Archive for September, 2009

Nur ein Leben für das Mutterland: Terry Pratchett, Dennis Hopper und Nathan Hale

September 25, 2009

In Terry Pratchetts Roman The Night Watch ist in der Stadt Ankh-Morpork die Revolution ausgebrochen. Barrikaden werden errichtet, Truppen marschieren auf und wütende Bürger skandieren Parolen. Eine davon lautet:

I regret that I have only one life to lay down for Whalebone Lane!

Das ist eine Anspielung, und damit ein Witz, und zwar nicht nur weil der Rufer, Reg Shoe, später zum Zombie wird. Und der Witz hat auch noch mehrere Ebenen.

Fangen wir am Anfang an. Während des Unabhängigkeitskrieges meldete sich ein gewisser Yale-Absolvent namens Nathan Hale freiwillig, um als Lehrer verkleidet die bösen Briten auszuspionieren. Dummerweise wurde er von den Rotröcken geschnappt und, wie die Briten nun mal so sind, ohne Verfahren zum Tode verurteilt. Vor seiner Hinrichtung am 22. September 1776 wurde er gefragt, ob er noch irgendwas zu sagen habe. Überliefert ist die folgende Antwort:

I only regret I have but one life to lose for my country.

(Hier wird but im älteren Sinne von only verwendet)

Das war natürlich sehr inspirierend, besonders im 18. Jahrhundert, als noch nicht überall in Amerika smart asses herumliefen und Dinge sagten wie Next time we’ll send a Buddhist. Entsprechend wurde der Spruch in den Kanon aufgenommen und ist jetzt Teil der amerikanischen Kultur. Dort findet ihn der interessierte Leser zum Beispiel in dem Ausspruch von Dennis Hopper aus Speed, nachdem Jeff Daniels wütend fuck you gerufen hat:

Oh. In 200 years, we’ve come from „I regret that I have but one life to give for my country“ to „fuck you“?

Kurz darauf lässt sich Daniels von Keanu Reeves anschießen, was eigentlich eine ausreichend große Opferbereitschaft zeigt. Dieser Autor würde sich vielleicht von Sandra Bullock anschießen lassen, aber nie im Leben von Keanu Reeves.

Es gibt eine gewisse Diskussion darüber, was Hale genau gesagt hat. Offenbar hat er eine ganze Rede gehalten und nicht nur einen Satz von sich gegeben. Der genaue Text lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Aber selbst die Briten bezeugten, dass er großen Mut bewiesen und sich würdevoll Verhalten hatte. Daher werden Dinge wie Atom-U-Boote, Festungen oder Schulen nach ihm benannt.

Was uns zu der Figur Reg Shoe zurückbringt. Dessen Version ist natürlich völlig überzogen und schon damit witzig. Aber, und an dieser Stelle wird es etwas kompliziert, Sir Terry Pratchett ist ein Engländer. Sprich, hier macht sich einer dieser fiesen imperialistischen britischen Schweinebacken über einen tapferen amerikanischen Nationalhelden lustig, ausgerechnet. Die nächste Ebene des Witzes. Aber am Ende darf man nicht vergessen, dass die Briten den Krieg verloren haben. Das macht den Spruch zu einem feinen Stück Selbstironie.

Und die Moral der Geschichte? Immer kriegen die falschen Leute die Nobelpreise.

Das politisch korrekte Singular-„they“

September 23, 2009

Seit nun fast 30 Jahren mailt sich dieser Autor mit VM. Der ehemalige Mitschüler überredete ihn nicht nur dazu, sein erstes Modem zu kaufen und ins FidoNet zu kommen, sondern fügte ihm auch seine erste vernichtende Niederlage bei einem First-Person-Shooter zu (damals noch Doom über Null-Modem-Kabel). Je nachdem, wen man fragt, lag das an VMs überlegener Taktik oder aber daran, dass er schon eine Stereo-Soundkarte hatte. Merke: Monster sind in Mono mörderischer.

