Die Game Faces der Republikaner (und der Vampire)

Oktober 28, 2008

Eine Woche vor der Präsidentenwahl scheint für einige Leute die ganze Sache schon entschieden zu sein. In der Washington Post fordert der konservative Autor David Frum die Republikaner auf, ihren Kandidaten John McCain abzuschreiben und alle Ressourcen für die Verteidigung der Sperrminderheit im Senat einzusetzen (Hervorhebung hinzugefügt):

[…] Republicans need to give up on the happy talk about how McCain has Obama just where he wants him, take off their game faces and say something like this:

Was genau sie sagen sollten, ist für uns nicht interessant (und schon gar nicht diskutieren wir darüber, ob die Wahl wirklich gelaufen ist). Vielmehr sollten wir erklären, dass mit game face der Gesichtsausdruck gemeint ist, den amerikanische Sportler im Spiel aufsetzen – entschlossen, konzentriert und demonstrativ siegesgewiss.

Endlose Varianten der Redewendung gibt es bei Buffy, denn in der Serie können die Vampire zwischen ihrem normalen Aussehen [JPEG] und ihrer Vampir-Visage [JPEG] hin- und her wechseln, kostengünstige Morphing-Effekte sei Dank. Allerdings benutzen auch die menschlichen Figuren den Begriff, wie Buffy in der Folge „Primeval“, bevor sie und ihre Freunde in eine schwerbewachte unterirdische Militäranlage eindringen:

Game faces, guys. We’re going in.

Daran sehen wir, dass put on your game face als Aufforderung benutzt wird, sich zu konzentrieren. Was haben die Übersetzer der DVD daraus gemacht?

Das Spiel beginnt. Wir gehen ‚rein.

Wie immer fröhlich losgelöst von der Tonspur bieten die Untertitel eine zweite Variante:

Nur nicht verzagen. Wir gehen ‚rein.

Beides trifft den Sinn nicht wirklich – etwas wie „Macht Euch bereit“ oder „Durchatmen, Leute“ wäre besser gewesen. Ganz so einfach ist das allerdings auch nicht nicht, denn es gibt im Deutschen kein direktes Gegenstück.

Das wundert überhaupt nicht. Game Faces sind besonders beim American Football oder Eishockey angesagt, wo Weicheier keinen Platz haben. Bei der Luschen-Sportart Fußball dagegen werden die „Profis“ vom Schiedsrichter belohnt, wenn sie sich selbst nach der zartesten Berührung des Gegners schreiend auf den Boden werfen, heulen, wimmern, an ihren Knöchel klammern und mit tränenerstickter Stimme nach ihrer Mama rufen. So kann das mit den Sprachbildern nichts werden.