Archive for Juli, 2009

META Blogpause bis zum 3. August 2009

Juli 22, 2009

Irgendwie passiert im Sommer viel mehr als im Herbst oder Winter, und ich komme dann gar nicht mehr hinterher. Daher nehmen wir erstmal eine offizielle Blog-Pause bis

Montag, dem 3. August 2009

Das Thema wird dann (endlich) der japanische Versuch sein, im Zweiten Weltkrieg Gespräche mit der Sowjetunion zu beginnen.

ZEUGS: Unsichtbare Einhorn-Kacke, Skynet übernimmt die Luftwaffe und Masturbations-Sendungen

Juli 19, 2009

Gleich mehrere interessierte Leser haben diesem Autor vorgeworfen, die vielfältige Kartoffelsalat-Kultur Deutschlands zu unterschätzen. Vermutlich haben sie recht, denn dieser Autor mag Kartoffelsalat eigentlich gar nicht, weder in den USA noch in Deutschland (außer natürlich, wenn die Schönste Germanin ihn macht). Er weiß nur, dass er ständig Germanen trifft, die in den USA fassungslos vor German potato salad stehen, und Amerikaner, die nicht verstehen, warum die Deutschen ihren eigenen Salat nicht richtig zubereiten können.

  • Zu Drohnen: Die US-Luftwaffe hat eine Analyse vorgelegt, die das Szenario einer Air Force ganz ohne Piloten diskutiert. Ganz ohne Piloten? Nun, zumindest bei den Atomwaffen soll noch ein Mensch mitfliegen. Die Tabelle der Abkürzungen erstreckt sich übrigens über drei Seiten.
  • Zum Häuserbau: An einer Anleitung zum Verlegen von Cat-5e-Ethernet sieht man, wie so eine Wand von innen aussieht. Für Kabel ist das natürlich praktisch, aber es gibt auch gewisse Nachteile bei dem Baumaterial.
  • Zur Finanzierung der Unis: In schlechten Zeiten werden drastische Maßnahmen ergriffen:

    Citing a projected 30 percent drop in the University’s endowment value this year, the deans wrote that the cost-cutting measures followed from a need to reduce the budget for the next fiscal year to levels at least $105 million below the current year’s budget.

    Vielleicht werden diese Intellektuellen jetzt endlich wieder die Arbeit an etwas sinnvollem wie dem Stein der Weisen aufnehmen.

  • Zur Polizei: Hin und wieder muss man auch amerikanische Polizisten daran erinnern, dass die Bürger sie bei der Arbeit filmen dürfen. In diesem Fall in Pennsylvania mussten sich die Beamten öffentlich dafür entschuldigen, einen Mann am Filmen ihrer Arbeit behindert und sein Auto durchsucht zu haben. Wie eine Anwältin der Bürgerrechtsgruppe ACLU erklärt:

    So long as residents do not interfere with police duties or harass any other person, they have a right to document officers‘ activities while they are in uniform.

    Dem interessierten Leser werden die Kommentare empfohlen, wo es um die Frage geht, warum der Mann überhaupt die Polizei filmt: People don’t just all of a suddent break out the video camera and start chasing police officers on traffic stops. Hey, jeder hat ein Hobby.

  • Zu prüden Amerikanern: Die US-Fernsehzeitschrift TV Guide hat im Juni die die 100 besten Fernsehfolgen aller Zeiten aufgelistet. Der Sieger ist nicht das Buffy-Musical „Once More With Feeling“ (schaffte unverständlicherweise nur Platz 14), sondern „The Contest“ aus Seinfeld. Thema der Folge? Masturbation. Der Witz dabei ist, dass das Wort nicht einmal auftaucht, sondern mit endlosen Synonymen umschrieben wird, die wie master of my domain in die Alltagssprache übergangenen sind. Wir hatten Seinfeld schon im Zusammenhang mit dem soup nazi erwähnt. Die Serie war in den USA ein Riesenerfolg, der Humor kam aber in Deutschland schlicht nicht an.
  • Zu Korrelation und Kausalität: Die interessierte Leserin JP sagt, dass sie ein besseres Beispiel hat: Der Zusammenhang zwischen der globalen Erwärmung und Piraten:

    You may be interested to know that global warming, earthquakes, hurricanes, and other natural disasters are a direct effect of the shrinking numbers of Pirates since the 1800s. For your interest, I have included a graph of the approximate number of pirates versus the average global temperature over the last 200 years.

