973 and 2008, the percentage of people with great confidence in religious leaders declined from 35 percent to less than 25 percent
Chaves bietet eine Erklärung, warum trotzdem der Eindruck vorherrscht, die Amerikaner seien religiöser geworden: Der Aufstieg der megachurches (umformatiert).
A 2,000-person church is far more visible than ten 200-person churches
Auch hier finden wir die Flunkerei bei den Kirchenbesuchen.
- Zum Ende der Welt: Der interessierte Leser SSt liefert etwas Hintergrund zu dem Begriff Rapture:
Beim sogenannten Dispensionalismus, also der Erwartung einer Zeit vor dem jüngsten Gericht, in der die wahren Christen bereits im Himmel sind, handelt es sich um eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, die vor allem im Umfeld höchst bibeltreuer Freikirchen Nordamerikas Fuß gefasst hat. Das Ereignis ist weder in der lutherischen noch in der katholischen Dogmatik vorgesehen und dürfte daher für 98,5% der hiesigen Christen einen typisch amerikanischen naiv-bibeltreuen Hokuspokus darstellen.
Na, die werden sich am 21. Oktober 2011 aber umgucken.
- Zu free refills: Der interessierte Leser FL wundert sich, warum er in amerikanischen Restaurants immer erstmal Wasser bekommt, automatisch, kostenlos. Den Grund dafür scheinen selbst die Amerikaner nicht zu kennen — aber sie sind schockiert, wenn sie es in Deutschland nicht kriegen.
If water is desired, it is almost always bottled Mineralwasser (sparkling mineral water), not out of the tap. (If you don’t want the fizzy stuff, ask for „stilles Wasser.“ [shtil-es vahs-ser]) Most Americans who somehow learned the German phrase for „tap water, please“ („Leitungswasser bitte.“) rarely use the phrase a second time. The puzzled look of disgust on the server’s face is usually enough to discourage all but the most emboldened from any second attempt.
Oops — vielleicht hätten wir nicht verraten sollen, dass es sich meist um Leitungswasser handelt … Das [shtil-es vahs-ser] im obigen Zitat ist ein weiteres Beispiel für die angelsächsische Aussprache-Hilfe, die wir bei George W. Bush und den Dinosauriern besprochen hatten.
- Zu Humor, wenn wir bei Deutschen sind: In dem Wirtschaftsblog Kantoos Economics wird versucht, den Angelsachsen Loriot zu erklären.
There are a few ingredients to German humor of the Loriot type: you need an audience that knows and has witnessed too many times before how people take themselves and their procedures and rules a little too seriously. In other words, they need to be German.
Dieser Autor kann bestätigen, dass Loriots Humor bei Amerikanern hauptsächlich Verständnislosigkeit hervorruft. Wieso jetzt braun-grün-grau? [YouTube].
- Zu Kansas: Der Bundesstaat hat den Ruf, so flach „wie ein Pfannkuchen“ zu sein (flat as a pancake). Zu unrecht, wie es sich herausstellt: Kansas ist noch flacher.
The pancake was a surprisingly spiky 0.957, with both sharp spikes and an overall „lump“ in the center. Kansas, majestic prairie state that it was, left that pancake, metaphorically, in the dirt. It was an ultra-flat 0.9997, designated by the scientists as „damn flat.“
Die Einwohner von Kansas nehmen es mit Humor. Natürlich kommt der Bericht nicht ohne eine Anspielung auf The Wizard of Oz aus.