Wie auch immer, VM hat ein fantastisches passives Englisch. Das kommt daher, dass er schon in der Schule keine Lust mehr auf Synchronisation hatte und sich die Mühe machte, Filme im Original zu gucken. Inzwischen kommen auch Online-Spiele wie World of Warcraft hinzu (das dieser Autor nicht anfasst, bis er in Rente ist).

Bei dem jüngsten Mailwechsel kamen wir nun auf die Form des singular they zu sprechen. Dabei geht es um solche Konstruktionen:

If a player decides to take a break, they have every right to do so.

A player ist singular, they plural. Ist das richtig?

An diesem Punkt müssen wir sehr, sehr vorsichtig sein, denn hier prallen „grammar nazis“ und „feminazis“ unerbittlich aufeinander.

Klar ist: Eigentlich müsste im zweiten Satzteil der Singular verwendet werden. Dummerweise gibt es im Englischen dafür keine geschlechtsneutrale Form. Traditionell wird daher wie im Deutschen die männliche benutzt: he has every right to do so also. Aber einige Leute halten das für sexistisch. She zu verwenden ist verwirrend, he or she zu lang und s/he ist künstlich. Daher die Idee, they zu benutzen.

Leider kann man die Sache nicht einfach als ein Symptom eines ausufernden political correctness sehen. They wurde in dieser Weise auch von Größen wie Lewis Carroll und William Shakespeare verwendet. Für einige Angelsachsen ist they außerdem inzwischen so richtig wie das me wo strenggenommen I hingehören würde. Wie hässlich die Diskussion wird, sieht man an der Länge des Eintrags zum Singular They in der englischen Wikipedia.

Kann man das ganze Problem umgehen? Meistens bedeutet das die Flucht in den Plural:

If the players decide to take a break, they have every right to do so.

Das geht aber nicht immer. Für diese Fälle gibt das Sprachblog Grammar Girl folgenden Rat:

[C]heck to see if the people you are writing for have a style guide. If not, use he or she if you want to play it safe, or use they if you feel bold and are prepared to defend yourself.

Für Schüler wird der Lehrer der style guide sein. Sonst kann man am Ende nur verlieren: Entweder ist man für die eine Seite ein Sprachpanscher oder für die andere eine sexistische Sau (wahlweise Eber). Wenn man nicht weiß, aus welcher Richtung das Monster kommt, nützt halt auch ein BFG 9000 nichts.

ZEUGS: Bemerkungen zu Brown, Sense für Seifenopern und Fuck im Fernsehen

September 20, 2009

Dieser Autor hat gewisse Schwierigkeiten, The Lost Symbol zu empfehlen. Zwar wird Dan Browns Roman irgendwann in der zweiten Hälfte tatsächlich spannend, aber bis dahin ist es zu spät: Die armen Figuren wurden von der plot driven-Handlung so brutal durch Washington gezerrt, dass man richtig Mitleid mit ihnen hat. Ach, und Amerika-Hasser sollten die letzten Kapitel weiträumig meiden.

  • Zu American Football: David Plotz vom Magazin Slate hat ein ganz anderes Problem mit dem Roman:

    [H]e has the Washington Redskins making the playoffs. Please.

    In der Zwischenzeit war Labor Day, die amerikanische Ausgabe des Tages der Arbeit, und das bedeutet vor allem eins: Dass die Football-Saison wieder angefangen hat! Bitte vormerken: Der Superbowl XLIV findet am 7. Februar 2010 in Florida statt. Das ist viel wichtiger als irgendwelche Fußballturniere am Rande des Südpols.