    Wir sehen das inzwischen durch die Zunahme der Piraten-Angriffe vor Somalia und dem ungewöhnlich nass-kalten Wetter in diesem Jahr im Nordosten der USA bestätigt. Das Fliegende Spaghetti-Monster gehört übrigens zur Religion des Pastafarianismus.

  • Zu Religion, wenn wir dabei sind: Wir hatten im vorbeigehen immer mal wieder über den Wandel in der Glaubenslandschaft der USA berichtet, zu dem unter dem Jesus-Anrufer Barack Obama das Wiedererstarken der religiösen Linken gehört. Nun hat der britische Economist einen Bericht über die zunehmende Zahl von Nicht-Gläubigen in den USA veröffentlicht. Aufhänger sind die Camp Quest Sommerlager, die es insbesondere im Osten des Landes gibt:

    Campers are told that invisible unicorns inhabit the forest, and offered a prize if they can prove that the unicorns do not exist. The older kids learn something about the difficulty of proving a negative. The younger ones grow giggly at the prospect of stepping in invisible unicorn poop.

    (Das Einhorn ist ein guter Freund des Spaghetti-Monsters) Der Bericht macht leider den häufigen Fehler – wie auch die Kommentatoren bemängeln – nicht zwischen Atheisten („Es gibt keine unsichtbare Einhorn-Kacke“) und Agnostikern („Keine Ahnung, ob es unsichtbare Einhorn-Kacke gibt“) zu unterscheiden. Vielleicht sollte man so oder so die Touristen warnen.

[Danke an DKS für Link-Hilfe]

Das zusätzliche „e“ bei „potato“

Juli 15, 2009

Die Erste Brandenburger Kartoffelernte bietet eine Gelegenheit zu erklären, warum es in den USA so viele Witze über das Wort potato gibt. Es geht dabei um ein „e“ am Ende des Wortes, das da natürlich nicht hingehört. Nehmen wir die Simpsons-Folge „Two Cars in Every Garage and Three Eyes on Every Fish“, in der auf der Tafel steht:

It’s potato, not potatoe

Auffällig ist, dass es diese Witze nicht über tomato gibt, dessen Plural auch mit -es gebildet wird, oder toe, das tatsächlich ein „e“ bekommt.

Hintergrund ist ein Vorfall am 15. Juni 1992, als der damalige Vize-Präsident Dan Quayle die Munoz Rivera School in Trenton, New Jersey besuchte. Dort wurden ihm einige Wort-Karten für ein spelling bee in die Hand gedrückt. Besorgt fragte noch ein Berater von Quayle, ob jemand die Karten überprüft habe. Na klar, sagte ein anderer:

We looked at them and they’re just very simple words. No big deal.

Und so trat der zwölfjährige William Figueroa an die Tafel, um sich von Quayle prüfen zu lassen. „Potato“, sagte dieser, und Figueroa schreib p-o-t-a-t-o. Aus Gründen, die immer noch rätselhaft sind, stand auf der Karte aber potatoe mit einem „e“ am Ende. Noch rätselhafter ist, warum Quayle dem folgte. Wie auch immer, er brachte den Jungen dazu, den Buchstaben anzufügen. Vor laufenden Kameras.

[Dieser Autor hat dazu nur ein Anti-Republikaner-Video in Verbindung mit Sarah Palin [YouTube] gefunden, die Vize-Kandidatin der Republikaner 2008.]

Figueroa war natürlich viel zu höflich, um den Vize-Präsidenten der USA zu korrigieren. Verwundert war er aber schon, wie er Jahre später noch erklärte:

I kept thinking, „How the hell did I spell potato wrong?“

Gar nicht, natürlich, denn potato wird seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr mit einem „e“ geschrieben. Figueroa wurde landesweit als The Potato Kid bekannt. Die Folgen für Quayle waren schlimmer. Die Medien und Komiker machten daraus den Schlüsselmoment seiner politischen Karriere, wenn nicht sogar seines ganzen Lebens. Quayle schrieb in seinen Memoiren:

It was more than a gaffe. It was a „defining moment“ of the worst imaginable kind. I can’t overstate how discouraging and exasperating the whole event was.

