ZEUGS: Die Mais-Ernte, Dilberts Haus und schlumpfblaue Samurai

September 1, 2010

Mehr durch Dussel als wegen eines grünen Daumens haben wir den Mais im Pädagogischen Gemüsegarten genau zur richtigen Zeit geerntet. Die zwei (in Zahlen: 2) Kolben schmeckten natürlich dramatisch besser als das Zeugs aus dem Laden. Und jetzt wissen wir, dass Kind Nummer Eins und Zwei sich nicht nur um Schokolade und Gummibärchen streiten können.

Seitdem hat dieser Autor gelernt, dass cover crop auf Deutsch „Gründünger“ heißt und dass red clover zwar „Rotklee“ genannt wird, aber crimson clover nicht „Karmesin-Klee“, sondern „Inkarnat-Klee“ heißt, vermutlich vom Lateinischen Trifolium incarnatum. Wer durch den Garten mehr lernt, der Vater oder die Kinder, ist noch offen.

  • Zu Maisanbau bei den Indianern: Wer tatsächlich den ganzen Eintrag bis zum Ende gelesen hat, wird einen faszinierenden Bericht des Economist über die landwirtschaftliche Revolution in Brasilien lieben. Mit einer Mischung aus alternativen Methoden wie Direktsaat (no-till agriculture, um noch eine Vokabel einzustreuen) und modernster Gentechnik hat sich das Land zu einem Agrar-Riesen gewandelt.

    In less than 30 years Brazil has turned itself from a food importer into one of the world’s great breadbaskets […]. It is the first country to have caught up with the traditional „big five“ grain exporters (America, Canada, Australia, Argentina and the European Union).

    Interessant für dieses Blog: Brasilien hatte in den 70er Jahren die Methoden der USA 1:1 kopiert, nur um festzustellen, dass sie so leider in den Tropen nicht funktionieren.

  • Zum Siegeszug des Englischen: Die BBC fragt sich, ob man nicht an britischen Schulen Französisch einfach ganz abschaffen sollte. Denn die Zahl der Schüler, die die Sprache wählt, ist in acht Jahren um 45 Prozent zurückgegangen.

    [N]o offence to the likes of Charles De Gaulle, Asterix and the Michelin Man, but does it really matter?

    Natürlich bricht die BBC dann eine Lanze für mehr Sprachen, denn offenbar hat auch sie einen Bildungsauftrag. Die Agonie der Franzosen ist länger bekannt. Aber ausgerechnet die Engländer sollen ohne Französisch auskommen? Wenn das die Normannen miterlebt hätten …

  • Zu den Federalist Papers, die nicht ganz so alt sind: Der vom Oeffinger Freidenker bekannte Stefan Sasse geht in seinem neuen Geschichtsblog auf die Entstehung der US-Verfassung ein. Unter anderem.
  • Zu US-Häusern: Der Dilbert-Zeichner Scott Adams hat ein witziges Stück über seine Schwierigkeiten beim Bau eines „grünen“ Hauses geschrieben:

    Amazingly, after a long search, you find a builder who is willing to tackle the project for about 25% more than the cost of a traditional house frame, which is reasonable given the extra business uncertainties.

    Die Sache mit dem Eichhörnchen ist natürlich äußerst bedauerlich.

  • Zum Energieverbrauch und The Man: Mit off the grid wird in den USA nicht das Leben außerhalb der Matrix bezeichnet, sondern unabhängig von den Strom-, Wasser- und Gasnetzen. Schauen wir uns dazu diese Formulierung an (Hervorhebung hinzugefügt):

    By ‚the grid‘ here […] we are of course meant to understand not just wires and pipes, but also the corporations and wealthy men who control them, and the demands they place on us of conformity and servile obedience. In other words, one of the main problems with The Grid is that it’s owned by the The Man.

    Gemessen an dem Preis der off-grid-Systeme ist das nicht wirklich ein Aufstand einer unterdrückten Unterschicht.

  • Zu Klima-Zonen und was sie für Gärten bedeutet: USA Today berichtet über den Trend in den USA, keinen Rasen mehr zu haben, insbesondere dort, wo er klimatisch eigentlich nicht hingehört.

    [M]aintaining non-native plants requires 10,000 gallons [etwa 37.900 Liter] of water per year per lawn, over and above rainwater. That water doesn’t just show up by itself; it requires energy to get to your hose. In California, for example, the energy required to treat and move water amounts to 19% of total electricity use in the state.

    Die Schönste Germanin und dieser Autor haben in Schottland immer wieder den perfekten britischen Rasen bestaunt, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass man dafür britisches Wetter braucht. Dann doch lieber gelegentliche Braun-Phasen im Sommer.

  • Zu Spenden, weil die Kongresswahl immer näher rückt: Die öffentlich zugänglichen Daten über die Gelder erlauben interessante Analysen für einzelne Berufsgruppen.

    [US-Präsident Barack Obama], Democrats got 88 percent of 2008 contributions by TV network execs, writers, reporters

    Man beachte, dass aus Gründen der Transparenz die Namen und Arbeitgeber der Spender aufgelistet sind. Wir warten gespannt darauf, wie viele Leute in diesem Jahr wieder Probleme mit Korrelation und Kausalität haben werden.

  • Zur Senken der Flagge: Gleich mehrere interessierte Leser haben darauf hingewiesen (Dankeschön!), dass es eine Situation gibt, in der die Flagge völlig zulässig gesenkt wird: Bei Schiffen, die sich gegenseitig grüßen. Das ist richtig, das machen auch die Amis.
  • Zu Pocahontas, so als Nachwehe zum verunglückten Fantasy Filmfest: Der interessierte Leser JP ist der Meinung, dass Avatar eher von The Last Samurai abgeschrieben wurde. Annalee Newitz von io9 zieht diese Parallele ebenfalls in ihrer Analyse When Will White People Stop Making Movies Like „Avatar“? Auch eine Sichtweise. Hauptsache, die Fortsetzung ist nicht mit Tom Cruise.