(Spoilerwarnung: Dieser Eintrag verrät Handlungsstränge der TV-Serie Warehouse 13)
Who wants to go to California without costing them anything? As many as eight young men of good character who can drive an ox team will be accommodated. Come, boys, you can have as much land as you want without costing you anything.
– Werbung von George Donner, Frühling 1846
Normale Leute würden bei Warehouse 13 vermutlich mit einer der ersten Folgen anfangen, aber die handeln nicht von Zombies. In der Episode „Insatiable“ sieht es dagegen zunächst aus, als müssten unsere Helden Pete Lattimer und Myka Bering gegen die Untoten kämpfen: Die Opfer sind kalt und haben einen unstillbaren Hunger, der auch vor Menschenfleisch nicht halt macht. Klare Sache eigentlich.
Nun weist man allerdings auch diese Symptome auf, wenn man gerade erfriert und verhungert. Tatsächlich wird im Laufe der Folge klar, dass die Opfer das Schicksal der Donner Party durchleiden. Das ist der Name für eine Gruppe von Siedlern, die auf dem Weg [interaktive Karte] von Springfield im Bundesstaat Illinois nach Kalifornien in den Bergen der Sierra Nevada eingeschneit wurden.
Diese 87 Männer, Frauen und Kinder (je nach Zählweise und Quelle werden etwas andere Zahlen genannt) hatten sich von dem Hauptzug abgespalten, weil sie eine Abkürzung nehmen wollten — den Hastings Cutoff, der südlich des Great Salt Lake in Utah verläuft. Dummerweise führt dieser Weg über den Great Salt Lake Desert.
[Wer sich gerade über die fantasielosen Namen wundert: Man bekommt den Eindruck, dass den Europäern im Westen der heutigen USA nichts mehr einfiel. Es wird noch schlimmer, wenn man sich überlegt, was die spanischen Namen wie „Rio Grande“ übersetzt bedeuten.]
Schon die Bedingungen in der Wüste waren furchtbar:
[B]y day, searing heat that turned the sand into bubbling stew that swallowed their wagons, and at night, frigid winds that blew sand, suffocating their oxen. Five days and eighty miles later, they stumbled out of the Salt Desert filled with anguish and dismay.
Als sie wieder den Hauptweg erreichten, hatten sie schon zu viel Zeit verloren. Erst im Oktober kamen sie an die Berge, wo sie am östlichen Rand der Sierra Nevada eingeschneit wurden. Ihre Lager am Truckee Lake (heute Donner Lake genannt, wenn wir schon bei fantasielosen Namen sind) wurden Schauplätze einer Tragödie aus Hunger und Tod. Als das Essen ausging, aßen sie Lederschnürsenkel und -häute und schließlich die Leichen. Der Krieg gegen Mexiko erschwerte die Rettung, die nur in mehreren Schritten ablief. Die Berichte der Retter sind nichts für normale TV-Serien:
At the mouth of the tent stood a large iron kettle filled with human flesh cut up, it was the body of Geo. Donner, the head had been split open, and the brains extracted thereform, and to the appearance, he had not been long dead, and over three or four days at the most.
Die Einzelschicksale sind gut dokumentiert. Es gibt einen Streit darüber, wie viel Kannibalismus betrieben wurde — aber die Presse, damals wie heute, betont natürlich genau diesen Aspekt. Insgesamt überlebten 46 Menschen — zwei Drittel der Frauen und Kinder, aber nur ein Drittel der Männer.
In dieser Warehouse-Folge finden wir übrigens auch zwei Wortspiele, die vielleicht nicht unbedingt jedem geläufig sind. Zunächst:
I’ll see if I can stand the heat in the kitchen.
Eine Anspielung auf den Spruch If you can’t stand the heat, get out of the kitchen — wem es zu heftig ist, soll halt nicht mitmachen. Etwas später geht es darum, wer die Räume der Burschenschaft untersucht:
You go check out Animal House.
Animal House ist eine Komödie von 1978 mit John Belushi, die in den USA zur Allgemeinbildung gehört. In Deutschland ist sie nach den Erfahrungen dieses Autors faktisch unbekannt, was wohl nicht nur an dem Titel der Übersetzung liegt (Ich glaub’, mich tritt ein Pferd) sondern auch daran, dass sie zumindest laut Wikipedia erst ab 18 Jahren freigegeben wurde. So oder so dürften die Übersetzer an dieser Stelle wieder heulen.