Es half nicht, dass die Presse (und die Mehrheit der Demokraten) Quayle ohnehin für einen Idioten hielten. Es gibt bis heute im Internet ganze Sammlungen seiner Versprecher:

I love California. I practically grew up in Phoenix.

Dem interessierten Leser dürften einige dieser Sprüche bekannt vorkommen, denn viele wurden zum Wahlkampf 2004 George W. Bush neu angedichtet, wahlweise auch John Kerry. Leider bekam man das in Deutschland nicht mit, weswegen man sie hierzulande immer noch gerne als Beispiele für Bushs angebliche oder auch wirkliche Doofheit vorgelegt bekommt. Man muss etwas recherchieren, um herauszufinden, was Bush wirklich gesagt hat und was nicht.

Wir schließen diesen Artikel mit dem Hinweis, dass German potato salad und der klassische deutsche Kartoffelsalat beide Kartoffeln enthalten, aber sonst sehr wenig gemeinsam haben. Merke: In einem fremden Land sollte man nie etwas essen, das den Namen des eigenen Landes trägt.

ZEUGS: Meatloaf spielt auch Baseball und Ayn Rand im Playboy

Juli 12, 2009

Dieser Autor musste sich heute wiederholt anhören, dass die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln haben: Zwei von vier Pflanzen aus dem pädagogischen Gemüsegarten wurden geerntet und ergaben zusammen 32 große Kartoffeln mit einem Gesamtgewicht von 2,7 Kilo. Und das ist auch die Erklärung, warum wir mit dem zweiten Eintrag der Woche wieder zu spät sind.

  • Zu Sportmetaphern: Der interessierte Leser TB war der erste von vielen, der verwundert – wenn nicht sogar empört – darüber war, dass wir nicht das Lied „Paradise by the Dashboard Light“ erwähnt haben:

    This boy can really fly
    He’s rounding first and really turning it on now
    He’s not letting up at all, he’s gonna try for second

    Das ist in der Tat unverzeihlich. In dem Lied gibt es einen ganzen Haufen von Baseball-Fachausdrücken: to bunt bedeutet, dass der Schlagmann den Schläger mit beiden Händen [YouTube] festhält und den Ball einfach abprallen lässt. Er fällt ihm dann mehr oder weniger vor die Füße, und die Fänger müssen zur Home Plate laufen, um ihn aufzuheben. Riskant, aber vernichtend, wenn es klappt. Ein sacrifice bunt liegt vor, wenn der Schlagmann sich mit diesem Manöver bewusst opfert und das den Mitspielern an den anderen Bases erlaubt, weiterzukommen. Und schließlich ist der squeeze play (hier natürlich doppeldeutig) ein Sacrifice Bunt, bei dem ein Spieler am Third Base die Chance erhalten soll, ins Ziel zu kommen. Ja, Baseball ist doch etwas komplizierter als man anfänglich meint. Aber das gilt auch für Sex.

  • Zu Sportmetaphern, nochmal: Der Preis für die bizarrste Einsendung zu dem Thema geht an DH, der ein lesbisches Liebeslied über Starbuck von Battlestar Galactica eingeschickt hat, mit Video:

    Kara ‚Starbuck‘ Thrace
    I’d totally let her get to third base
    Kara ‚Starbuck‘ Thrace
    I love her, I love her, I love her

    Wer älter als 30 ist und sich jetzt fragt, Moment, war Starbuck nicht ein Mann: Zum Glück nicht mehr.

