Es ist nicht nur so, dass es viel zu heiß ist und dieser Autor von Kind Nummer Zwei eine heftige Erkältung geschenkt bekommen hat. Nein, als er es heute Mittag trotz seiner laufenden Nase und seines kratzenden Halses endlich geschafft hatte, ein paar Minuten die Augen zuzumachen, klingelte ein Vertreter eines Telekommunikations-Unternehmens, das namenlos bleiben soll.
Entsprechend könnte bei diesem ZEUGS-Eintrag massiv schlechte Laune durchschimmern. Sorry.
- Zu Fliegengitter: Wenigstens schwirren keine Insekten im Haus herum, denn wie angekündigt sind zumindest die wichtigsten Fenster mit Fliegengittern geschützt. Der Monteur sagte, dass seine Firma seit fünf Jahren einen wahren Boom bei den Dingern sieht. Der Kulturimperialismus schreitet voran.
- Zu Softdrinks: Es gibt allerdings noch massive Lücken im imperialistischen System. Das Blog Nothing für UnGood weist darauf hin, dass es nicht nur Dr. Pepper und Root Beer sind, die in Deutschland schwer zu bekommen sind. Es fehlen meistens auch:
7-Up, Sierra Mist, Mountain Dew, Caffeine-free Coke, Cherry Coke, Vanilla Coke, Diet Vanilla Coke, Diet Vanilla Cherry Coke, Black Cherry Vanilla Coke, Coca-cola with Lime, Crush, Cheerwine, cream soda, Diet Rite, Fresca, Jolt, Mellow Yellow, Nehi, R.C., Slice, or even any flavor of Shasta
Allerdings könnte Cherry Coke von der EU als Biowaffe eingestuft worden sein. Übrigens scheint das Problem mit der germanischen Paprika-Chip-Monokultur im Osten noch schlimmer zu sein als im Westen. Es gibt im Berliner Umland noch „Super“-Märkte, die keine einfachen gesalzenen Chips haben. Nicht, dass dieser Autor im Moment noch einen Geschmackssinn hätte …
- Zur Meinungsfreiheit: Der vermutlich bekannteste Holocaust-Leugner außerhalb des arabischen Raums, der Brite David Irving, redet seit Mitte Juli in den USA. Mehrere amerikanische Medien berichten darüber und der preisgekrönte Journalist Max Blumenthal hat eine kritische Dokumentation namens Springtime for Irving: A Holocaust Denier Hits Manhattan erstellt. Dabei kommt nicht nur ein entsetzter katholischer Priester aus New York zu Wort, in dessen Kirchenkeller Irving offenbar unter dem Vorwand einer Buchbesprechung hineingeschleust wurde. Auch Irving selbst wird gezeigt, wie er den Massenmörder Hitler in Schutz nimmt. Das ist in den USA legal.
- Zur Meinungsfreiheit, nochmal: Angeblich träumen viele Leute davon, George W. Bush zu töten. In den USA können sie diese Fantasie jetzt als Computerspiel ausleben: Der Künstler Wafaa Bilal aus Chicago lässt sie in A Virtual Jihadi als Mitglied von Al-Kaida ein Selbstmordattentat auf den US-Präsidenten ausführen. Bilal nennt dies seine persönliche Art, mit dem Irak-Krieg und dem Tod seines Bruders fertig zu werden. Auch das ist in den USA legal.
- Zu Zügen: Warum fahren Amerikaner nicht mehr mit der Eisenbahn? Auf „Pajamas Media“ schwärmt Charlie Martin aus Colorado vom deutschen Eisenbahnnetz und rechnet dann vor, warum das für die USA keine Alternative ist:
I can manage a one-day business trip by plane, but a one-day trip [by plane] to New York by train is a five-day trip.
Anders formuliert: Die USA sind einfach zu groß. Entsprechend scheint Telearbeit eher eine Lösung. So oder so
bricht im Moment die Zahl der gefahrenen Meilen ein und bei Hybridautos kommt die Produktion nicht nach. - Zu Sprachen: Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Barack Obama hat erklärt [YouTube], dass US-Schüler mehr Fremdsprachen lernen sollten. Das hat in Deutschland wieder zu viel Gerede über die dummen Amerikaner geführt, die angeblich alle nur Englisch lernen. Wer etwas von „Google“ gehört hat und sich die Zahlen anschaut, weiß es besser:
As of 2004, 85 percent of America’s 17 million high school students were graduating with two or more years of foreign language instruction and a third had three or more years. Both figures are records. […] And American colleges, meanwhile, graduated 19,410 language majors in 2006, nearly 50 percent above the 13,775 language BA’s awarded in 1997.
Lustigerweise scheinen auch viele Kommentatoren überhört zu haben, was Obama davor über die Millionen Einwanderer gesagt hat, die kein Englisch sprechen: They will learn English. Da ist wieder das übliche sprachliche Selbstverständnis der Angelsachsen, für das sie die restliche Welt so liebt.
- Zu Sprachen, nochmal: Obama liegt mit seinem Hinweis auf Französisch und Deutsch ohnehin nicht im Trend: Die total angesagte Sprache an US-Schulen ist gegenwärtig Chinesisch. Ohnehin sprechen zwei Millionen [PDF] US-Bürger die Sprache des größten Übersee-Handelspartners. Chinesisch hat damit seit 1990 Französisch und Deutsch überholt. Allerdings: Die chinesische Regierung hat angeordnet, dass alle Schüler ab der sechsten Klasse Englisch lernen müssen. Das sind jedes Jahr 20 Millionen Kinder. They will learn English, indeed.
- Zu Plain English: Den Briten geht das bürokratische Geschwätz ihrer Bürokraten auf den Geist:
„Why do we have to have ‚coterminous stakeholder engagement‘ when we could just ‚talk to people‘ instead?“
Da wartet auf das Denglische noch eine ganz neue Komplexitätsebene.
- Zu Pockendecken und Indianer: Der Vollständigkeit halber sollten wir erwähnen, dass es eine Diskussion darüber gibt, ob man mit Decken überhaupt realistisch Pocken übertragen kann. Der Konsens scheint allerdings ein deutliches „Ja“ zu sein.
- Zu Auszeichnungen: Der interessierte Leser wird den höchsten Preis des amerikanischen Kinos, den Oscar, kennen, und vielleicht auch die begehrteste Auszeichnung der US-Journalisten, den Pulitzer. Weniger bekannt dürfte der Eisner sein, die höchste Ehre der Comic-Industrie. Das erwähnen wir deswegen, weil Buffy in diesem Jahr zwei der Preise abgeräumt hat. In diesem Zusammenhang ist es schön zu sehen, dass selbst dem „Spiegel“ Joss Whedons Dr. Horrible’s Sing-Along Blog aufgefallen ist.
- Zu Blogs: Während wir beim „Spiegel“ sind: Der hat kürzlich viele böse Dinge über deutsche Blogs geschrieben. Andrew Hammel von German Joys hat daraufhin einige Gedanken zu den kulturellen und gesellschaftlichen Unterschieden zusammengetragen, die Bloggern in den USA einen Vorteil verschaffen könnten:
A [German] national culture of modesty that frowns upon too much self-expression. Americans have the advantage here. They’re hardly afraid of looking like fools, and like to talk about themselves.
Dieser Autor ist natürlich nur beleidigt, dass der „Spiegel“ in einem Beitrag über amerikanische und deutsche Blogs nicht ein gewisses deutsches Blog über Amerika erwähnt hat. Pffft! Da kann man nur schlechte Laune haben.