Archive for Mai, 2008

Einige Bemerkungen zu den Namen an der „Phoenix“-Landestelle

Mai 31, 2008

Die Sonde „Phoenix“ ist vor einigen Tagen in der Arktis-Ebene des Mars gelandet. Inzwischen hat sie eine ganze Reihe von Bildern zurückgeschickt. Diese wurden mit einer Kamera aufgenommen, an deren Bau das Max-Planck-Institut beteiligt war.

Allerdings entscheiden offensichtlich die Angelsachsen, wie die auf den Bildern erfassten Strukturen benannt werden. Schauen wir uns die Landestelle [JPG] an, finden wir von links nach rechts in der so genannten fairy-tale landscape folgende Namen:

Wall
Humpty Dumpty
King’s Horses
King’s Men
Sleepy Hollow
Headless
Alice
Ichabod

Die ersten vier können wir schnell abhandeln, denn sie stammen aus dem Kinderreim Humpty Dumpty:

Humpty Dumpty sat on a wall
Humpty Dumpty had a great fall
All the King’s horses and all the King’s men
Couldn’t put Humpty together again

Mit dem „Alice“-Stein können wir die Quelle noch genauer eingrenzen: In Through the Looking Glass, dem zweiten Teil von Alice in Wonderland, führt die Protagonistin ein längeres Gespräch mit Humpty. Diese Namen sind nicht überraschend, denn man kann Angelsachsen nur mit körperlicher Gewalt daran hindern, Dinge nach Alice (oder halt The Wizard of Oz) zu benennen.

Allerdings dürften die übrigen drei für den interessierten germanischen Leser schwieriger einzuordnen sein. „Sleepy Hollow“ kommt von der Geschichte The Legend of Sleepy Hollow von Washington Irving aus dem Jahr 1820. Es ist eine berühmte Geistergeschichte, die 1790 in dem gleichnamigen Dorf am Hudson im Bundesstaat New York spielt und alle klassischen Elemente wie (vergleichsweise) alte Friedhöfe enthält.

Hier kommen auch „Ichabod“ und „Headless“ her: Ichabod Crane ist ein abergläubischer Schulleiter, der sich in Katrina Van Tassel verliebt. Der Headless Horseman ist der Geist eines hessischen Söldners aus dem Unabhängigkeitskrieg, der kopflos durch die Nacht reitet. Ein Hesse? In New York? Ja, denn die Briten kauften sich die Dienste von 30.000 hessischen Söldnern, was wir gesondert besprechen werden.

(Sleepy Hollow wurde zuletzt von Tim Burton verfilmt, mit Johnny Depp, Christina Ricci, Chistopher Walken und Chistopher Lee. Der Film weicht zwar von der Geschichte ab, ist aber trotzdem sehenswert. Den Horseman findet man auch in World of Warcraft.)

Die Bedeutung der Legend liegt allerdings nicht nur darin, dass sie eine spannende Geschichte ist. Sie war auch eine der frühesten literarischen Werke ihrer Art in den jungen USA, die in ihren Anfangsjahren – wie die Bundesrepublik – handfestere Sorgen hatte. John Adams fasste das 1780 in einem berühmten Satz so zusammen:

I must study Politicks and War that my sons may have liberty to study Mathematicks and Philosophy. My sons ought to study Mathematicks and Philosophy, Geography, natural History, Naval Architecture, navigation, Commerce and Agriculture, in order to give their Children a right to study Painting, Poetry, Musick, Architecture, Statuary, Tapestry and Porcelaine.

Werden die Formationen auf dem Mars diese Namen behalten? Offenbar stehen die Chancen bei so kleinen Objekten gut. Bei größeren greift irgendwann die gleiche seelenlose Astronomen-Bürokratie, die schon Pluto beleidigt hat. Auch das Liebings-Transneptun-Objekt dieses Autors, 2004 XR190, wird wohl auf lange Sicht seinen Spitznamen nicht behalten können.

Amerikanische Kriegslieder als deutsche Unterhaltungsmusik

Mai 29, 2008

We fired our guns and the British kept a-comin‘
There wasn’t nigh as many as there was a while ago
We fired once more and they began a-running
Down the Mississippi to the Gulf of Mexico

– Jimmie Driftwood, „The Battle of New Orleans“

Dieser Autor kann gesprochene Werbung nicht ausstehen und vermeidet daher wo er nur kann Radio und Fernsehen. Im Auto kommt er allerdings nicht um den Hörfunk herum, denn Kind Nummer Eins hatte in frühen Jahren die Angewohnheit, Münzen in den CD-Schlitz zu werfen, und jetzt traut die Familie auch dem neuen Gerät nicht. Wenn Kind Nummer Zwei über diese Phase hinaus ist, wird die alte Anlage ausgetauscht und durch ein Gerät ersetzt, dessen wichtigstes Merkmal ein Anschluss für den iPod sein wird.

Vor einigen Wochen nun hat dieser Autor beim Fahren gleich zwei Mal in kurzer Folge etwas im Berliner Radio gehört, das er absolut nicht erwartet hätte: Ein amerikanisches Kriegslied, das von der Schlacht von New Orleans im Jahr 1814 handelt, das letzte große Gefecht im Krieg von 1812. Darin wird mit großem Vergnügen beschrieben, wie die bloody British, feige Säcke wie sie sind, vor den intrinsisch tapferen Amerikanern wie die Hasen wegrannten, so schnell, dass nicht einmal die Hunde sie fangen konnten.

Jedem klar, welches Lied gemeint ist?