  • Zum Fernsehprogramm: Im Moment beginnen auch die neuen Staffeln der US-Fernsehserien, insbesondere Fringe und Dollhouse. Im Gegenzug nehmen die Amerikaner nach mehr als sieben Jahrzehnten und über 15.700 Episoden Abschied von der am längsten laufenden Seifenoper der Welt, Guiding Light. Die Serie fing 1937 im Radio an und wechselte 1952 ins Fernsehen. Inzwischen gingen die Zuschauerzahlen zurück. Doch schon.
  • Zu literarischen Anspielungen: Schauen wir uns das neue Poster zu Fringe genauer an. Wir sehen unter anderem ein Loch im Boden, ein weißes Kaninchen und die Spielkarte Herz-Dame. Auf welches Werk wird hier – mal wieder – angespielt? Kleiner Tipp: Auch die Filme The Matrix und Resident Evil bedienen sich daraus.
  • Zu Bozo: Der interessierte Leser JS erklärt den Hintergrund des Namens in Südosteuropa so:

    Božo, wie es richtig geschrieben wird, ist eine geläufige Kurzform des relativ häufigen Vornamens Božidar, was aus dem slawischen übersetzt „Gottesgabe“ bzw. „Gottesgeschenk“ heißt.

    Ausgesprochen wird das z demnach wie das j im französischen toujours, was zumindest für diesen Autor wie das j im englischen Jesus klingt. Das führt uns wieder zur Jedi-Problematik

  • Zu Videospielen als Vorbereitung auf die Zombie Apokalypse: Der interessierte Leser FL weist darauf hin, dass es von Experten schon ausführlich diskutiert wurde. Ah, The Onion, natürlich. Nachdenklich macht der Hinweis, dass die meisten Leute Opfer sein werden. Welches Spiel bereitet die Bevölkerung darauf vor? Die Sims?
  • Zu den Medien: Wir haben im vorbeigehen angesprochen, dass die Amerikaner nicht sonderlich viel von ihren klassischen Medien, der berühmten mainstream media (MSM), halten. Wie wenig, das zeigt eine Studie des Pew-Instituts:

    Public respect for the media has plunged to a new low, with just 29 percent of Americans saying that news organizations generally get their facts straight.

    Wohlgemerkt, es geht nur um die grundsätzlichen Fakten. Das ist der niedrigste Wert in den zwei Jahrzehnten, die Pew nachfragt. Nicht mal ein Viertel der Befragten glaubt, dass die MSM bereit sind, Fehler zuzugeben. Bei den einzelnen Medien gibt es je nach Parteizugehörigkeit deutliche Unterschiede in der Bewertung:

    Republicans view The New York Times negatively by a margin of nearly two-to-one (31% to 16%), while Democrats view it positively by an almost five-to-one margin (39% to 8%).

    Bei Fox News ist die Tendenz umgekehrt. Insgesamt gehen fast zwei Drittel der Amerikaner davon aus, dass die Medien in der einen oder anderen Richtung politisch gefärbt sind.

  • Zur Fluchen im Fernsehen: Der interessierte Leser NM weist auf ein Interview mit den deutschen Übersetzern der US-Serie The Wire hin. Das Bemühen und die Liebe zur Materie ist klar erkennbar. Allerdings stößt diesem Autor übel auf, dass die Zahl der fucks für das deutsche Publikum mal wieder reduziert wurde:

    In tausend Fällen – also wenn in hundert Sätzen hintereinander und in jedem Satz dreimal das Wort „Fuck“ genannt wird, das belastet sehr, auch die Zuschauer – das kann zu einer Überfrachtung führen. […] Hier und da an einigen Stellen, wenn es Überhand nahm und im Deutschen einfach nur gekünstelt oder nicht so schön klang, haben wir es in irgendein Wort wie „Scheiße“, „verschissen“ oder „verfickt“ geändert.

    Dass die Autoren auch im Original durch die Wiederholung bewusst für eine Überfrachtung sorgen wollten und es belastend sein soll, scheint den Synchronisatoren nicht in den Sinn gekommen zu sein. Wir haben hier ein gutes Beispiel für eine Übersetzung, die ohne böse Hintergedanken den Tenor der Serie und vermutlich auch die Charakterisierung der Figuren ändert. Den Verein Deutscher Sprache dürfte es natürlich freuen.