  • Zu Steuererklärungen: Auch die Senatoren wollen sollen bald mehr Finanzdaten online stellen. Nicht vergessen, 2010 ist in den USA ein Wahljahr.
  • Zum Energiewandel: Wer sagt denn, dass Öko-Hippies und militärische Hardliner nicht zusammenarbeiten können. Ein hochrangiges Beratergremium des US-Militärs hat dem Kongress erklärt, dass die Abhängigkeit der USA von Öl – ob aus dem Ausland oder Inland – ein massives Sicherheitsrisiko darstellt. Und einen Klimawandel wollen die Generäle auch nicht:

    The report raised alarm about three converging concerns: A future global oil market shaped by limited supplies and increasing demand, rising fossil fuel prices caused by regulating climate-changing emissions, and the impacts of climate change on global insecurity.

    Zumindest die US-Marine nutzt ihre Milliarden, um hochexperimentelle Energiequellen wie die Polywell-Kernfusion zu fördern.

  • Zum First Amendment: Wir könnten ganze Blogs mit den seltsamen Nebenwirkungen der radikalen Meinungsfreiheit in den USA füllen. Hier ein Bespiel des interessierten Lesers DKS, das zeigt, dass auch Nazis in den USA Straßen sauber halten dürfen. Hat nämlich das Oberste Gericht in einem Urteil zum Ku Klux Klan entschieden.
  • Zu Ayn Rand: Der interessierte Leser UR weist darauf hin, dass die gute Frau Philosophin 1964 im Playboy erschienen ist. Ja, dem Herrenmagazin. Ja, mit Foto. Nein, angezogen. Interviewt wurde sie damals von Alvin Toffler, der einigen Lesern als „Zukunftsforscher“ bekannt sein dürfte.
  • Zu Blogformatierungen: Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob dieser Autor irgendein besonderes Programm benutzt, um dieses Blog zu schreiben. Die Antwort ist ja: vim, auch bekannt als God’s own editor. Was sonst? Im Verzeichnis ~/.vim liegt ein Skript mit dem Namen usae.vim:


    syntax enable
    set filetype=html
    set textwidth=0
    set linebreak
    set encoding=UTF-8
    set fileencoding=UTF-8
    set ruler
    set showcmd
    imap <F2> <blockquote><CR><CR></blockquote>\<CR><Esc>kki
    imap <F3> <a href="FEHLT"></a><Esc>hhhi

    Das wird mit :runtime usae.vim aufgerufen (defaultmäßig ist vim für die Python-Programmierung eingestellt – es ist der Gedanke, der zählt). Damit ist die Formatierung klar zu erkennen. Der fertige Text wird dann nochmal mit TextEdit von Mac OS X bearbeitet, weil die Rechtschreibprüfung dort besser ist. Erst dann wird alles in die WordPress-Maske übertragen. Die Schönste Germanin schreibt ihre Texte dagegen direkt online. Es könnte schlimmer sein: Sie könnte Emacs benutzen.

[Korrigiert 31. Jan 2010: Mehrere Einzelheiten zu den Baseball-Ausführungen, nach einem Hinweis von DA, vielen Dank]

Sportmetaphern oder warum Teenager Baseball verstehen sollten

Juli 8, 2009

Dieser Autor hat inzwischen von den Serienjunkies erfahren, zu was für komischen Zeiten Veronica Mars in Deutschland lief. Das ist einerseits schade, denn die Serie hätte ein breiteres Publikum verdient. Auf der anderen Seite es aber ein begrenzter Verlust, denn die Synchronisation ist mies. Nehmen wir diese Stelle aus der ersten Folge der zweiten Staffel (Hervorhebung hinzugefügt):

Logan: What I’m trying to say is I’m in love with you.

Veronica: The things guys will say to get past second base.

Aus Veronicas Satz wurde auf der DVD:

Das sagen Jungs, wenn sie endlich zum Angriff übergehen.

Was den Inhalt nur sehr ungenau wiedergibt und bei der Charakterisierung völlig daneben liegt: Veronica wirkt jetzt wie ein geiles Luder, das ungeduldig auf Logans nächsten Schritt wartet. Tatsächlich ist sie zwar nicht gerade unwillig, aber unterstellt Logan scherzhaft, eigentlich nur in ihre Hose zu wollen – er ist der Drängler, nicht sie. Der Originalsatz ist zudem ein typisches Beispiel für eine spitze Bemerkung von Veronica, mit der sie eine gewisse Distanz zu anderen aufbaut. Auch das geht verloren.