Wenn nein, hier noch einige Hinweise. Die ursprüngliche Version – „The Battle of New Orleans“ – stammt von Jimmie Driftwood aus dem Jahr 1936. In den USA ist Johnny Hortons Variante von 1959 allerdings bekannter, für das er 1960 auch einen Grammy erhielt. Davon hat in Deutschland aber, wie informelle Umfragen dieses Autors zeigen, niemand etwas gehört. Hier kennt man offenbar nur das Remake der Les Humphries Singers, um den es hier auch geht.

Noch nicht klar? Letzter Hinweis: Mexicooooooooo!

Genau, der Song [YouTube], das „Gute-Laune-Feten-Lied“, wie es eine nichtsahnende deutsche Bekannte beschrieb, das unter anderem auf einer Doppel-CD mit dem Namen „Fußballfieber“ verkauft wird. „Mexico“ ist am Ende nur eine leicht veränderte Cover-Version eines antibritischen, hämisch-nationalistischen amerikanischen Kriegsliedes.

Nun hat dieser Autor nichts gegen das Triumphgeheul, besonders weil die Briten während des Krieges beim Burning of Washington (unter anderem) gezielt die Kongressbibliothek mit Tausenden schon damals seltenen Büchern abfackelten. Auch im Weißen Haus (das entgegen der Legende schon vorher weiß gewesen war) überlebten nur zwei Kunstwerke das Inferno. Geschieht den Inselaffen völlig Recht.

Wie kommt aber ausgerechnet der deutsche Rundfunk dazu, so etwas zu spielen? Sonst sind alle Sender hierzulande, private wie öffentliche, peinlich darauf bedacht, nur politische korrekte Pazifisten-Songs wie „Everybody’s Gone to War“ von Nerina Pallot, „You’re in the Army Now“ von Status Quo, „Cruise Missiles“ von Fischer-Z oder (das sachlich falsche) „19“ des Engländers Paul Hardcastle aufzulegen. Schon bei einem einigermaßen neutralen Song wie „Camouflage“ von Stan Ridgway hört man förmlich den Diskjockey im Hintergrund mit seinem Gewissen ringen.

Fairerweise muss man sagen, dass Jürgen Drews und Co die wahre Natur des Liedes verschleiert haben. Bei Horton dominieren Trommeln und Banjo und Mexicoooo ist nicht der Refrain. In der Cover-Version fehlt auch die lehrreiche Strophe, in der erklärt wird, wie man aus einem Alligator ein Geschoss macht:

We filled his head with cannon balls, and powdered his behind
And when we touched the powder off, the gator lost his mind.

Mehrere Bekannte im Umfeld dieses Autors haben ihm zudem glaubwürdig versichert – bevor sie wussten, worum es ging – dass der Text für Nicht-Muttersprachler schwer zu verstehen ist.

Jetzt, wo wir das Problem beseitigt haben, bleibt für den interessierten deutschsprachigen Leser nur eins: Zu bedauern, dass die Engländer die EM-Qualifikation verpasst haben.

Kurz erklärt: We don’t need no steenkin‘ short explanations!

Mai 25, 2008

Dieser Autor hat Heuschnupfen, hat die Nacht mit Kind Nummer Eins in einem Zelt verbracht – lustig, aber nicht schlaffördernd – und Time Machine zickt mit dem Samba-Laufwerk des neuen Ubuntu-Servers herum. Daher werden wir heute nur einen Spruch erklären, der dem interessierten Leser vielleicht schon im Internet begegnet ist, spätestens aber bei Heft 4 der achten Staffel von Buffy, wo der Redakteur Scott Allie auf die Frage nach einem spinoff wie folgt antwortet:

We don’t need no steenkin‘ spinoffs!

Das ist die verkürzte Form. Meist wird noch das Subjekt vorneweg gestellt:

[NOMEN]? We don’t need no steenkin‘ [NOMEN]!

Das steenkin‘ soll stinking mit einem mexikanischen Akzent sein. Damit kommen wir dem Ursprung des Spruchs nahe: Es stammt aus dem Film The Treasure of the Sierra Madre mit Humphrey Bogart. Darin antwortet der Bandit Gold Hat auf die Frage nach Dienstmarken wie folgt:

Badges? We ain’t got no badges. We don’t need no badges! I don’t have to show you any stinkin‘ badges!

Angeblich geht das auf den den Roman des mysteriösen Deutsch-Amerikaners B. Traven zurück. Die heutige meme-Fassung im Internet ist allerdings die der Mel-Brooks-Parodie Blazing Saddles:

Badges? We don’t need no stinking badges.

Und jetzt muss dieser Autor kurz die Nase putzen. Pollen? Wir brauchen keine …

Haisprünge im US-Fernsehen

Mai 21, 2008

Wir haben in einem früheren Eintrag die Redewendung to jump the shark vorgestellt, „über den Hai springen“. Damit ist der Punkt gemeint, an der in einer Fernseh-Serie irgendwas unglaublich albernes passiert, um fallenden Zuschauerzahlen zu begegnen. Allgemeiner wird es benutzt für etwas, das seinen Höhepunkt überschritten hat und jetzt in der Qualität deutlich abnimmt, wie zum Beispiel jede Charmed-Folge, sobald Love Spit Love nicht mehr singen.

Ursprung ist eine Szene [YouTube] aus der Serie Happy Days von 1977, in der die Figur Fonzie tatsächlich auf Wasserski über einen Hai springt. Im Internet findet man alle möglichen Debatten darüber, was bei welcher Serie ein Beispiel für das Phänomen ist.

Im Rückblick haben allerdings einige vermeintliche Haisprünge dagegen tatsächlich die Serie gerettet. Dieser Autor würde das Auftauchen von Seven of Nine auf der Voyager dazu zählen wollen, denn mit der Borg kriegten die Autoren wieder die Kurven Kurve. Auch Happy Days lief noch bis 1984.

