In einer Woche, am 7. Februar, findet das wichtigste Sportereignis des Jahres statt. Nein, nicht dieses Fußballtreffen am Rande der Antarktis, sondern der Superbowl XLIV. Was sonst?
Zwar sind die Arizona Cardinals leider ausgeschieden, aber sie haben die Playoffs erreicht. Wir erinnern uns, so werden bei spannenden Sportarten die Mannschaften für das Endspiel bestimmt (und ohne ein Endspiel ist eine Sportart nicht spannend). Am Ende haben sie gegen die New Orleans Saints verloren, was keine Schande ist: Familie Stevenson geht fest davon aus, dass die Saints die Indianapolis Colts in Grund und Boden stampfen werden. Oder, weil das Spiel in Florida stattfindet, zumindest in den Sumpf.
[Die ARD überträgt ab 23.35 Uhr direkt, wenn auch aus unerklärlichen Gründen immer noch nicht in HD. Dudes! American Football wird seit 2003 als HDTV ausgestrahlt. Das muss doch langsam machbar sein.]
In diesem Eintrag verbinden wir den Superbowl mit der politischen Lage im Kongress nach dem Sieg des Republikaners Scott Brown bei der Senats-Sonderwahl in Massachusetts. Genauer gesagt geht es darum, dass die Demokraten ihre „strategische Mehrheit“ von 60 Sitzen verloren haben. Umgekehrt gesehen verfügen die Republikaner nun wieder über das Werkzeug des filibuster und können damit – ausreichend dicke Windeln vorausgesetzt – Gesetzentwürfe der Demokraten blockieren und Kompromisse erzwingen. Davon betroffen wäre auch die Gesundheitsreform.
Theoretisch könnten die Demokraten jetzt schnell im Repräsentantenhaus den schon fertigen Entwurf des Senats verabschieden. Dann müsste ihre eigene Version nicht in die bis dahin vielleicht blockierte andere Kammer. Aber dazu können sich die Parteifreunde von Präsident Barack Obama nicht durchringen, selbst wenn Wirtschafts-Nobelpreisträger sie mit dem Aufruf just do it anflehen.
Warum? In der Bevölkerung wächst die Skepsis über die Gesundheitsreform, die nach Ansicht von Kritikern ein unbezahlbares bürokratisches Monster schaffen würde und ohnehin durch Kniefälle vor diversen Lobbyisten pervertiert worden sei. Im November steht bekanntlich das ganze Repräsentantenhaus zur Wahl, und die Abgeordneten wollen 2011 noch einen Job haben. Befürworter der Reform sind entsprechend außer sich vor Wut über die Demokraten, denen sie Feigheit vorwerfen. Unter anderem.
Das bringt uns zu einer Karikatur des Pulitzer-Preisträgers Tom Toles. Sie zeigt Footballspieler mit dem Schriftzug DEMS auf dem Rücken bei der Besprechung des nächsten Spielzugs, also im huddle. Der Ball mit den Worten health care liegt knapp vor der Touchdown-Linie. In einer Sprechblase steht:
It’s the last play of the game.
It’s fourth and one inch.
We’re behind by five.
What do you think? Field goal, or punt?
Wer von Hause aus nur die primitiven kleinkind- und betrunkenengerechten Regeln des Fußballs kennt, kratzt sich an dieser Stelle vielleicht am Kopf. Gehen wir den Text Zeile für Zeile durch:
- last play: Streng genommen müsste hier etwas über die Spielzeit stehen, vielleicht dass noch eine Sekunde übrig ist und die Dems keine Auszeit mehr haben. Vermutlich ging das aus Platzgründen nicht.
- fourth and one inch: Es ist der vierte und damit letzte Versuch, die vorgeschriebenen zehn Yards zu überwinden, oder (wie in diesem Fall) in die Endzone zu kommen. Der Ball muss noch einen Zoll nach vorne getragen werden, sprich, der Touchdown ist so sicher wie, äh, ein Elfmeter.
- behind by five: Ein Touchdown sind sechs Punkte, sprich, auch ohne Zusatzversuch hätten die Dems dann gewonnen.
- field goal or punt: Ein Feldtor sind drei Punkte, das reicht also nicht zum Sieg. Beim Punt wird der Ball ins Feld getreten, weil man weit in die eigene Hälfte zurückgedrängt wurde und keine Versuche mehr hat. Sprich, an dieser Stelle völlig unangebracht.
Das Bild könnte natürlich erweitert werden. Jemand namens Jeirvine bietet in den Kommentaren als Alternative an:
More like: „We’re up by 24, there’s 10 seconds on the clock and we have all of our time-outs. Let’s forfeit.“
Da haben wir die Spielzeit. Spotalt fragt:
Wouldn’t the picture be a little more accurate with a mob of angry voters standing in the endzone?
Das Football-Bild ist noch ein geschmackvoller Kommentar und besitzt so etwas wie Humor. Das es anders geht, zeigt eine Liste von fünf Witzen über die Demokraten, die auch per E-Mail die Runde macht:
What do you call a dead baby with no arms and no legs wearing a sombrero?
I don’t know, but whatever you call it, it’s got about 1,000% more fight in it than these jackass Democrats.
Es geht natürlich noch einen Ticken heftiger, denn wir reden von Angelsachsen mit ihrem besonderen Humor.
Im englischsprachigen Internet gibt es inzwischen das Ritual, die neusten politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen mit Hilfe von Untertiteln auf die Hitler-flippt-aus-Szene aus Der Untergang abzubilden. Das kennen wir von Harry Potter [YouTube], Michael Jacksons Tod [YouTube] und natürlich der Ankündigung von Left 4 Dead 2 [YouTube]. Der Titel ist immer etwas mit Hilter finds out that … Was liegt näher, als ihn zum Wahlergebnis in Massachusetts [YouTube] Stellung nehmen zu lassen?
Health care was supposed to be done by August, now it drags on forever, like Stalingrad!
Und irgendwo arbeitet bestimmt schon ein Amerikaner an der nächsten Version: Hitler finds out that the Colts lost the Superbowl. Heh.
[Mit Dank an DKS für Linkhilfe]