Was uns am Ende wieder zu The Lost Symbol bringt, wo wir eine der Thesen dieses Blogs bestätigt sehen: Übersetzen ist die Hölle.

Insgesamt 509 Originalseiten sind für die sechs Übersetzer in den nächsten 10 Tagen zu bewältigen.

Das sind etwa 85 Seiten je Übersetzer und damit 8,5 Seiten pro Tag pro Person. Der interessierte Leser mag mal zu Hause selbst ausprobieren, was das für eine Leistung ist.

Zu Dan Browns Roman „The Lost Symbol“

September 15, 2009

Wie der interessierte Leser mitbekommen haben wird, hat Dan Brown seinen neuen Roman The Lost Symbol veröffentlicht. Ohne groß den Inhalt zu verraten – dieser Autor ist ohnehin erst auf Seite 84 – können wir sagen, dass die Handlung sehr viel mit dem Kapitol in Washington zu tun hat, dem Sitz des Kongresses, und den Freimaurern. Wie bei The Da Vinci Code fragt man sich, was von Browns Angaben wirklich wahr ist und was „fiktive Fakten“ sind.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Betroffenen sich wehren und im Internet Korrektur-Listen zusammengetragen werden. Daher werden wir in diesem Blog nicht groß auf das Buch eingehen.

Nur soviel für die Frühleser: Der Architekt des Kapitols führt eine Liste mit Kunstwerken und ihrer Geschichte sowie Einzelheiten zu Räumen wie die Rotunde. Leser des Romans werden mit Interesse bemerken, was da nicht beschrieben ist.

Und was ist mit den Freimaurern? Da gibt es schon die ersten Kommentare zu Browns Darstellung. Und einige Dinge, sind, nun, kaum zu übersehen.

[Korrektur 16. Sep 2009: Der Titel heißt The Lost Symbol, zuerst gesehen von KI, vielen Dank]

META: Index ergänzt (und das Tool dafür)

September 14, 2009

Ich habe den Themen-Index ergänzt. Das passiert so selten – zuletzt im März, um genau zu sein – dass es eine Ankündigung wert scheint.

Außerdem bin ich wiederholt gefragt worden, wie ich denn so einen Index erstelle. Bislang lautete die Antwort „auf die harte Tour“, sprich, per Hand. Das ist mühsam, und daher habe ich dieses Mal ein Programm zusammengehackt, dass wenigstens einen Teil der Arbeit übernimmt: Es sucht sich die Links zusammen und druckt sie so aus, dass man sie dann (fast) nur in die Liste kopieren muss.

Falls es jemand nützlich findet, hier der Quellcode. Warnung: IANAP (I Am Not A Programmer), ohne Gewähr, und ich übernehme für nichts die Verantwortung. Getestet mit Python 2.5.1 und Mac OS X 10.5.8.

#!/usr/bin/env python
# vim:fileencoding=ISO-8859-1
# 
# USAE Index Maker
# Scot W. Stevenson <scot.stevenson@gmail.com>
# Version 1.0  13. September 2009
# 
# Requires Python 2.5 or later, will not work with Python 3.0 or later
"""Generate the links for the USAE erklärt Index list. Starting with the first
entry given, it creates a template and then follows the next link."""

import urllib 

print "USAE Index Maker"
print "Scot W. Stevenson <scot.stevenson@gmail.com>"
print 
print "WARNING: Umlauts are printed in Unicode 8-Bit (UTF-8)."
print 

currentlink = raw_input("Enter link of first entry to start with: ")
print 
print "=========="
print

while True:
   