Es gibt inzwischen endlose Anspielungen in anderen Serien auf den Spruch. Um die lautstarke Simpsons-Fangemeinde hier zu befriedigen, verweisen wir auf „Gump Roast“, wo Homer auch über einen Hai springt [JPG]. In der South Park-Episode „Probably“ schafft Fonzie den Sprung nicht und wird gefressen. So gehört sich das.

Buffy kann hier natürlich nicht helfen: Buffy würde den Hai einfach töten.

KORREKTUR: Hiroshima-Fotos zurückgezogen

Mai 19, 2008

Im ZEUGS-Eintrag vom 5. Mai 2008 wurde in einem Punkt auf zehn neue Fotos von Hiroshima nach den Atombombenangriffen verwiesen. Die ursprüngliche Quelle hat die Bilder zurückgezogen, da sie offenbar zumindest zum Teil von einem Erdbeben stammen:

Since making these photographs publicly available, I have received reliable proof that several of these photos are actually of the 1923 Kanto earthquake. While I cannot speak for the entire collection, this evidence raises grave doubts about all of the photos and strongly suggests that the identification provided by the Hoover Archives is incorrect.

Der entsprechende Punkt in dem ZEUGS-Eintrag wurde gelöscht und durch einen Erklärungstext ersetzt.

Danke an KR für den Hinweis.

Ma’am oder madam (oder: Buffy und die Queen)

Mai 16, 2008

Wir haben bei unserer Betrachtung von Vornamen darauf hingewiesen, dass sich für Buffy in Staffel 8 einiges geändert hat: Everbody calls me ma’am, sagte sie in Heft 1. Der interessierte Leser wird in dem gerade erschienenen Heft 14 einen Bezug dazu bemerkt haben, als sich Buffys neue Geliebte Satsu weigert, wie befohlen von dem Kampf in Tokio fernzubleiben. Denn als Satsu nach dem Streit wegstampft, ruft sie Buffy über die Schulter zu (Hervorhebung im Original):

I’ll see you on the battlefield, ma’am.

Buffy schaut ihr hinterher und sagt dann sichtlich aufgewühlt:

I can’t believe I find it sexy when she calls me „ma’am.“

Das ist natürlich eine Anspielung auf gewisse bekannte Vorlieben von Buffy, auf die wir hier aber nicht weiter eingehen, denn das soll ein familientaugliches Blog bleiben. Stattdessen wollen wir die Gelegenheit nutzen, um kurz auf den Unterschied zwischen ma’am und madam hinzuweisen.

Zusammenfassung: madam sollte man vermeiden.

Ma’am ist das Gegenstück zu sir und wird im Alltag entsprechend als höfliche Anrede benutzt. Beim Militär ist es die Anrede für eine höherrangige weibliche Offizierin.

(Fußnote: Sir und ma’am werden nicht für jeden Vorgesetzten benutzt, sondern nur für commissioned officers. Die noncommissioned officers (NCO) werden dagegen mit ihrem Rang angesprochen, zum Beispiel als Master Sergeant. Und nur um es kompliziert zu machen: Bei der Grundausbildung wird der Ausbilder je nach Waffengattungen anders angesprochen und hat jeweils auch einen anderen Titel.

  • Army: Drill Sergeant, Anrede drill sergeant, ausdrücklich nicht sir oder ma’am
  • Navy: Recruit Division Commander (RDC), Anrede nach Rang, ausdrücklich nicht sir oder ma’am
  • Marines: Drill Instructor, Anrede sir oder ma’am
  • Air Force: Military Training Instructor (MTI), Anrede sir oder ma’am
  • Coast Guard: Company Commander, Anrede bis zur zweiten Woche sir oder ma’am, nach einem Kurs dann dann nach Rang

Allgemein soll es eine Standard-Antwort auf ein falsches sir geben:

Don’t call me „sir.“ I work for a living.

Das Ganze wird schon mal in amerikanischen Anti-Kriegs-Filmen falsch gemacht, was von Militärs sofort als Zeichen von Ahnungslosigkeit gewertet wird.)

(Fußnote zur Fußnote: Die Schönste Germanin weist darauf hin, dass bei der Sternenflotte für beide Geschlechter sir vorgesehen ist. Die beste Quelle dazu scheint die allererste Folge von Voyager zu sein.)

Madam findet man dagegen in formellen Zusammenhängen wie bei der Anrede in Briefen oder gewissen Titeln. Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, ist die „Madam Speaker“. Sollte Hillary Clinton im November die Wahl gewinnen, wäre sie die erste „Madam President“. Die dritte Gewalt geht anders vor: Richter des Supreme Court werden als Justice bezeichnet, ohne ein Mister oder Madam davor.

Dummerweise ist eine madam aber auch die Leiterin eines Bordells – die Witze über etwaige Parallelen zwischen dem Repräsentantenhaus und einem Puff kann sich der interessierte Leser selbst überlegen. Ein Beispiel dafür wäre die „D.C. Madam“ Deborah Jeane Palfrey, die jüngst Selbstmord begangen hat. Das macht das Wort gefährlich. Daher unsere Empfehlung, es im Alltag zu vermeiden.

Das ist wieder vereinfacht, berücksichtigt regionale Unterschiede nicht und gilt ausdrücklich nur für die USA. Wenn dieser Autor es richtig verstanden hat, haben insbesondere die Briten andere Regeln. Ma’am scheint auf der Insel wesentlich seltener benutzt zu werden.

Außer natürlich bei der Königin. Das Protokoll sieht als erste Anrede Your Majesty vor und danach durchgehend ma’am. Das wird zwar auch Amerikanern empfohlen, vermutlich weil sich „Madam Queen“ ziemlich dämlich anhört. Die brauchen sich aber ausdrücklich nicht vor einem Monarchen zu verbeugen und schon gar nicht vor einem britischen. Das wäre ja noch schöner.

