Das (nicht-)autorisieren von Interviews

September 27, 2008

In einem Kommentar zu einem Blog-Eintrag von Stefan Niggemeier über die republikanische Vize-Kandidatin Sarah Palin weist Formwandler auf einen Unterschied bei der Pressearbeit hin, der nicht allen interessierten Lesern bekannt sein dürfte: In Deutschland werden Interviews nachträglich „autorisiert“. Im angelsächsischen Raum geschieht das nicht.

Die schon länger geführte Diskussion in Deutschland über diese Praxis ist für uns nicht relevant, daher halten wir es kurz und zitieren zur Vorgehensweise einfach einen früheren Eintrag von Niggemeier:

In Deutschland ist es immer noch die Regel, dass alle Interviews nachträglich autorisiert werden. Wenn ein Interviewpartner (oder sein Pressesprecher) hinterher pointierte Bemerkungen und offenherzige Kommentare bereut, kann er sie in aller Regel und Ruhe nachträglich revidieren.

Was Angelsachsen davon halten, erklärt der englische Dienst der Deutschen Welle:

[I]n the US, Britain or Australia, the idea of a journalist giving an interview subject a whack at editing his or her own comments after the fact would be grounds for derision, if not dismissal.

Außerdem könnte man nicht so lustige Listen und amüsante Aufzählungen erstellen.

Die verschiedene Vorgehensweise führt zu einem Unterschied in der Zahl der saudummen Bemerkungen von Politikern, die die Bevölkerung erreichen. Während amerikanische, australische, britische und kanadische Politiker scheinbar ständig their foot in their mouth haben, sind ihre deutschen Kollegen durch ein Netz und einen doppelten Boden vor den größten Fettnäpfchen geschützt. Entsprechend wirken sie – zumindest im Durchschnitt – rhetorisch geschickter.

Den Angelsachsen bleibt dagegen nur eins: Kinn hoch und durch. Um einen der schönsten Versprecher von Dan Quayle einmal wörtlich zu nehmen:

I stand by all the misstatements that I’ve made.