Crownd – Wenn Angelsachsen an ihrer eigenen Rechtschreibung verzweifeln

April 7, 2009

Heute befassen uns mit Angelsachsen, die an ihrer eigenen Rechtschreibung verzweifeln. Der interessierte Leser, der vermutlich in der Schule damit gequält wurde, darf dazu ruhig das gute englische Wort schadenfreude hervorholen.

Es geht um die richtige Aussprache des Wortes crownd (wie crowned, nur ohne e), einer der Errungenschaften bei Left 4 Dead.

[Fußnote: Offenbar haben wir mit dem Hinweis auf die Schnitte bei L4D die interessierten Leser in Österreich irritiert, denn in den Alpen ist man emotional robuster und spielt wie die Angelsachsen die unzensierte Version. Nochmal ausdrücklich: Nur die bundesdeutsche Version ist geschnitten. Sorry für die Verwirrung.]

Für die Leute, die lieber etwas pazifistisches wie Schiffe Versenken oder Risiko spielen: Die Auszeichnung wird verliehen, wenn man eine Witch mit einem einzigen Schuss tötet. Die offizielle Beschreibung lautet:

Kill a Witch with a single headshot.

Die Hexe ist ein Monster, das weinend auf dem Boden sitzt und nur dann angreift, wenn man es reizt – zum Beispiel wenn man in seiner Nähe dumm herumballert, weil man das Spiel nicht verstanden hat. Der Kopfschuss ist eine Verzweiflungstat für den Fall, dass man die Hexe nicht vorsichtig umgehen kann.

Auf den ersten Blick ist es einfach: to crown heißt nicht nur „krönen“, sondern jemanden auf den Kopf hauen. Damit wäre die Aussprache von crownd etwa „kraund“.

Aber dagegen spricht die komische Schreibweise. Mehr noch, wenn man auf der Website ganz genau hinschaut, das Licht im richtigen Winkel auf den Monitor fallen lässt und die Augen etwas zukneift, dann erkennt man, dass dort eigentlich nicht crownd mit einem „o“ steht, sondern cr0wnd mit einer Null.

Jetzt müssen wir einen Ausflug in die Welt des Leetspeak machen, eine Form des Internet-Slangs, die viel mit Zahlen statt Buchstaben arbeitet. Dort finden wir die Begriffe to p0wn und p0wnd, die sich von to own ableiten. Bei Online-Spielen wird damit im Sinne von „dein Arsch gehört mir“ ausgedrückt, dass man jemanden besiegt hat. Über den Ursprung des zusätzlichen „p“ streiten sich die Gelehrten: Entweder kommt es von player owned oder es ist ein Tippfehler, der sich verselbstständigt hat.

(Pwn finden wir inzwischen auch außerhalb des Internets wie bei dem T-Shirt Indiana Pwns, eine Anspielung den Archäologen mit Hut und Peitsche.)

Damit würde cr0wnd etwa „krohnd“ statt „kraund“ ausgesprochen. Wenn man noch weiß, dass eine crone eine verschrumpelte alte Frau ist und wie own ausgesprochen wird, hat man ein Wortspiel. Das passt, denn viele der Auszeichnungen sind Anspielungen auf irgendwas (Dead Baron statt „Red Baron“ oder Dead Wreckening für „Dead Reckoning“).

Aber trotzdem. Das angelsächsische Gehirn sträubt sich dagegen, in crownd oder auch cr0wnd etwas anderes zu sehen als crowned. Online wird es „kraund“ ausgesprochen. Das treibt die grammar nazis zum Wahnsinn (umformatiert):

Every person I’ve ever heard has said „crowned“, like a crown and it drives me bat-shit crazy. It’s all I can do to keep myself from raging over the mic about how stupid they are.

(Da ist die schon besprochene Fledermauskacke) Das beeindruckt die Gegenseite aber überhaupt nicht:

I call it „crowning“ because „croneing“ sounds stupid. I.e. „I’m going to crone the witch“. That sentence basically says „I’m going to witch the witch“. I.e. stupid. Whereas „I’m going to crown the witch“, i.e. give her „a crown of lead“.

Dem schließt sich eine Diskussion an, ob man aus crone überhaupt ein Verb bilden kann. Wie gesagt, ein Spiel für Intellektuelle und Schöngeister.

Am Ende muss die Frage offen bleiben, denn das Grundproblem ist nicht lösbar: Die Vokale bei to own und to crown werden zwar völlig anders ausgesprochen, aber gleich geschrieben.

Und diesen ganzen Spaß würde man verpassen, wenn das Englische eine phonetische Rechtschreibung hätte.

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