J wie Jedi

Oktober 13, 2006

Unsere allgemeine Diskussion um Synchronisationen wäre noch um ein Kuriosum zu ergänzen. Bekanntlich ist das „J“ im Englischen ein „Dsch“-Laut, was wir an jungle sehen, dem „Dschungel“. Wenn beide Sprachen ein Wort aus einer anderen Quelle übernehmen, hat es am Ende eine unterschiedliche Phonetik: „Jesus“ ist auf Englisch eher „Dschieseß“. Bei der Übernahme von englischen Wörtern ins Deutsche bleibt dagegen der ursprüngliche Laut: job wird „Dschobb“ ausgesprochen und jet „Dschett“.

Die große Ausnahme ist jedi.

Die Synchronisatoren von Star Wars haben die mystische Religion des Guten seit Episode 1 (also, inzwischen Episode 4) einfach so ausgesprochen, als wäre es ein deutsches Wort. Tatsächlich heißt es auf Englisch natürlich „Dscheddei“. Seltsamerweise wurde Darth Vader aber nicht zu „Dart Fader“ (h stumm, v wie f ähnlich „Vater“). Auch Chewbacca bekam kein deutsches ch, sondern blieb beim „Tsch“ wie in chicken. Es sind nur die Jedi.

Das schließt eigentlich aus, dass es sich um einen Fall von Inkompetenz handelt. Es bleibt nur eine Antwort: Die Synchronisatoren haben beschlossen, dass das Wort – und damit die Religion – so alt ist, dass es zwei verschiedene Aussprachen haben muss. Was ja auch im Vorspann so erklärt wird.

Tatsächlich geben Briten, Australier und Neuseeländer gerne bei Volkszählungen „Jedi“ als Religion an – in England und Wales soll es fast 400.000 Anhänger geben. Die britischen Behörden nehmen das mit Humor, während die Australier eine Strafe von 1.000 AU-Dollar verhängen.

Und in den USA? Die strenge Trennung von Kirche und Staat nach dem First Amendment verbietet es dem Volkszählungsbüro Fragen zur Religion zu stellen. Es geht den Staat nichts an, wie viele Leute welchen Glauben haben:

Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the government for a redress of grievances.

Das First Amendment nimmt in den USA die gleiche Stellung ein wie Artikel I des deutschen Grundgesetzes: Es ist das wichtigste Gut der Verfassung. Viele der Dinge, die der amerikanischen Demokratie ihren besonderen Charakter geben, gehen auf diesen einen (langen) Satz zurück. Wie wir in eigenen Einträgen sehen werden, sind da insbesondere die zentrale Stellung der Meinungs- und Religionsfreiheit zu nennen.

Heute wollen wir aber nur eine Konsequenz festhalten: Die Jedi (mit „Dsch“) könnten Amerika unterwandern, und die Bundesregierung würde es zunächst gar nicht merken. Dieser Autor kann nicht umhin, in diesem Zusammenhang auf den Temple of the Jedi Order hinzuweisen, der nach eigenen Angaben von den Steuerbehörden als gemeinnützig anerkannt wird im Sinne der Bildung – oder auch im Sinne einer Religion. Der Sitz ist, nur am Rande bemerkt, in Texas.

[KORRIGIERT 7. Aug 2010: Chicken statt Chicago als Beispiel für „tsch“. Nach einem Hinweis von NS, vielen Dank]

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