Wie viele interessierte Leser verbringt die Familie Stevenson im Moment viel zu viel Zeit mit Schneeschippen. Das führt nicht nur zu einer bedauerlichen Verzögerung bei Blog-Einträgen, sondern auch zu einer gewissen Besessenheit mit der Frage, wie man das Zeug besser los werden könnte. Der interessierte Leser AKR verweist auf eine russische Methode [Fotos], aber vermutlich gäbe es Probleme mit dem Kriegswaffenkontrollgesetz oder so etwas.
Realistischer und für uns interessanter ist ein Hinweis, den dieser Autor bei der Lektüre von Why Your World Is About To Get A Whole Lot Smaller von Jeff Rubin fand. Das Buch ist eines der Standardwerke über peak oil — dem „globalen Ölfördermaximum“, über das wir im Zusammenhang mit der Transition Town Bewegung geredet haben. Der Kanadier ist unglücklich darüber, wofür seine Landsleute alles Strom verbrauchen:
In Canada, some people actually install electric driveway heaters to relieve them of the chore of shoveling snow in the winter
Typisch für diese Bande von Robbenbabymördern, mag man jetzt denken. Aber solche Systeme gibt es auch in den USA [Fotos]. In beiden Ländern gibt es Regionen, wo die jetzigen europäischen Schneeverhältnisse — und viel schlimmere — früher einsetzen und länger dauern. Die University of Minnesota suchte letztens nach Freiwilligen, um den bis zu 1,5 Meter hohen Schnee aus dem Football-Stadion zu schaufeln. In dem Bundesstaat gibt es bekanntlich nur zwei Jahreszeiten: Sechs Monate Winter und sechs Monate Road Repair.
Aber wie viel Strom verbraucht so ein System? Und wie teuer wird es? Das will man morgens um sechs Uhr wissen, wenn man das Zeug aus der Einfahrt hievt.
Nehmen wir das oben verlinkte Fallbeispiel aus Cleveland, Ohio — Buffy-Fans bekannt als Sitz des zweiten Höllenschlunds. Diese Einfahrt ist umgerechnet 19,5 Quadratmeter groß, die Heizung verbraucht 7200 Watt, was etwa 370 Watt pro Quadratmeter wären (wirkliche Freaks werden die Datenblätter [PDF] lesen wollen). Andere Hersteller geben 30 bis 50 Watt pro Quadratfuß an, was bis zu knapp 540 Watt pro Quadratmeter wären.
Interessant dabei: Das System läuft mit 240 Volt statt der für die USA üblichen 110 Volt, denn die Technologie stammt aus Norwegen. Der Hersteller gibt für den laufenden Meter Kabel 28 Watt je Meter an und für Kabelmatten 300 Watt je Quadratmeter.
Wir haben gesehen, dass die Norweger einen Stromverbrauch haben, der jenseits von Gut und Böse ist: Die Quelle ist Wasserkraft, der Preis ist billig. Wasserkraft gibt es natürlich auch in den USA – 1995 bezog Idaho seinen gesamten Strom daraus (inzwischen nicht mehr), und auch in Washington und Oregon stellt es große Anteile. Aber halt nicht überall.
Unser Kunde in Ohio, wo es kaum Hydroelektrizität gibt, bezahlte 0,12 Dollar je Kilowatt, was damals 9,7 Euro-Cent waren. Leider wissen wir nicht, wie lange das System für eine Ladung Schnee betrieben werden muss. Ein anderer Hersteller gibt diese Modellrechnung vor (Hervorhebung und Umrechnung hinzugefügt):
500 square foot [46,5 Quadratmeter] concrete driveway, with 20,000 watts (20kW) power usage, in an area where electricity is 9 cents per kilowatt ($0.09) – 20 kW X $0.09 = $1.80 per hour. Most snow falls last between 3 and 6 hours, so the cost of operating the above system will be between $5.40 and $10.80 per snow fall.
Das wären bis zu etwa 8,20 Euro pro Schnee-Einbruch.
Ist das viel? Nun, es kommt vermutlich darauf an, ob man wie dieser Autor einen Astralkörper hat vergleichsweise fit ist, oder älter oder gar behindert. Es kommt darauf an, wie häufig so viel Schnee fällt – jeden Tag sechs Monate lang möchte dieser Autor nicht eine Stunde mit dem Spaß verbringen müssen. Es kommt darauf an, wie teuer die Energie ist.
In Deutschland gibt es diese Systeme offenbar kaum. Zum einen fällt einfach seltener so viel Schnee, genauso, wie es kaum so hohe Temperaturen gibt, dass sich in Privathäusern Klimaanlagen lohnen würden. Und Energie ist auch teuerer. Da Schneeschippen viel Zeit zum Kopfrechnen lässt, können wir uns den akuten Fall auch noch anschauen:
Übernehmen wir die Schneefallzeit von sechs Stunden aus dem vorherigen Beispiel. Das „Hexenhaus“ wurde von den Erbauern ärgerlicherweise sehr weit nach hinten gesetzt und hat eine viel zu lange Einfahrt: Insgesamt müssen mit allen Wegen etwa 80 Quadratmeter geräumt werden. Bei 400 Watt je Quadratmeter wären das 32 kW. Eine mehr oder weniger aktuelle Stromrechnung weist einen Tarif von 0,22 Euro je kWh aus. Damit würde der Preis pro sechsstündigem Schnee-Einbruch bei etwas über 42 Euro liegen.
Vermutlich braucht dieser Autor eh die Bewegung.
Wir machen nun eine Blogpause bis nach Silvester, denn die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass jetzt ohnehin kaum Leute Blogs lesen. Dieser Autor wünscht (allen Teilnehmern zumindest) Frohe Weihnachten und ein frohes neues Jahr. Und möglichst wenig Schnee.