    # Make sure we can get the page
    try: 
        page = urllib.urlopen(currentlink)
    except IOError:
        print "Error: Can't access link '%s'" % currentlink
        
    pagecontent = page.readlines()
    nextpagelink = ""

    # Watch for entries with funny names, true colors in link
    if currentlink.count("/zeugs-"):
        print "### WARNING: Possible ZEUGS-Entry ###"

    if currentlink.count("/meta-"):
        print "### WARNING: Possible META-Entry ###"

    for line in pagecontent:

        # Get the title from the header, unless it is a ZEUGS- or a META-entry
        if line[:7] == "<title>" and\
              line.count("ZEUGS") == 0 and\
              line.count("META") == 0:

            titlestring = line[7:-30]
            # We use a lot of colons, so it is worth a test
            titlestring = titlestring.replace("–",":")

        # Get the next page from the header. If we can't find a link to the
        # next page, this means that we've reached the end
        if line[:16] == "<link rel='next'":
            nextpage_start = line.find("href='")+6
            nextpage_end = line.find("' />")
            nextpagelink = line[nextpage_start:nextpage_end]

            # Once we have the next page, we're done with this page
            break

    # Print the formated entry for the index list
    print '<li><a href="%s">%s</a></li>' % (currentlink, titlestring)
    print 

    # If the page didn't have a link to the next page, we're done
    if nextpagelink == "":
        break

    # Otherwise, continue with the next page
    currentlink = nextpagelink

print "=========="
print "All done."

[Korrektur: 2. Oktober 2009: Abkürzung heißt richtig „IANAP“, zuerst gesehen von SH, vielen Dank]

Warum amerikanische Clowns Bozo heißen

September 13, 2009

Buffy treibt sich im Moment in Tibet herum, was nicht viel Material für dieses Blog liefert, außer einen Hinweis auf (schlechte) englische yak jokes. Daher wenden wir uns wieder dem Kampf gegen die Untoten zu.

Denn Valve, die Entwickler von Left 4 Dead 2 (L4D2), haben angekündigt, dass ein Kapitel des neuen Spiels auf einer Kirmes spielen wird. Dort soll es furchterregende Clown-Zombies geben – furchterregend wegen ihrer riesigen Quietsche-Schuhe, die mit jedem Schritt die Horden anlocken. Der Spieler wird diesen Wesen das Kleinhirn aus dem Schädel blasen in konstruktiven Deeskalations-Gesprächen zu einem friedlichen und respektvollen Miteinander bewegen müssen.

Wir wissen sonst nicht viel über die Clowns von L4D2. Nur eins können wir mit Sicherheit sagen: Die Amis werden sie „Bozo“ nennen.

Bozo ist der generische Name für Clowns in den USA. Das geht so weit, dass der Name faktisch für diese Berufsbezeichnung reserviert ist. Wie der US-Komiker Jerry Seinfeld es formulierte:

I mean, Bozo the Clown…does he really need „the clown“ in his title, as clown? Bozo, „the“ clown? Are we going to confuse him with Bozo the district attorney? Bozo the pope? There’s no other Bozo.

Seinfeld nennt Bozo als eine seiner Inspirationen, wegen der Selbsterniedrigung.

Die Figur wurde 1946 von dem Capitol-Records-Manager Alan Livingston für Tonaufnahmen erschaffen – andere Quellen sprechen von einem Hörbuch zum mitlesen – und zuerst von Vance „Pinto“ Colvig gespielt. Untrennbar verbunden ist sie allerdings mit Larry Harmon, der sich in den 50ern die Rechte an Bozo sicherte und in einem unternehmerischen Geniestreich für Fernsehen und Auftritte lizenzierte.

Bozo the Clown was seen on stations all over the country, played by other actors. All in all, Harmon trained over 200 others to play the much beloved character Bozo over the years.