[Ergänzt 18. Mai 2008: Einzelheiten zu der Anrede bei der Grundausbildung, nach einem Vorschlag von HJL, vielen Dank]

ZEUGS: Kapitalistische Indianer, linke Patrioten und rosa Hexen

Mai 13, 2008

Schon wieder ein ZEUGS-Eintrag? Ja, weil wir so viel Material haben und weil die Blog-Statistik zeigt, dass sowieso alle Leser in der Sonne sitzen, oder zumindest die, die nicht in Spanien sind. Und dieser Autor war selbst auch zu beschäftigt damit, Löwenzahn mit Kind Nummer Zwei über den Rasen zu pusten, um einen richtigen Eintrag zu schreiben.

  • Zum amerikanischen Patriotismus, der für einige Deutsche so schwer nachzuvollziehen ist: Das pro-demokratische Blog Daily Kos hat einen Eintrag, der vielleicht helfen kann. Er ist von einer linken (also, „liberal elite intellectual“) Kriegsgegnerin geschrieben, deren politisch ähnlich gestrickte Bekannte sich gerade freiwillig zum Sanitätsdienst beim US-Heer im Irak gemeldet hat. Warum? (Hervorhebung im Original)

    To pay off her student loans, to futher her education, to get the experience of providing healthcare in a war zone, and, most importantly, above all else: Because she is a patriot.

    Die Autorin diskutiert, was Patriotismus für sie und ihre Bekannte als (amerikanische) Linke bedeutet und kämpft mit der Frage: What are the last words you say to a friend who is going to war?

  • Zum Vodka-Streit, wenn wir beim Patriotismus sind: Absolut Vodkas Versuch, die Karte von Nordamerika umzuzeichnen, rief bei dem Konkurrenten Skyy Vodka tiefe Gefühle hervor. Das Ganze war ein Thema in einschlägigen Blogs, von deren Existenz dieser Autor bis dahin nichts ahnte.
  • Zu duct tape: Die Nasa hat endlich gestanden, dass die Mondfahrten nur mit dem Klebeband möglich waren. Was sich alle Amerikaner schon gedacht haben.
  • Zur Nasa: Filmmaterial der Mercury, Gemini und Apollo-Einsätze wird in High Definition veröffentlicht.
  • Zum Hühnchengeschmack: Der interessierte Leser SV weist auf den Grund für die Probleme mit der Saturn-Sonde Cassini hin, die bei Enceladus einen Geysir „abschmecken“ sollte.
  • Zum Energieverbrauch: Warum auf den Bund warten, wenn man als Kommune selbst handeln kann? Die Kleinstadt Rock Port in Missouri erhält seit April 123 Prozent seiner Energie über vier Windgeneratoren, der Überschuss wird verkauft. Ja, sagen die 1.316 Bürger, so windig ist es da.
  • Zu den Indianern: Der Economist hat einen ausführlichen Bericht über die wirtschaftlichen (und bürokratischen) Probleme der Navajo-Nation.
  • Zu den Indianern, nochmal: Parallel dazu gibt es einen Streit zwischen den Saginaw Chippewa in Michigan und dem Bund, denn der Stamm will den Arbeitnehmern auf seinem Gebiet nicht das Recht zur Bildung einer Gewerkschaft nach dem National Labor Relations Act von 1935 zugestehen. Ein Bundesberufungsgericht hatte entschieden, dass die Serrano-Indianer in Kalifornien Gewerkschaften zulassen müssen. Na und, sagt Saginaw-Chippewa-Häuptling Fred Cantu Jr. zu dem Urteil:

    Each tribe is its own nation, has its own laws and government. I think it’s a direct attack on our sovereignty.

    Wir erinnern uns: In den USA bricht Bundesrecht nicht automatisch Länderrecht, denn die Bundesstaaten haben Zuständigkeiten, die den Bund nichts angehen. Die juristische Situation bei den mehr als 500 Indianer-Nationen ist ähnlich, nur, wie man sieht, komplizierter.

  • Zu Berichten über Deutschland: Entsetzen – auf einigen der autobahns soll es eine Geschwindigkeitsbegrenzung geben! Instapundit spricht Amerika (und der Schönsten Germanin) aus der Seele wenn er sagt: That’s just wrong.
  • Zu y’all: Nothing for Ungood benutzt das inoffizielle Pronomen um zu erklären, warum Angelsachsen nicht Deutsch lernen sollen (Hervorhebung hinzugefügt):

    For every verb you learn, you must learn to conjugate it for I, you, You, they, he, she, it, and y’all. You’ll also need to learn them in present tense, past tense, perfect past tense, and subjunctive. […] You will never learn all this, so don’t bother trying.

    Statt you und You hätte dieser Autor thou und you geschrieben, aber so ist es lustiger. Man beachte die Stichelei unter Angelsachsen, dass die faulen Briten überhaupt nicht erst versuchen, Deutsch zu lernen.

  • Zu den Berkeley-Protesten, denn die gehen weiter: Code Pink tritt zur Abwechslung in Hexenkostümen auf und setzt Magie ein:

    „Women are coming to cast spells and do rituals and to impart wisdom to figure out how we’re going to end war,“ Zanne Sam Joi of Bay Area Code Pink told FOXNews.com.

    Der Bericht zitiert einen Sprecher der Marines mit der Aussage, dass die Demo mehr Leute in das Rekrutierungsbüro zieht. Konkrete Zahlen nennt der Mann allerdings nicht.

