Warum Einkaufen in den USA so nervig ist: Die Sales Tax

September 25, 2006

Einkaufen in den USA hat für Deutsche einen besonders nervigen Aspekt: Der Preis, der auf der Ware steht, ist nicht der, den man an der Kasse bezahlt. Die Mehrwertsteuer (sales tax) wird immer getrennt berechnet.

Das liegt daran, dass sie nicht landesweit einheitlich vom Bund festgelegt wird, sondern von den Bundesstaaten. In vielen Fällen kommen noch Anteile der Kommune und der Stadt dazu. Wie im Gesamtüberblick beschrieben, arbeiten diese unabhängig von einander. In jeder Stadt kann die Mehrwertsteuer also anders sein.

[Einschub für Besserwisser: Eigentlich ist die Mehrwertsteuer nach dem deutschen Modell keine sales tax, sondern eine value added tax (VAT). Für den touristisch interessierten Endkunden ist das eher schnurz, deswegen gehen wir hier nicht weiter darauf ein. Eine leicht verständliche Erklärung der Unterschiede an einem Beispiel findet man hier.]

Mit Hilfe von Google oder mit Tabellen im Internet (zum Teil kostenpflichtig) kann man herausfinden, wo welche Sales Tax gilt. Wichtig ist dabei: Einige Bundesstaaten verzichten zwar auf die Steuer, aber ihre Kommunen und Städte nicht. Überhaupt gar keine Mehrwertsteuer haben zum Beispiel Delaware und New Hampshire. Diese Bundesstaaten leben auch nicht von Luft und Liebe, sondern holen ihr Geld auf andere Arten herein.

Wie das in den meisten anderen Bundesstaaten läuft, zeigen wir am Beispiel von Arizona. Der Bundesstaat selbst erhebt 5,6 Prozent Mehrwertsteuer. Maricopa County, um einen Bezirk herauszugreifen, erhebt weitere 0,7 Prozent – damit werden Straßen oder neue Gefängnisse für Sheriff Joe gebaut.

Jetzt kommt es darauf an, in welcher Stadt in Maricopa man lebt: Phoenix erhebt eine Mehrwertsteuer von 1,8 Prozent (insgesamt also 8,1 Prozent), Gilbert 1,5 Prozent (insgesamt 7,8 Prozent) und Carefree trotz seines Namens sogar drei Prozent (insgesamt 9,3 Prozent). Wie in Deutschland gibt es Dinge, die nicht so stark besteuert werden. Arizona erhebt zum Beispiel gar keine Mehrwertsteuer auf Lebensmittel für den Privatgebrauch. Städten ist das zwar gestattet, aber Phoenix, Mesa und Youngtown verzichten ebenfalls darauf.

Bei richtig großen Anschaffungen kann sich damit die Fahrt von Carefree nach Phoenix schon lohnen. Das System führt deswegen zu einem Wettbewerb, möglichst wenig Steuern zu erheben. Dabei muss man allerdings im Kopf behalten, dass in vielen Bundesstaaten die Bürger selbst über die Steuern und ihren Verwendungszweck abstimmen. Das ist wieder das Prinzip der direkten Demokratie.

Eine Mehrwertsteuer in Höhe von bald 19 Prozent vermag dieser Autor in den USA nicht zu finden. Wer aber bei seiner nächsten US-Reise große Augen macht bei den Preisunterschieden, Sales Tax hin oder her, sollte wissen: Bei der Rückkehr nach Deutschland ist Zoll zu entrichten sowie die so genannte Einfuhrumsatzsteuer. Deren Ziel:

Durch diese Einfuhrbesteuerung wird verhindert, dass die eingeführten Waren ohne Umsatzsteuer an den Endverbraucher gelangen.

Wo kämen wir denn da auch hin.