Zum Vergleich die Untertitel der DVD, die (mal wieder) nichts mit der Synchro zu tun haben:

Was Kerle so alles sagen, um ein Mädchen ins Bett zu kriegen.

Das ist von der Charakterisierung deutlich besser getroffen. Nur der Inhalt ist etwas irreführend: Es geht (noch) nicht um Sex, denn nach second base kommt natürlich erstmal third base und nicht der home run.

Da die Amerikaner interessantere andere Sportarten mögen als die Europäer, benutzen sie auch andere Sprachbilder aus dem Sport: Da werden Leute nicht aufgefordert, den Ball „flach zu halten“, sondern ihn nicht fallenzulassen. Wir werden in diesem Eintrag einige der gebräuchlichsten Bilder von American Football und Baseball aufstellen.

Football haben wir schon erklärt. Auch wenn Baseball in Deutschland immer bekannter wird, sollten wir uns einen Absatz lang mit den Regeln beschäftigen:

Eigentlich ist Baseball nur Brennball mit (überbezahlten) Profisportlern und einem Schläger. Für uns ist der Aufbau des Spielfeldes [Bild] wichtig, dem diamond, der aus vier bases gebildet wird. Am home base steht am Anfang der Schlagmann (hitter) mit der Keule und wartet auf den Wurf des Werfers (pitcher) von der Mitte aus. Trifft der Schlagmann den Ball, versucht er, gegen den Uhrzeigersinn die anderen drei Bases zu durchlaufen. Schafft er eine ganze Runde und kommt wieder am Home Base an, hat er einen home run erzielt. Seine Mannschaft bekommt einen Punkt.

Das wichtigste Sportbild betrifft nun diese Bases, denn damit beschreibt der gemeine amerikanische Teenager, wie weit er mit seinem Partner gekommen ist:

  1. first base ist Küssen.
  2. second base ist Fummeln unter der Bluse, also bis zur Gürtellinie.
  3. third base ist Fummeln unter der Gürtellinie oder Oralsex.
  4. Der home run ist Geschlechtsverkehr.

Bewaffnet mit diesem Wissen können wir uns an die Buffy-Folge „Crush“ machen, in der unsere Heldin folgendes über den Vampir Spike sagt:

I do beat him up a lot. For Spike, that’s like third base.

Die deutsche Synchronisation bietet „Für Spike ist das so ähnlich wie Petting“ an, was notgedrungen ungenauer, aber inhaltlich richtig ist.

Es gibt zu dem System jede Menge Witze. Wir verweisen hier auf eine Karikatur von xkcd, wo so ungefähr alles eingebaut ist, was man sich denken kann, einschließlich Star Trek. Janeane Garofalo ist übrigens eine Komikerin.

Einige weitere Sportmetaphern:

  • the bases are loaded (Baseball) Situation, bei der viele Spieler an den Bases auf eine Chance warten, loszulaufen und einen Run zu erzielen. Dazu muss der Schlagmann unbedingt treffen. Wird benutzt für eine Situation, in der jemand unter massivem Druck steht, weil viel auf dem Spiel steht.
  • out of/in left field (Baseball) Bezieht sich auf die Position des Fängers, der vom Schlagmann aus gesehen weit links außen steht. Bedeutet, dass irgendwas unkonventionell oder schlicht verrückt ist. Der Ursprung ist umstritten.
  • to knock it out of the park (Baseball) Der Schlagmann hat den Ball so gut und hart getroffen, dass dieser „außerhalb des Stadiums“ landet, sprich, die Verteidigung gar keine Chance hat. Der Schlagmann kann dann gemütlich zum Home Run joggen. Wird als Sinnbild für hervorragende Leistungen verwendet.
  • to throw a curve ball (Baseball) Der Werfer hat ein großes Arsenal von Würfen, um den Schlagmann zu überrumpeln. Ein gerader, harter Wurf ist ein fastball mit Geschwindigkeiten von bis zu etwa 170 Kilometer pro Stunde. Ein curveball [YouTube] ist das Gegenstück zur „Bananenflanke“, denn der Ball beschreibt einen Bogen und ist damit deutlich schwerer zu treffen. Wird im übertragenen Sinn für etwas benutzt, das besonders schwierig ist oder besondere Probleme macht. Nehmen wir Angel, der in „Chosen“ gerade von Buffy erklärt bekommen hat, dass sie etwas für seinen Rivalen Spike empfindet:

    Are you in love with him? Okay, maybe I’m out of line but this is kind of a curve ball for me. I mean, we are talking about Spike here.