  • Zu politisch motivierter Rechtschreibung: Die von Fox zitierte Feministin Joi hat ein Blog, wo man das Wort woman als „womon“ und women als „womyn“ oder „wimmin“ geschrieben findet. Hintergrund ist die Vorstellung, dass woman von man abgeleitet sein könnte, also eine Sonderform des männlichen wäre und damit sexistisch. Dass die Sache anders liegt, stört nicht. Eine Alternative für female konnte dieser Autor nicht finden.
  • Zur Presse: OMG, hat dieser Autor gerade Fox zitiert? Ist das nicht der Sender, der Amerikaner zu Bush-wählenden Kriegs-Zombies mutieren lässt? Regel 1 hält uns davon ab, dazu Stellung zu nehmen. Der interessierte Leser mag so oder so Trost darin finden, dass mehr als vier Fünftel der US-Bürger den mainstream media (MSM) nicht einmal das meiste glauben. Mehr als ein Fünftel glaubt ihr gar nichts oder kaum etwas. Und eine zunehmend Zahl – inzwischen knapp 88 Prozent – geht davon aus, dass die Medien nicht nur Nachrichten wiedergeben, sondern versuchen, die öffentliche Meinung gezielt zu beeinflussen, also eine „Agenda“ und einen bias haben. Die Tendenz wird in anderen Umfragen bestätigt. Amerikanische Blogger stürzen sich natürlich auf diese Zahlen.
  • Zum angelsächsischen Schreibstil: Dieser Autor hat gerade ein Buch von dem Philosophen und Mönch Bhante Henepola Gunaratana („Bhante G.“) gelesen, der in der Einleitung folgendes schreibt:

    In my experience I found that the most effective way to express something in order to make others understand is to use the simplest language. […] This book is the result of requests made by many meditators who need a very simple book written in ordinary language.

    Entsprechend heißt das Buch Mindfulness in Plain English (Die Online-Version ist eine ältere, weswegen das Zitat dort leicht abweicht).

  • Zum butt slap: Der interessierte Leser ZS weist auf die Futurama-Folge „A Leela of Her Own“ hin, in der wir folgenden Dialog finden:

    Fry: You look just like a ball player. Can I pat you on the butt?

    Leela: Fry, I’m a professional athlete! So go ahead.

    Fry: Oh! Now I’m too nervous.

    Und nein, Futurama wird jetzt nicht Buffy als Quelle für Beispiele ablösen.

  • Zu Buffy: Denn es wird die Buffy-Fans freuen zu hören, dass ein neues Buch mit Hintergrund zur Serie erschienen ist, einschließlich der neuen Staffel. Sobald es ankommt, wird dieser Autor keine Zeit verlieren, es nach passendem Material für das Blog zu durchsuchen. Außer natürlich, der Löwenzahn ist nachgewachsen.

Indianer, Teil 3: Pockendecken: Seuchen als Waffe gegen die Indianer

Mai 9, 2008

Wir müssen nach unserer Diskussion über die Auswirkungen der Seuchen der Alten Welt auf die Bevölkerung der Neuen eine Frage gesondert behandeln: Ob es Fälle gab, wo gezielt versucht wurde, die Indianer zu infizieren.

Kurz gesagt, ja.

Gehen wir ins Jahr 1763 zurück, ins Ohio-Tal. Wie schon dargestellt hat Großbritannien gerade im French and Indian War – der Siebenjährige Krieg – die Franzosen aus Nordamerika vertrieben. Die mit Paris verbündeten Indianerstämme im Gebiet der Großen Seen sind nicht glücklich darüber und greifen in Pontiac’s Rebellion [PNG] die Engländer an. Acht britische Festungen fallen sofort, ihre Besatzungen – Soldaten wie Zivilisten – werden massakriert. Drei Forts halten aus, darunter Fort Pitt, das heutige Pittsburgh.

Dort führte der Schweizer Söldner Simeon Ecuyer das Kommando. Von den 550 Menschen in der Festung waren mehr als 200 Frauen und Kinder. Und, um alles noch schlimmer zu machen, die Pocken (smallpox) waren ausgebrochen.

Dass Ecuyer versuchte, die Seuche unter den Belagerern zu verbreiten, wissen wir aus dem Tagebuch eines gewissen William Trent. Der berichtete von einem Treffen am 24. Juni 1763 mit den beiden Delaware-Indianern Turtle’s Heart und Mamaltee:

Out of our regard to them we gave them two Blankets and an Handkerchief out of the Small Pox Hospital. I hope it will have the desired effect.

Damit haben wir einen Zeugen. Und weil man ein Imperium nur mit Hilfe einer Bürokratie führen kann, finden wir für Juni diese von Ecuyer gegengezeichnete Rechnung der Firma Levy, Trent and Company (Hervorhebung hinzugefügt):

To Sundries got to Replace in kind those which were taken from people in the Hospital to Convey the Smallpox to the Indians Viz:
2 Blankets @ 20/ £299 099 0
1 Silk Handkerchef 10/
& 1 linnen do: 3/6 099 1399 6

Ob es dadurch tatsächlich zu einer Ansteckung kam, kann nicht belegt werden. Zwar wurden die Belagerer von den Pocken heimgesucht, aber die ersten Fälle gab es offenbar schon vor dem „Geschenk“. Den beiden Delawaren soll es noch einen Monat später prächtig gegangen sein – die Inkubationszeit der Pocken beträgt etwa zwei Wochen. Es sind auch mehrere parallele Infektionswege denkbar, etwa durch das Plündern der Häuser oder durch das Skalpieren.

Für uns ist aber nicht wichtig, ob der Versuch erfolgreich war. Uns reicht es festzuhalten, dass Ecuyer bewusst und vorsätzlich versucht hat, die Pocken als Waffe gegen die Indianer einzusetzen. Er ist somit schuldig im Sinne der Anklage.

