Dieser Autor ist jüngst bei io9 an den Postern zur kanadischen Serie Lost Girl hängengeblieben. Das lag ganz bestimmt am Werbespruch („Everyone has vampires. We’ve got a succubus.“) und bestimmt überhaupt gar nicht an der Hauptdarstellerin Anna Silk [JPG]. Sie spielt eine Fae, in der Serie ein Dachbegriff für übernatürliche Wesen wie Werwölfe, Furien oder eben auch Succubi.
[Bei einer Kurzumfrage im leidgeprüften Bekanntenkreis dieses Autors wusste trotz South Park und NetHack kaum jemand, was ein Succubus ist: Ein weiblicher Dämon, der Nachts mit Männern Sex hat, mit üblen Folgen für Leib und Seele. Der Name soll sich von sub „unten“ und cubare „liegen“ ableiten. Das männliche Gegenstück ist ein Incubus. Da diese Dinge heute komplizierter geworden sind, noch der Hinweis, dass zumindest dieser Succubus bisexuell ist.]
Für die erste Staffel hat Lost Girl das größtmögliche Lob des Genres erhalten:
With its supernatural elements, relatable characters and sarcastic, humorous dialogue, Lost Girl is often compared to the revered series Buffy the Vampire Slayer.
Eine Anfrage bei den freundlichen Nachbarn von Serienjunkies.de ergab, dass bislang keine Pläne für eine deutsche Ausstrahlung bekannt sind. In gewisser Weise ist das eine gute Nachricht, denn eins ist klar: Die Synchronisation wird ein Blutbad, mit oder ohne Vampire.
Das Problem: „Fae“ reimt sich mit einer ganzen Reihe von englischen Wörtern (away, bay, clay, day, fray, gay, hay, jay, may, nay, okay, play, pray, ray, say, slay, sway, tray, way und yay, um nur die offensichtlichsten zu nennen) und passt als Adjektiv, Verb oder Nomen. Entsprechend sind die meisten Episodenüberschriften Wortspiele. Viele sind trivial wie „Faetal Attraction“, „Faetal Justice“, „ArachnoFaebia“ oder „Fae Day“. Es gibt aber zwei, die dem interessierten Germanen vielleicht nicht sofort einleuchten.
Da wäre „It’s a Fae, Fae, Fae, Fae World“. Das ist eine Anleihe bei der oscarprämierten Komödie It’s a Mad, Mad, Mad, Mad World von 1963. So ziemlich alles mit einer vierfachen Wiederholung ist eine Anspielung darauf, ob bei den Simpsons („It’s a Mad, Mad, Mad, Mad Marge“) oder dem Buffy-Abklatsch Charmed („It’s a Bad, Bad, Bad, Bad World“). Leider verließ den Übersetzern nach der Doppelung der Mut, und so wurde aus einem der markantesten Titel der Filmgeschichte nur Eine total, total verrückte Welt. Diese Anspielung wird sich nicht retten lassen.
Ähnlich schwierig wird es bei „Something Wicked This Fae Comes“. Wenn wir die üblichen Verdächtigen durchgehen – Alice in Wonderland, The Wizard of Oz, die Bibel, Shakespeare – werden wir bei den Hexen von Macbeth fündig:
By the pricking of my thumbs
Something wicked this way comes
Dieser zweite Satz kommt so häufig im Englischen vor, dass die Wikipedia eine eigene Liste mit Anspielungen unterhält, darunter natürlich das Buch von Ray Bradbury. Die deutsche Version ist nicht halb so bekannt:
Ha! Mir juckt der Daumen schon
Sicher naht ein Sündensohn
Außerdem haben wir mit „Sündensohn“ jetzt das Geschlecht festgelegt – hier dummerweise das falsche.
Mit „Fae“ fangen die Probleme erst an. Andere Überschriften spielen auf tote Dichter an („Oh Kappa, My Kappa“). Wir haben Sprüche wie I totally saw his wolf junk, die dem Leser vielleicht doch eher zur Übung überlassen werden. Und auch das Wort „Succubus“ selbst verführt den angelsächsischen Drehbuchschreiber zu Wortspielen auf suck, wie in der Folge „Dead Lucky“:
This really puts the suck in succubus.
Das ist doppeldeutig mit to suck als Verb und the suck als das bereits besprochene Schlechte der Welt. Was soll die Synchro da noch reißen?
Vielleicht kann man mit der Kombination aus „Succubus“ und „Kuss“ etwas retten. Aber leicht wird es nicht. Am Ende wird es für die deutschen Übersetzer wohl heißen müssen: suck it up.
(Mit Dank an MG)