    Um einen wirklich vernichtenden Curveball hinzubekommen, muss man die Grundzüge des Magnus-Effekts verstehen. Amerikanische Jugendliche können deswegen über ein erstaunliches, wenn auch sehr spezialisiertes Wissen über Physik verfügen. – Ein spitball, wenn wir schon dabei sind, ist eine verbotene Wurftechnik, bei der der Ball an einer Stelle mit Spucke eingerieben wurde und so eine unregelmäßige Flugbahn erhält.

  • to play hardball (Baseball) Softball ist eine Variante von Baseball, die mit einem größeren Ball und Unterhand-Würfen gespielt wird. Naive Menschen glauben, dass es dabei weniger hart zur Sache geht. Hardball ist damit das eigentliche Baseball. Als Sprachbild bedeutet es, dass Dinge wie Verhandlungen knallhart und rücksichtslos vorgenommen werden.
  • to blitz (Football) Ein Spielzug der Verteidigung, bei dem fast alle Spieler nach vorne stürmen mit dem Ziel, die Bewacher des Quarterback über den Haufen zu rennen und ihn zu schnappen. Riskant, weil der Rückraum dann kaum noch gegen Pässe verteidigt werden kann. Bedeutet, jemanden mit einem schnellen und entschlossenen Vorgehen überrumpeln zu wollen.
  • to drop the ball (Football und Baseball) Beide Sportarten verlangen, dass man den Ball fängt und beim Football muss er zwischendurch auch getragen werden. Entsprechend doof ist es, ihn nicht zu fangen oder aus Dussel fallenzulassen (ein fumble). Im übertragenen Sinn ein unnötiger Fehler mit schwerwiegenden Konsequenzen.

Wir werden die Liste bei Bedarf ergänzen.

Guerrilla gardeners – Die andere Art von Öko-Terroristen

Juli 3, 2009

Eigentlich wollten wir über ganz andere Sachen schreiben, wie Japans Versuche, im Zweiten Weltkrieg ein Gespräch mit der Sowjetunion anzufangen oder was Veronica Mars meint, wenn sie mit ihrem Freund über second base redet. Aber dieser Autor verbringt im Moment viel Zeit im Garten, wo die Kinder sich mit unerwarteter Begeisterung auf die Erbsen stürzen, und daher liegen ihm grüne Themen erstmal näher.

Daher befassen wir uns heute mit der pflanzentechnischen Ausprägung eines wesentlichen Charakterzuges des Amerikaners an sich. Bekanntlich zeigt dieser sich schon seit kolonialen Tagen als respektlos, aufrührerisch, subversiv, eigensinnig und eben allgemein zum zivilen Ungehorsam geneigt. Die pampige Reaktion auf Steuererhöhungen und ihre Folgen hatten wir besprochen; neuere Beispiele sind Abbie Hoffmans berühmtes Steal this Book (1971) oder Fight Club von Chuck Palahniuk (1996), dessen Gesellschaftskritik für das Kino abgeschwächt wurde.

Selbst amerikanische Gartenfans zeigen solche Züge.

Gehen wir in die Industriestadt Bushwick in New York. Dort klettern die Mitglieder der Gruppe Trees Not Trash (TNT) über Zäune und pflanzen Dinge auf Land, das ihnen nicht gehört – Gemüse, Bäume, Blumen. Insbesondere nehmen sie sich verlassene, verwahrloste Grundstücke vor. Wo sie die Zäune nicht überwinden können, werfen sie seedbombs, kleine Bälle aus Samen, Ton und Kompost, die sich im Regen auflösen und Pflanzen sprießen lassen.