Es gibt eine lange Debatte darüber, ob Ecuyer auf eigene Faust handelte oder auf Befehl des britischen Militärs. Gesichert ist folgender Ablauf:

Am 16. Juni berichtete Ecuyer seinem Vorgesetzten Henry Bouquet – auch ein Schweizer – davon, dass die Pocken in Fort Pitt ausgebrochen seien. Bouquet gab diese Information in einem Brief vom 23. Juni an den Oberkommandeur der britischen Streitkräfte in Nordamerika, Sir Jeffrey Amherst, weiter, also am Tag, bevor Ecuyer den Indianern die Decken übergab.

Amherst schrieb am 7. Juli an Bouquet (Hervorhebung im Original):

Could it not be contrived to send the Small Pox among those disaffected tribes of Indians? We must on this occasion use every stratagem in our power to reduce them.

Bouquet antwortete [JPEG] etwa eine Woche später:

I will try to inoculate the Indians by means of Blankets that may fall in their hands, taking Care however not to get the disease myself.

Am 16. Juli legte Amherst in einem weiteren Brief [JPEG] an Bouquet nach:

You will do well to inoculate the Indians by means of Blankets, as well as to try every other method that can serve to extirpate this execrable Race.

(Beide Männer bedauerten, dass sie nicht die „spanische Methode“ gegen die Indianer anwenden konnten – der Einsatz von Kampfhunden, wie wir ihn bei Hernando de Soto gesehen haben.)

Ecuyer scheint von selbst auf die Idee gekommen zu sein. Amherst wird sein Vorgehen allerdings gebilligt haben, denn er ist für zwei Dinge berühmt: Seine Nachsicht gegenüber den Franzosen (was den Kanadiern den Sonderstatus von Quebec einbrockte) und seinen Hass auf die Indianer. Davon zeugen auch die Briefe.

Was ist mit Bouquet? Es gibt trotz seiner Ankündigung keinen Beleg, dass er wirklich zur Biowaffe griff. Auf dem Weg zur Befreiung von Fort Pitt besiegte er am 5. und 6. August die Indianer in der Schlacht von Bushy Run. Das war der Wendepunkt des Krieges.

Die Historikerin Elizabeth A. Fenn sieht die Vorgänge von Fort Pitt in einem größeren Zusammenhang. Sie stellt die These auf, dass der Einsatz der Pocken als Waffe Ende des 18. Jahrhunderts häufiger vorkam.

Dazu machen wir einen Abstecher zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die britischen Truppen stammten aus den dichtgepackten und verdreckten Städten Europas, wo sie ständig Kontakt mit den Pocken hatten. Zudem waren viele von ihnen Berufssoldaten, bei denen eine variolation vorgenommen worden war. Das war eine gezielte Ansteckung mit Pocken, die zwar häufig eine Immunität hinterließ, aber leider den einen oder anderen Patienten tötete. Die Amateur-Kämpfer von George Washington waren kaum so behandelt worden.

Nun gibt es keinen Beweis, dass die Briten diesen Vorteil ausnutzten und die Pocken einsetzten. Allerdings berichteten britische Deserteure während der amerikanischen Belagerung von Boston im April 1775, dass Infizierte aus der Stadt geschickt wurden, um den Feind anzustecken. Ein skeptischer Washington schrieb John Hancock:

The information I received that the enemy intended Spreading the Small pox amongst us, I could not Suppose them Capable of — I now must give Some Credit to it, as it has made its appearance on Severall of those who last came out of Boston.

Der britische General Alexander Leslie schrieb 1781 Lord Cornwallis von seinem Plan, im Süden „mehr als 700 infizierte Neger“ in die Plantagen der Rebellen einzuschleusen. Ob er das wirklich tat, ist nicht bekannt. Der englische Offizier Robert Donkin riet in einer Kriegsfibel, Pfeile in Pocken-„Materie“ zu tauchen, um die amerikanischen Rebellen anzustecken, denn das würde diese stubborn, ignorant, enthusiastic savages am ehesten zur Aufgabe zwingen.

Zurück zu den Indianern. War Fort Pitt der einzige belegte Fall seiner Art?

Auch hier lautet die Antwort ja, wobei das wichtigste Wort in dem Satz „belegt“ sein dürfte. Es gab über die Jahrhunderte immer wieder Gerüchte über den Einsatz von Pockendecken, aber beim näherem Hinsehen bleiben sie genau das, Hörensagen. Es ist durchaus denkbar, dass irgendwann Siedler so versuchten, Indianer auszurotten. Allerdings wiegt der Vorwurf des Völkermordes schwer und muss entsprechend belegt werden können. Das ist trotz aller Forschung nur bei Ecuyer gelungen.

Einige interessierte Leser werden an dieser Stelle irritiert sein. Was ist mit dem Stamm der Mandan und den infizierten Decken, die das US-Heer ab dem 20. Juni 1837 an sie verteilt haben soll? Hat nicht der Ethik-Professor und Indianer-Aktivist Ward Churchill von der University of Colorado ausführlich beschrieben, wie durch diesen „Genozid“ bis 1840 mehr als 400.000 Menschen getötet wurden?

Nach der Erfahrung dieses Autors haben viele Deutsche von Churchills Behauptungen gehört, auch wenn sie mit seinem Namen nichts anfangen können. Was allerdings nicht bis nach Europa vorgedrungen zu sein scheint, ist dass er die Geschichte schlicht erfunden hat. Churchill wurde deswegen im vergangenen Jahr von der Uni geschmissen. Die Ermittlungskommission der Universität erklärte im Mai 2006 zu dem angeblichen Massenmord in ihrem Bericht [PDF]:

We therefore find by a preponderance of the evidence a pattern of deliberate academic misconduct involving falsification, fabrication, and serious deviation from accepted practices in reporting results from research.

