Dieser Autor und Kind Nummer Zwei haben jüngst die Abwesenheit der Frauen des Hauses genutzt, um gewisse unbedingt notwendige Anpassungen in Küche und Garten vorzunehmen. Der Vorratsschrank ist jetzt, nun, strukturierter und es gibt zwei neue Himbeersträucher. Es hätten drei sein können, aber auf dem verbliebenen Platz sollen Blaubeeren hin. Allerdings ist das für einen Amerikaner in Deutschland nicht ganz so einfach.
Denn was er eigentlich haben will sind blueberries, was trotz des Namens keine „Blaubeeren“ sind. Beide gehören zur Gattung vaccinium, aber die nordamerikanische Art heißt, soweit dieser botanisch ungebildete Autor es verstanden hat, corymbosum und die europäische Art myrticillus. Die europäische Blaubeere wird auf Englisch Bilberry genannt, oder notfalls European blueberry. Eigentlich ist es noch komplizierter, weil es endlose Hybrid-Formen gibt. Aber dieses Blog hasst kompliziert, und deswegen werden wir hier einfach von „Blueberries“ und „Blaubeeren“ sprechen.
Die wichtigsten Unterschiede sind wohl, dass die Blueberry nur an der Oberfläche blau ist – beißt man sie in zwei Teile, ist das Fruchtfleisch nicht auch blau, sondern hell. Zudem wachsen die Beeren beim Blueberry-Strauch in Gruppen [JPG] und beim Blaubeeren-Strauch einzeln [JPG]. Und ganz nebenbei schmecken sie auch anders. Vermutlich hält man sie so für besser, wie man sie aus der Kindheit kennt, weswegen diesem Autor Blaubeeren immer so vorkommen wie Cola Light zu echter Cola.
Aber bekanntlich macht der Kulturimperialismus vor nichts halt und so muss sich die europäische Blaubeere inzwischen gegen die amerikanische Blueberry wehren. Nehmen wir Großbritannien:
Sales of blueberries, which once barely figured on supermarket shelves, have soared in the past year [2004], rising by £14.7 million to make the total British market worth about £31m. According to Tesco, Britain’s largest supermarket, sales have risen by 185 per cent since last September. At Waitrose, sales have risen by 150 per cent over the past year.
Blueberries wurden dabei überhaupt erst ab 1949 in Großbritannien angebaut.
Was soll die plötzliche Beliebtheit? Nun, Blueberries sollen ganz tolle Eigenschaften haben, so tolle, dass man sie zu der Gruppe der superfruit zählt, sie also ein superfood sein sollen. Das sind Lebensmittel, die nicht nahrhaft, sondern unglaublich gesundheitsfördernd sein sollen. Der Begriff wurde etwas inflationär gebraucht, weswegen die EU inzwischen Regeln zur Verwendung aufgestellt hat.
Allerdings sollen auch Blaubeeren ganz toll sein. Daher geben wir hier diesen Rat weiter:
Take your pick — literally. If you find them, eat them. They are delicious no matter what they are called.
Das mag sein. Aber in richtige blueberry muffins [YouTube] gehören nun mal richtige Blueberries – auch wenn man sie selbst anbauen muss.
[Nach einem Vorschlag von DKS, vielen Dank]