Ein anderer berühmter Bozo, Bob Bell, war das Vorbild für die Sprechweise der Simpsons-Figur Krusty the Clown. In Terry Pratchetts Men at Arms finden sich zwar nur direkte Anspielungen auf den britischen Ur-Clown Joseph (Joey) Grimaldi. Aber zwei der Figuren heißen „Boffo“ und „Beano“. Für Amerikaner reicht die Ähnlichkeit.

„Bozo“ ist ein Schimpfwort, wenn auch ein vergleichsweise harmloses wie „Tölpel“ oder „Depp“. Der ehemalige US-Präsident George Bush – Vater, nicht Sohn – sagte 1992 über Bill Clinton und Al Gore: my dog Millie knows more about foreign affairs than these two bozos. Bekanntlich gewann Clinton die Wahl, weswegen wir über Millies Fähigkeiten nicht mehr erfahren haben. Wir finden die Verwendung auch in einem Left 4 Dead-Forum, wo die dümmsten Taten von Spielern besprochen werden (umformatiert):

Some bozo ran ahead on No Mercy campaign hospital level, pressed the elevator button, ran back to us, and we pretty much got into the elevator with red life [and] no health packs

Die abwertende Verwendung von „Bozo“ geht auf das frühe 20. Jahrhundert zurück, als Bezeichnung für Einwanderer vom Balkan. Bozo ist wohl in Südosteuropa ein normaler Vorname, wie eine ehemalige Freundin dieses Autors bei einem US-Austausch auf die harte Art herausfand, als sie nichtsahnend den Vornamen ihres Vaters nannte.

Fazit: Bozo ist überall. Kann es da wirklich sein, dass in den etwa 140 Folgen von Buffy das Wort nicht einmal auftaucht? Natürlich nicht. Dank Google finden wir den folgenden Dialog aus Bad Eggs, den dieser Autor tatsächlich vergessen hatte:

Buffy: We can’t fight these things until we know something about them.
Xander: Alright, Willow said something. A name. What was it?
Buffy: A bozo! Not a bozo.
Xander: A bezoar.

Zombie-Clowns? Pah. Dafür hätte Buffy noch nicht einmal den Pflock aus der Tasche gezogen.

Die Rosen-Apokalypse und das dunkle Geheimnis von American Beauty

September 6, 2009

Der in der Familie Stevenson inzwischen als „die Rosen-Apokalypse“ bekannte Vorfall hat diesen Autor an eine ausstehende Erklärung erinnert. Wir hatten in unserem Eintrag über Trinity und Synchronisationen über die Leute geschimpft, die Interpretationen zu dem Titel von American Beauty von sich gaben, ohne zu wissen, was das denn ist. Dann haben wir den Titel selbst nicht erklärt. Das war unhöflich.

Kurz gesagt, es ist eine Rosenart, was man sich angesichts des zentralen Filmmotivs auch denken könnte. Die Sorte war zwischendurch eine der beliebtesten in den USA, besonders als Schnittblume.

Was viele nicht wissen: Sie birgt ein dunkles Geheimnis.

In 1886, American Beauty was introduced into commerce in the USA from a plant collected from the garden of American historian, George Bancroft. That rose was propagated and sold by Field Bros. under the name American Beauty. American Beauty was later identified as the 1875 French-bred hybrid perpetual, Mme Ferdinand Jamain.

Sprich, es ist eigentliche eine französische Rose, die von den Amis mit einem anderen Namen versehen wurde. Oops. Wie kommt das denn?

Rose authority and author Brent Dickerson accepts the theory propounded by Georgia Torrey Drennan, that American Beauty was a seedling raised by Baltimore nurseryman, Anthony Cook, and that Bancrofts daughter saw the rose in bloom at his nursery, bought the plant, and planted it in Bancroft’s garden.

Die Ausrede „die Kinder warens“ ist natürlich auch im Hause Stevenson wohl bekannt, außer dann, wenn es um die Rosenschere geht, die für kleine Leute unzugänglich aufbewahrt wird, weil dieser Autor sich zu lebhaft an eine gewisse Szene aus dem Wachowski-Film Bound erinnert.