Etwas weniger hochtrabend formuliert:

Professor Churchill has created myths under the banner of academic scholarship.

Churchill hat gegen seine Entlassung geklagt.

Wir halten fest, dass tatsächlich 90 Prozent der Mandan, die Hälfte der Hidatsa und der Arikara 1837 an den Pocken starben, nachdem die Seuche auf dem Flussdampfer „St. Peters“ in die plains eingeschleppt wurde. Unwahr ist, dass der Auslöser Pockendecken waren, die als Teil eines Genozid-Plans der amerikanischen Regierung von US-Soldaten verteilt wurden. Das ist ein Lügenmärchen.

Allerdings spielte das Kriegsministerium – der Vorläufer des heutigen Verteidigungsministeriums und damals für Indianerfragen zuständig – bei dem Ausbruch eine nicht wirklich glorreiche Rolle: Monatelang tat es absolut gar nichts. Diese Reaktion auf eine Katastrophe unter den Ureinwohnern finden wir immer wieder. Denn aktiv Indianer zu töten, das war eine Sache. Tatenlos und oft genug billigend zuzuschauen, wie sie durch Hunger, Wetter oder Seuchen von allein starben, eine ganz andere.

Als der Druck insbesondere von Kirchengruppen zu groß wurde, schickte das Ministerium 1838 den Indianer-Beauftragten Joshua Pilcher und den Arzt Joseph DePrefontaine in die Region, um wenigstens die Lakota (Sioux) zu retten. Die Männer erwarteten Widerstand, aber sie wurden von den Indianern überrannt. Noch während ihrer Reise den Missouri hinauf impften sie mehr als 3.000 Lakota. DePrefontaine blieb mindestens zwei Jahre vor Ort.

Die Pocken brauchten ohnehin keine menschliche Hilfe, um sich unter den Indianern zu verbreiten. Tragisch ist, dass menschliche Hilfe nicht konsequent genug eingesetzt wurde, um die Seuche so früh wie möglich ganz auszulöschen.

Denn nachdem der Brite Edward Jenner 1798 die Pockenimpfung mit Kuhpocken demonstrierte hatte, kämpfte Präsident Thomas Jefferson für die möglichst breite Anwendung des Verfahrens. Er beauftragte 1803 die Lewis und Clark Expedition, auf ihrer Reise die Indianer entlang des Missouri zu impfen. Bis die Entdecker dort ankamen, hatte das neuartige Mittel aber seine Wirksamkeit verloren.

Späteren Regierungen fehlte der Wille oder die Weitsicht, mit den bekannten Folgen. Der letzte Pockenfall in den USA trat 1949 in Texas [PDF] auf.

ZEUGS: Neue Hiroshima-Fotos, britische Gewalt und Waffengesetze

Mai 5, 2008

[Dieser Eintrag machte ursprünglich mit einem Hinweis auf zehn neue Fotos von Hiroshima nach dem Bombenangriff auf. Es hat sich inzwischen herausgestellt, dass es sich um Bilder vom Kanto-Erdbeben von 1923 handelt; die ursprüngliche Quelle hat ihre Angaben widerufen. Der Punkt wurde daher ersatzlos gestrichen.]

  • Zu historischen Dokumenten: Wir können auch neue Fotos von der Vereidigung von Abraham Lincoln von 1865 anbieten. Das dürfte 2009 etwas weniger wuselig werden.
  • Zu Fotos: Wer immer noch nicht genug von Bildern hat, die Kongressbibliothek hat eine umfangreiche Flickr-Seite eingerichtet, unter anderem mit Bildern aus den 30ern und 40ern. Auch unsere Freundin Rosie the Riveter ist dabei.
  • Zu Gewalt beim Sport: Damit sich die Fußballfans unter den interessierten Lesern nicht so für ihre Hooligans schämen müssen: Auch in Kanada kommt es schon mal zu Randale nach einem Eishockey-Spiel. Diese Kanadier! So ein gewalttätiges Volk!
  • Zu Waffengesetzen: Der BBC, nach eigenem Eingeständnis [PDF] nicht der pro-amerikanischste Sender der Welt, zieht einen Vergleich zwischen Gewalt im britischen und amerikanischen Alltag. Der USA-Korrespondent Justin Webb schreibt:

    I have met incredulous British tourists who have been shocked to the core by the peacefulness of the place, the lack of the violent undercurrent so ubiquitous in British cities, even British market towns. […] Along with the guns there is a tranquillity and civility about American life of which most British people can only dream.

    Dieser Autor weiß nicht genug über die Situation auf der Insel, um etwas dazu sagen zu können. Ob der Kommentar von InstapunditAn armed society is a polite society – ironisch gemeint ist, mag der interessierte Leser selbst entscheiden: Der Blogger, Justizprofessor Glenn Reynolds, tritt für ein liberales Waffenrecht ein.

  • Zu Waffengesetzen, nochmal: Die US-Regierung will in Nationalparks die Regel aufheben, nachdem keine geladenen Schusswaffen mitgeführt werden dürfen. Stattdessen sollen die Gesetze des entsprechenden Bundesstaates gelten. Ein ursprüngliches, völliges Waffenverbot wurde 1930 im Kampf gegen Wilderer erlassen und später gelockert. Die Nationalparks unterstehen dem Bund.
  • Zu Sprachbildern: Wer die Diskussion über den Präsidentschaftsbewerber Barack Obama und seinem Ex-Pastor Jeremiah Wright in den US-Medien und -Blogs verfolgt hat, wird bemerkt haben, dass eine Formulierung immer wiederkehrt: to throw somebody under the bus, wie zum Beispiel bei TalkLeft. Der Kommentar von cmugirl:

    It’s time to make some popcorn.
    Obama threw Wright under the bus.
    Wright threw Obama under the bus.
    Now Obama is throwing Wright under the bus again.

