Auf den ersten Blick scheint es so, als wollten die Abgeordneten im Repräsentantenhaus des Bundesstaates Michigan den Eintrag dieses Autors zur Prüderie Lügen strafen: Ende vergangener Woche entzog die republikanische Mehrheit der Demokratin Lisa Brown das Rederecht, weil sie es gewagt hatte, das Wort vagina während einer Debatte über ein Abtreibungsgesetz zu benutzen. Genauer sagte sie:
I’m flattered that you’re all so interested in my vagina, but no means no.
Wenn man damit aufgehört hat, vor Fassungslosigkeit mit dem Kopf auf die Tischplatte zu schlagen, sieht man, dass der ganze Fall eigentlich unsere Darstellung bestätigt. Die Republikaner begründeten das Verbot mit einer unpassenden Sprachwahl für das hohe Haus, in dem gewisse Standards gewahrt werden müssten (die Demokraten sehen einen Versuch, sie mundtot zu machen). Der Abgeordnete Rick Johnson verweist dabei — wie wir erwarten würden — auf die lieben Kleinen:
„That comment would be very inappropriate,“ he said. „You have young children? Is that something you want them to hear from your state rep?“
Noch bezeichnender ist allerdings das schallende Gelächter, das die Entscheidung in den USA hervorgerufen hat — so viel Presse haben die Landesabgeordneten vermutlich lange nicht mehr gehabt. Oder wie es Forbes formulierte:
The good news is that vaginas everywhere — and men who support the „V’s“ right to make their own medical decisions — are outraged.
Slate entwarf eine Parodie eines Gesetzes, damit der Staat verhindern kann, dass Frauen einfach so „vagina“ in gemischter Gesellschaft sagen:
The bill will include Part A(1)(a) providing that any women who seeks to use the word „vagina“ in a floor debate be required to wait 72 hours after consulting with her physician before she may say it.
Die Satire spielt dabei auf diverse geplante oder tatsächliche Vorschriften bei Abtreibungen an. Zudem sollten am Montag die Vagina-Monologe auf den Stufen des Kapitols öffentlich aufgeführt werden. Auch die Engländer sind fassungslos.
In diesem Zusammenhang mag es nicht wundern, dass der Präsidenten des Repräsentantenhauses von Michigan, James „Jase“ Bolger, über seinen Sprecher mitteilen ließ, das Wort selbst sei ja gar nicht das Problem gewesen, sondern „der Kontext und die Art der Verwendung“. Die Abgeordnete Brown beteuert, sie habe angesichts des Themas nie mit dieser Reaktion gerechnet.
This bill was about abortion. That doesn’t happen without a vagina.
Vermutlich werden wir noch eine Weile von dem Streit hören. Unter den Kommentaren des örtlichen Senders WWJ zu dem Fall finden wir diese Ankündigung eines ungenannten Zuhörers:
We now have a battle cry to use against Michigan Republicans this year for the elections, and the word is „vagina.“
Eine Stellungnahme von Präsident Barack Obama lag zunächst nicht vor.