Free refills!

August 4, 2006

Amerikanische Essensketten verheimlichen ihren deutschen Kunden einen zentralen Service aus der Heimat: Free refills, also das Recht, nach dem Kauf eines Getränks beliebig oft kostenlos nachzunehmen. Das gilt in der Regel nur für Softdrinks und Säfte, nicht für Bier oder Cocktails – so toll sind die USA dann auch wieder nicht. Eiswasser und Kaffee fallen auch nicht unter Free Refills, weil man sie immer schon umsonst nachgefüllt bekommen hat.

Amerikaner sehen Free Refills als eine Art Grundrecht an und reagieren daher besonders ungläubig, wenn amerikanische Ketten in Deutschland es nicht anbieten. Bei bei einigen Berliner Filialen des Sandwich-Machers Subway hingen früher schlecht gedruckte Schilder mit der Aufschrift NO FREE REFILLS! auf den Getränkemaschinen, um amerikanische Touristen gleich mit den Gepflogenheiten der Alten Welt vertraut zu machen. Auf die (listig auf Englisch vorgetragene) Frage dieses Autors, warum das so sei, erklärte man, der Einkaufspreis für Softdrinks sei in Deutschland deutlich höher.

Aber Ironie kann süß sein: Auch amerikanische Großkonzerne sind nicht gegen den Kulturimperialismus immun. Bei Subway im Berliner Ostbahnhof ist inzwischen immerhin ein Free Refill enthalten. Auch bei McDonald’s im neuen Berliner Hauptbahnhof hat man zumindest faktisch Free Refills eingeführt: Die Getränkeautomaten stehen unbeaufsichtigt einige Meter neben dem Tresen und man bekommt nur noch einen Becher in die Hand gedrückt.

Noch hat das Nachfüllen dort für die Teenager den Reiz des Verbotenen („Jetzt! Sie gucken nicht!“) und ältere Gäste schauen einen vorwurfsvoll an, als wäre man ein Dieb. Macht nichts: Die nächste Generation wird Free Refills für völlig selbstverständlich halten und die übernächste wird bei USA-Reisen erfreut feststellen, dass auch Amerikaner Free Refills kennen …