Die Franzosen sollten sich nicht zu laut beschweren, denn was als „französischer“ Wein verkauft wird, hat wegen einer Schädlingsplage im 19. Jahrhundert amerikanische Wurzeln.

As the success of American roots was demonstrated in the late 1870s and 1880s, the immense task of reconstituting virtually all the the vines in France began in earnest. Reconstitution was accepted in other European countries as well and today, with few exceptions the world over, all vines are planted on phylloxera-resistant rootstocks.

Aus US-Sicht haben also nicht nur die französischen Landesfarben einen amerikanischen Ursprung, sondern auch der französische Wein. Bei den Schnecken müssen wir leider passen.

Die Schönste Germanin weist darauf hin, dass es die ahnunglosen Filmkritiker bei American Beauty schwer hatten, denn im Jahr 1999 war „google“ noch kein Verb [JPG]. Spätestens beim unvermeidlichen remake wird die Entschuldigung aber nicht mehr ziehen.

Zum Schluss noch der Hinweis, dass in den USA das Klima für die Rosenzucht in Oregon als ideal gilt. Sollten die Blumen der Schönsten Germanin nicht so nachwachsen, wie von diesem Autor vorhergesagt, müssen wir nächstes Jahr vielleicht zur Wiedergutmachung vom Portland Rose Festival aus bloggen.

[Danke an DKS für den ursprünglichen Hinweis]

Apples Schneekatze und die Furcht vor einer hilfreichen Regierung

September 2, 2009

Apple hat ein neues Betriebssystem herausgebracht, Mac OS X 10.6, genannt Snow Leopard. Mit übermenschlicher Disziplin widersteht dieser Autor jetzt dem Drang, es sofort zu holen, und wartet stattdessen das erste Update ab, denn er ist erwachsen und vernünftig. Grummel.

Als Ersatzbefriedigung hat er den Morgen damit verbracht, bei Ars Technica den langen und technischen Bericht über die neuen Funktionen zu lesen. Auf Seite 8 beginnt die Beschreibung der verbesserten Unterstützung für mehrere Prozessorkerne und parallele Programmierung. Und dort finden wir die folgende Zwischenüberschrift:

We’re with the operating system and we’re here to help

Dieser Satz klingt seltsam, was meistens heißt, dass es eine Anspielung auf irgendwas ist, denn Angelsachsen haben eine zwanghafte Neigung zu Wortspielen und Zitaten. Die vier üblichen Verdächtigen – die Bibel, Shakespeare, The Wizard of Oz und Alice in Wonderland – scheiden aus.

Tatsächlich geht der Satz auf diesen Spruch zurück:

We’re with the government and we’re here to help

Varianten finden sich in der Ersten Person Singular, einem vorangestellten Trust us oder der federal government statt nur der Regierung. Der Ursprung ist nicht ganz klar, aber er ist zusammen mit Your check is in the mail und I will respect you as much in the morning als eine der größten Lügen bekannt, die man als Amerikaner zu hören bekommen kann.

Mehr noch, als ironischer Ausspruch spiegelt er die schon besprochene Einstellung des gemeinen US-Bürgers zu der Regierung in Washington wieder. Präsident Ronald Reagan griff ihn in den 80ern auf:

The nine most terrifying words in the English language are: „I’m from the government and I’m here to help.“

Angesichts der massiven Staatsausgaben unter Präsident Barack Obama erfreut sich der Spruch einer neuen Beliebtheit. Inzwischen findet man ihn auch in anderen angelsächsischen Ländern.

Trotz der Überschrift scheint der Ars-Autor John Siracusa zufrieden mit Snow Leopard zu sein. Weswegen dieser Autor überlegt, ob er das Ding nicht doch schon kaufen soll. Er müsste es ja noch nicht installieren …