    Klar, was das bedeutet: Jemand wird geopfert oder aus Eigennutz verraten. Interessant ist nun, woher das Bild kommt, denn das weiß niemand so richtig. Und die wichtigste Frage wird auch nicht beantwortet: Wie heißt der Busfahrer?

  • Zu Liberal: Die Pew-Forschungsgruppe hat eine Wahlumfrage veröffentlicht, in der die Kandidaten auf einer Skala von liberal über moderate bis conservative aufgetragen sind; die Grafik findet sich etwa in der Mitte des Textes. Auch Amtsinhaber George W. Bush ist dabei. Wir sehen daran, dass liberal als Synonym für „links“ herhalten muss. Die Mehrheit der US-Wähler stuft sich übrigens als leicht konservativ ein.
  • Zu thou and thee: Wer den Podcast Grammar Girl verfolgt, wird es schon wissen: Die Sprachwissenschaftlerin Elaine Stotko von Johns Hopkins hat entdeckt, dass Kinder in Baltimore yo als geschlechtsneutrales Singular-Pronomen benutzen, also statt he oder she. Als Beispiel wird I saw yo at school genannt. Wir werden sehen, ob das, äh, Schule macht.
  • Zu Liebe zwischen den Bundesstaaten: In einer nicht ganz ernst gemeinten Liste von Empfehlungen an Hillary Clinton, wie sie am Dienstag die Vorwahl in Indiana gewinnen kann, finden wir:

    Do not, under any circumstances, mention the state directly to the south of Indiana.

    Zum Verständnis muss man noch wissen, dass Hoosier der Spitzname für Leute in Indiana ist.

  • Zu Steuererklärungen: Die von Präsident George W. Bush ist wieder veröffentlicht worden. Er verdient immer noch weniger als sein Vize-Präsident.
  • Zur Präsidentenanrede: Die interessierten Leser RA und BP weisen darauf hin, dass nach internationalen Regeln Staats- und Regierungschefs auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt das Anrecht auf den Titel behalten, insbesondere also der deutsche Bundespräsident. Hoffentlich weiß das auch Jack Bauer!
  • Zu Essgewohnheiten: Das neue Blog Nothing for Ungood weist darauf hin, dass Amerikaner keinen Mais auf ihre Pizza tun:

    So stop selling pizza with corn on it as “American Style”. Maybe in turn we’ll quit calling vanilla pudding in a dough nut Bavarian creme.

    Schön ist auch der Hinweis, dass Deutsche schneller essen als Amerikaner, was die Schönste Germanin mit etwas anderer Betonung bestätigen würde. Man bemerke die Klage über das Fehlen von free refills.

[Korrigiert 19. Mai 2008: Angebliche Hiroshima-Fotos sind Bilder eines Erdbebens von 1923; die Angaben wurden von der Quelle zurückgenommen. Zuerst entdeckt von KR, vielen Dank.]

Möchte jemand eine Brücke kaufen?

Mai 2, 2008

Im vergangenen Jahr ist in Minnesota eine Brücke eingestürzt, und weil Wahlkampf ist, hören wir immer noch davon. Das pro-demokratische Blog Daily Kos nimmt als Überschrift für eine Äußerung des republikanischen Kandidaten John McCain zu der Tragödie:

McCain Has a Bridge He Wants to Sell You

Dabei will McCain die Brücke gar nicht verkaufen, schon allein weil sie ihm nicht gehört. Da im Text nicht weiter auf das Geschäft eingegangen wird, können wir davon ausgehen, dass hier auf irgendwas angespielt wird.

Richtig. Auf dumme Europäer nämlich.

Gut, angeblich auf dumme Europäer. Der Legende nach versuchen skrupellose New Yorker Gauner seit mehr als einem Jahrhundert, ahnungslosen Einwanderern die Brooklyn Bridge zu verkaufen. Nach einigen Berichten wurden zwei Männer schon für diesen Betrug verurteilt, William McCloundy 1901 und George C. Parker 1928. Gesichert ist das allerdings nicht.

Trotzdem sagt man leichtgläubigen Menschen:

If you believe that, I have a bridge to sell you!

Nur muss man bei diesem Spruch als Amerikaner aufpassen, wenn Briten in der Nähe sind, denn die sagen dann gerne so Dinge wie Actually, my dear chap, we did sell you a bridge – und zwar angeblich die falsche. Denn 1968 kaufte der amerikanische Geschäftsmann Robert P. McCulloch die London Bridge für 2,4 Millionen Dollar, ließ sie in die USA verschiffen und baute sie in Arizona wieder auf (danach bauten die Engländer eine neue). Aber, sagen die Briten, eigentlich wollte er die Tower Bridge kaufen, und wir haben ihn verarscht!

Eine gute Geschichte, aber leider unwahr. Sorry, mate.

Und bevor jemand fragt – die Brücke, von der Faith in der Buffy-Folge 6 von Staffel 8 springt, ist die Hope Memorial Bridge in Cleveland, Ohio, gut zu erkennen an den vier Lords of Transportation (auch Guardians of Traffic genannt). Eine wunderschöne Brücke im Art-Deco-Stil, die eigentlich nicht zum Verkauf steht. Aber wie es der Zufall will, hat dieser Autor die Besitzurkunde von einem Opa seines Onkels vom dem ihm sein Schwager geerbt, und wenn jemand ein gutes Angebot macht …