Wir nähern uns mit großen Schritten dem wichtigsten Sportereignis des Jahres. Nein, damit sind nicht die Olympischen Spiele gemeint oder gar dieses Regionaltreffen der europäischen Fußballer, sondern das Endspiel im American Football, der Superbowl XLII am 3. Februar 2008. Nach der Eisschlacht der letzten Runde geht es nach Arizona. Dort stöhnen im Moment die Ehrenwerten Eltern über „kalte“ 18 bis 20 Grad Celsius, während die New York Giants und New England Patriots verzweifelt versuchen, sich wieder an warmes Wetter zu gewöhnen.
Da wir die Regeln schon erklärt haben, kann sich der interessierte Leser in der Nacht von Sonntag auf Montag auf die Beobachtung einer kulturellen Eigenheit konzentrieren: Amerikanische Sportler, auch die macho tough-guy Footballprofis, hauen sich gegenseitig auf den Hintern. Ja, auf dem Spielfeld, vor Millionen von Zuschauern, ganz offen. Das soll Anerkennung signalisieren oder aufmuntern und nennt sich butt slap.
So etwas machen nicht nur Footballspieler, sondern amerikanische Sportler allgemein, wie ein Bericht von Johns Hopkins beschreibt. Beim Soccer („You’re not gonna slap a guy’s caboose unless you’re real tight with the guy“), beim Baseball („No cupping or squeezing; its got to be quick and painless, just to let them know I’m there“) oder Fechten („It’s standard practice and common courtesy to slap another man’s ass if you feel he is slacking“) findet man es auch. Im Überschwang werden auch schon mal Schiedsrichter [YouTube] beglückt.
Der Footballspieler Michael Stoffel erklärt die Sache so:
High fives are becoming outdated. Handshakes work, but eye contact is made and it takes too much time. The celebratory dance is used, but only on special occasions. A smack on the ass can be used any time.
Es sind nicht nur die Männer. Die Journalistin Amanda Nalley beschreibt, wie sie von ihrer Softball-Trainerin ihren ersten Slap bekam:
At first I was shocked. Then, slightly embarrassed. After my cheeks (all of them) returned to their normal color the slap actually gave me a boost of confidence and made me feel more like a part of the team. I liked it. And not in a sexual way.
(Softball ist eine Breitensport-Variante des Baseball, von der naive Menschen glauben, sie sei weniger körperbetont.)
Amerikaner lachen selbst [YouTube] über die Sitte und drehen in ihrer Freizeit Parodien darüber [YouTube], wann ein Butt Slap angebracht ist und wann nicht. Die NFL hat ein Feature dazu gemacht, das im Internet allerdings nur auf Vietnamesisch [YouTube] zu finden ist. Die Bilder sprechen für sich.
Nun mögen sich heterosexuelle männliche Germanen auf dem Fußballplatz nach einem Tor abknutschen, aber sie hauen sich nicht gegenseitig auf dem Hintern. Hier scheitert der Kulturimperialismus auf ganzer Linie, auch wenn verdächtig viele Deutsche mit dem Wort spanking etwas anfangen können.
Entsprechend lautet eine weitere Regel für neu hinzugezogene Amerikaner: Never touch a German’s ass in public. Auch vor diesem Unterschied sollte man Austauschschüler vor ihrer Reise in die USA warnen, damit sie nicht direkt bei ihrem ersten Basketball-Spiel in Ohnmacht fallen.
Der Superbowl wird in diesem Jahr von der ARD übertragen, ab Mitternacht, erwartete Länge 270 Minuten. Auch der BBC zeigt das Spiel live. Wer am nächsten Morgen müde ist, sagt seinem Chef einfach: Ich habe die ganze Nacht zugeguckt, wie sich Männer auf den Arsch hauen. Das dürfte jede Diskussion im Keim ersticken.