Gegründet wurde TNT von der Kanadierin Kate Gilliam. Sie beschreibt fröhlich, dass man solche Aktionen nicht heimlich vornehmen muss, so lange man nur frech genug vorgeht. Ein zugemülltes Stück Land an der Bogart Street gingen die Radieschen-Revoluzzer am helllichten Tag an:

Gilliam did not know who owned the property, but she did know that if she and her friends waded into the mess with trash bags and gave the appearance that they knew what they were doing, the cops were unlikely to disturb them.

Auf dem Grundstück (das sich später als Eigentum der Stadt herausstellte) wachsen inzwischen Kirsch- und Ahornbäume, Gemüse und jede Menge Blumen. Dank der Gruppe ist die Zahl der Bäume in der vorher ziemlich trostlosen Nachbarschaft von einem (in Zahlen: 1) auf 51 gestiegen.

Gilliam und TNT gehört zu einer angelsächsischen Bewegung namens guerrilla gardening. Der Begriff geht auf die amerikanische Künstlerin Liz Christy zurück, die zusammen mit den Green Guerillas sich 1973 ein heruntergekommenes 1.400 Quadratmeter großes Grundstück in Manhattan vornahm und in einen Garten verwandelte. Es dauerte ein Jahr, um überhaupt den ganzen Müll wegzuräumen, denn es musste in diesem Fall wirklich heimlich geschehen.

[Einschub: Der aufmerksame interessierte Leser wird bemerkt haben, dass guerrilla gardening zwei „r“ hat, die Green Guerillas aber nur eins. Beide Schreibweisen sind im Englischen gebräuchlich.]

Die Stadt war zuerst nicht wirklich glücklich darüber, entschied sich aber ein Jahr später, das Grundstück formell für einen Dollar pro Jahr zu verpachten. Zudem wurde 1978 das offizielle GreenThumb-Programm ins Leben gerufen, das beim Aufbau von community gardens hilft, inzwischen 600 an der Zahl. Offiziell lautet die Entstehungsgeschichte inzwischen so:

The majority of GreenThumb gardens were derelict vacant lots renovated by volunteers.

Was etwa in der Art stimmt, wie dass Graffiti auch „Kunst von Freiwilligen“ ist.

Die Beziehung zur Stadtverwaltung bleibt trotz des Programms schwierig. In den 90er Jahren kam Bürgermeister Rudy Giuliani auf die Idee, man könne auf dem Land doch viel besser irgendwas bauen, das Steuern einbringt. Nach einem riesigen Aufschrei einigte man sich 2002 darauf, das Land von mehr als 100 Gärten zu verkaufen, während knapp 200 geschützt werden und die Rechtslage bei dem Rest unklar blieb. Christys erstes Stück Land an der Bowery und Houston ist inzwischen der Liz Christy Garden und macht die Leute so richtig glücklich:

Friends meet here. People feel safe and talk to future friends here. Dates come here. Artists come to paint and draw, photographers visit. People come in groups, as singles and smile a lot.

Sie selbst starb im Alter von 39 Jahren an Krebs.

Die Guerrilla-Gardening-Bewegung hat sich in den ganzen USA ausgebreitet. Parallel dazu gibt es immer mehr offizielle Programme von Städten wie das adopt-a-lot in Flint, Michigan. Damit soll das Ganze wenigstens ansatzweise in geordnete Bahnen gelenkt werden, nach dem Motto: If you can’t beat them, join them.

Was ist außerhalb der USA? Bekanntlich sind die Briten nur Amerikaner, deren Vorfahren das Schiff verpasst haben. Daher darf es nicht wundern, dass guerrilla gardening insbesondere in Großbritannien, äh, Wurzeln geschlagen hat, der Heimat der Transition Towns. Hier ist der bekannteste Name Richard Reynolds. Auf seiner Website findet man Bildberichte aus aller Welt von troop digs, eine Art grüner Kriegszug von Guerrilla-Gärtnern.

