The infamous raid of November 14 1940 on Coventry brought a still worse twist to the campaign. 500 German bombers dropped 500 tons of explosives and nearly 900 incendiary bombs on the city in ten hours of unrelenting bombardment, a tactic later emulated on an even greater scale by the RAF in their attacks on German cities.
Dieser Autor hat jüngst Blackout gelesen, ein (weiterer) preisgekrönter Roman von Connie Willis, der unter anderem während des Zweiten Weltkriegs in London spielt. Bei Gesprächen mit diversen Bekannten über das Buch ist klar geworden, dass in Deutschland zum Teil wenig über die Bombenangriffe auf Großbritannien bekannt ist. Zum Beispiel wird der englische Begriff dafür — The Blitz — häufig als Kurzform von „Blitzkrieg“ missverstanden.
Das ist schlecht, denn die Luftangriffe von September 1940 bis Mai 1941 haben die Briten geprägt. Das Bild der Londoner, die stoisch, höflich und solidarisch in den Tunneln der Tube die Angriffe durchlitten, gehört zum Selbstverständnis wie die Diskussion darüber, wie viel davon ein Mythos ist. Die Evakuierung von fast drei Millionen Menschen – die meisten davon Schulkinder – war für die Betroffenen so traumatisch wie für die offenbar etwa gleich vielen deutschen Kinder während der Landverschickung. In britischen Medien findet man ständig Anspielungen auf den Blitz: Allein in der ersten Staffel von Torchwood spielt er in zwei Folgen eine Rolle („Ghost Machine“ und „Captain Jack Harkness“).
Die Amerikaner waren zwar nicht direkt betroffen, kennen aber die britischen Schilderungen — auch Willis ist eine US-Autorin. Das ist für uns Ausrede genug, um wenigstens die grundlegendsten Fakten über den Blitz in dieses Blog aufzunehmen, auch wenn wir uns damit hart an der Grenze unseres Themengebiets bewegen.
[Wir gehen hier nicht auf die Frage ein, welche Rolle welcher Angriff für den sich hochschaukelnden Bombenkrieg hatte, sprich, „wer angefangen hat“. Diesen Streit überlassen wir den Historikern und Stammtischen.]
Wir haben oben den Zeitraum für den Blitz genannt. Er fand damit nach der Luftschlacht um England (Battle of Britain) statt, der vergebliche Versuch der deutschen Luftwaffe, die Luftherrschaft über die Insel zu erringen. Ohne die Kontrolle des Luftraums war eine etwaige Invasion Großbritanniens (Operation Seelöwe) nicht möglich. Die Angriffe nahmen deutlich ab, nachdem sich Adolf Hitler der Sowjetunion zuwandte. Nicht zum Blitz gezählt werden die späteren Angriffe mit V-1- und V-2-Raketen.
(Wenn wir schon mal dabei sind, und weil dieser Autor irgendwann auch Gravity’s Rainbow lesen will: Ab Juni 1944 wurden etwa 8.600 V-1 – der Vorläufer der heutigen Marschflugkörper – auf England und Antwerpen abgefeuert. In London starben etwa 6.200 Zivilisten. Die V-2 – der Vorläufer so ungefähr aller großen Raketen – wurde ab September 1944 eingesetzt. Von den etwa 3.200 „Aggregat-4“ wurden knapp 1.400 auf London abgefeuert. Dort starben etwa 2.750 Menschen.)
Die Zahl der getöteten Zivilisten durch den Blitz wird auf mehr als 40.000 geschätzt, über eine Million Häuser wurden zerstört. Buckingham Palace wurde 16 Mal getroffen. König George VI. und seine Frau Königin Elizabeth (heute besser bekannt als die „Queen Mum“) überlebten Mitte September einen Angriff nur knapp. Die Königin erklärte anschließend:
I am glad we have been bombed. It makes me feel I can look the East End in the face.
Da haben wir wieder das angelsächsische grace under pressure. Im Arbeiterviertel East End — ein besonderes Ziel der Luftwaffe — besuchte sie die Obdachlosen, was nach ihrem Tod als Teil ihrer Gedenkstatue verewig wurde. Berühmt und von den Briten geliebt wurde sie außerdem für ihre kategorische Weigerung, sich oder ihre Familie aus der Gefahrenzone zu bringen:
The children won’t go without me. I won’t leave the King. And the King will never leave.
Der bekannteste Einzelangriff war aber nicht auf den Palast, sondern auf die Industriestadt Coventry. In der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 bombardierte die Luftwaffe zehn Stunden lang in der Operation Mondscheinsonate die Stadt. Je nach Schätzung starben zwischen 380 und 554 Menschen. Zerstört wurde unter anderem die mittelalterliche Kathedrale der Stadt, deren Ruinen heute neben dem neuen Gotteshaus stehen. Die Nazis leiteten von dem Angriff das Wort „coventrieren“ ab für die Zerstörung einer Stadt durch Luftangriffe. Im Gegenzug bombardierten die Briten im Dezember Mannheim in der Operation Abigail Rachel. 34 Menschen starben.
Die Briten hatten sich ab Herbst 1939 auf deutsche Luftangriffe vorbereitet. Dabei wurden in Gärten primitive Bunker wie Anderson shelters und andere errichtet. Die Regierung war zunächst absolut dagegen, dass die Bürger Zuflucht in den U-Bahn-Tunneln suchten:
Londoners took what seemed to them an obvious and sensible solution to the problem and moved down in their thousands into the tube stations. At first, this was actively discouraged by the government. (…) Nightly, a community of 60,000 would convene underground in London.
Allerdings setzte sich die Bevölkerung durch, auch wenn die Tunnel am Ende etwa nur vier Prozent der Bevölkerung aufnahmen – 60 Prozent der Londoner blieben einfach zu Hause.
Offizielle alliierte Filme aus der Zeit wie das berühmte London Can Take It [YouTube] zeigen das bekannte Bild vom stoischen Briten, den nichts erschüttern kann und schon gar nicht irgendwelche Luftangriffe. Ganz so harmonisch war es nicht, schon allein weil der Schutz für die unteren Gesellschaftsschichten eher mangelhaft war, wie der BBC schreibt:
It was a time of terror, confusion and anger. Government incompetence — almost criminal in its extent — displayed what was almost a contempt for ordinary people.
Die britischen Kommunisten konnten für eine Weile aus der Wut politisches Kapital schlagen.
Wie bei anderen Ereignissen im Zweiten Weltkrieg gibt es ein ikonisches, berühmtes Foto aus dem Blitz, das immer wieder gezeigt wird, ob in der Wikipedia [JPG], bei Augenzeugenberichten oder (wer genau hingeschaut hat) im Hintergrund in dem Film Captain America: The First Avenger: Die Kathedrale von St. Pauls, die nach den Angriffen in der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1940 scheinbar unberührt aus den Rauchwolken in den Himmel ragt.
St. Paul’s was surrounded by fire, but it came through. It stood there in its enormous proportions — growing slowly clearer and clearer, the way objects take shape at dawn.
Die Zerstörung in dieser Nacht war so stark, dass die Engländer vom „Second Great Fire of London“ sprechen, nach dem ersten großen Brand im Jahr 1666. Entsprechend ist dieses Bild auch auf dem Umschlag von Blackout zu sehen.