Dort finden wir auch Berichte einer gewissen „Julia“ aus Berlin von der Humboldt Universität, bei der es sich möglicherweise um Julia Jahnke [PDF] handelt. Sie schrieb im Oktober 2007 ihre Master-Arbeit im Studiengang Nachhaltige Landnutzung (in der leider keine E-Mail-Adresse angegeben ist):

Als mittellose Studentin sah ich die einfachste und praktikabelste Genugtuung meiner Gärtnerlust darin, eine der unzähligen verwahrlosten Brachen Berlins in Eigeninitiative zu meinen Zwecken umzugestalten. Ich begann, Erde heranzuschaffen, Beete anzulegen und Gemüse, Blumen und Kräuter anzubauen. Damit wurde ich – zunächst ohne mir als solche bewusst zu sein – zur Guerrilla Gärtnerin.

Jahnke dokumentiert unter anderem die deutschen Guer(r)illa-Gärtner in Berlin, wo sie als „Gartenpiraten“ bekannt sind. Ob die Bewegung irgendwann eine ähnliche Stärke erreichen wird wie bei ihren Kollegen in New York und London, ist unklar. Zumindest die „Zeit“ ist der Meinung, dass es in Berlin schon genug grün gibt.

Etwas außerhalb von Berlin ist das auf jeden Fall wahr: Aufgerissene Erbsenschoten, wohin man nur schaut.

ZEUGS: Nebenwirkungen von Vibratoren, Stephen Kings Steuern und Apostroph-Misshandlungen

Juli 1, 2009
  • Zu den ach so prüden Amerikanern: Die haben eine Umfrage zu Vibratoren vorgenommen:

    Two Indiana University studies conducted among nationally representative samples of adult American men and women show that vibrator use during sexual interactions is common, with use being reported by approximately 53 percent of women and 45 percent of men ages 18 to 60.

    In dem Bericht erfahren wir nebenbei von Experten, dass es bei der Verwendung von Vibratoren „selten“ zu Nebenwirkungen kommt. Man wagt gar nicht zu fragen.

  • Zum Energieverbrauch: In den heißen Bundesstaaten der USA haben auch die Autos Klimaanlagen, die natürlich Energie verbrauchen. Kalifornien will jetzt per Gesetz verfügen, dass PKW mit wärmeabweisenden Fensterscheiben ausgestattet werden. Dürfte sich in Minnesota und Alaska nicht so gut machen.
  • Zu Maßeinheiten: Die Nasa bleibt bei Zoll und Fuß:

    The sticking point is that Ares is a shuttle-derived design – it uses solid rocket boosters whose dimensions and technology are based on those currently strapped to either side of the shuttle’s giant liquid fuel tank.

    Und die Shuttle wurde in Zoll gebaut. Angeblich wäre es zu teuer, jetzt auf Meter umzustellen. Die private Raumwirtschaft ist unglücklich.

  • Zur kommunalen Autonomie: Der Economist hat einen Bericht über das Städtchen Valley Park in Missouri, das die Gesetze zum Umgang mit illegal Eingewanderten verschärft hat: Seit 2006 dürfen diese weder angestellt werden noch darf man ihnen eine Wohnung vermieten. Ein Bundesgericht hat dies jetzt für Rechtens erklärt. Ähnliche Vorstöße gibt es in anderen Orten und im Bundesstaat Arizona.
  • Zur Autonomie der Bundesstaaten und Steuern: Der Bundesstaat Maine hat sein Steuersystem umgestellt und faktisch eine flat tax eingeführt, eine Einheitssteuer:

    The new law junks the state’s graduated income tax structure with a top rate of 8.5% and replaces it with a simple 6.5% flat rate tax on almost everyone. Those with earnings above $250,000 will pay a surtax rate of 0.35%, for a 6.85% rate. Maine’s tax rate will fall to 20th from seventh highest among the states.

    Im Gegenzug werden der Haushalt gekürzt, Steuerlücken geschlossen und die Mehrwertsteuer des Bundesstaates erhöht. Stephen King muss also jetzt weniger Steuern zahlen. Es gibt seit Jahren Forderungen, auch eine Einheitssteuer auf Bundesebene einzuführen.

  • Zur Rechtschreibung: Und zur Beruhigung aller Kinder, die mit dem englischen Apostroph kämpfen: Auch die Eingeborenen haben ihre liebe Mühe.