Willkommen, US-Bürger Nummer 300.000.000

Oktober 1, 2006

Heute wollen wir uns mit Zahlen befassen.

Da allein dieser Satz schon die Hälfte der Leser vergrault haben dürfte, beschränken wir uns auf eine einzige Größe: Die Bevölkerung. Es gibt dafür zwar einen Aufhänger – in den kommenden Wochen (Stand: Oktober 2006) dürfte die Zahl der Menschen in den USA die Marke von 300 Millionen überschreiten. Dieser Eintrag ist jedoch weniger ein eigenständiger Artikel als eine Grundlage für spätere Einträge oder Diskussionen außerhalb dieses Blogs.

Dreihundert Millionen, das ist Platz Drei hinter China und Indien, wenn auch mit sehr deutlichem Abstand. Es sind mehr als doppelt so viele Menschen wie am Ende des Zweiten Weltkriegs und zehn Mal so viele wie am Anfang des Bürgerkriegs 1861. Im Moment kommen jedes Jahr noch 2,8 Millionen weitere hinzu – grob gerundet also einer alle zehn Sekunden. Kein anderer Industriestaat wächst so schnell.

Auch der Platz dafür ist vorhanden, denn die USA haben eine niedrige Bevölkerungsdichte. Deutsche Verhältnisse (etwa 230 Menschen pro Quadratkilometer) würden erst bei etwa 2,2 Milliarden Menschen erreicht. Dazu müsste man allerdings Alaska enteisen (in Arbeit) und einige Wüsten und Gebirge bewohnbar machen (schon schwieriger).

Bekanntlich ist die Entwicklung in Deutschland und Kontinentaleuropa genau gegenläufig. Bringen wir es hinter uns und schauen uns die (gerundeten) Zahlen der Vereinten Nationen an, um zu sehen, wie es weitergeht:

Land 2005 2050
USA 298 395
Deutschland 83 79

Um es etwas plastischer zu machen: Die USA gewinnen bis 2050 mehr als ein Deutschland hinzu, mehr als ein Deutschland und eine Niederlande sogar. Deutschland verliert im Gegenzug ein Irland.

Aber auch die anderen großen angelsächsischen Staaten haben keinen „demographischen Wandel“, um mal den politisch korrekten Ausdruck für den deutschen Geburtenstopp zu verwenden:

Land 2005 2050
Großbritannien 60 67
Kanada 32 43
Australien 20 28

Großbritannien und Australien gewinnen ein Israel, Kanada sogar ein Griechenland hinzu.

[Während wir dabei sind: Aus irgendeinem Grund neigt man in Europa dazu, Kanada nicht nur von der Fläche, sondern auch von der Bevölkerung her für ein riesiges Land zu halten. Tatsächlich ist das Verhältnis etwa so wie zwischen Deutschland und Österreich. Zur Einordnung: Es gibt ungefähr so viele schwarze US-Bürger wie Kanadier. Allein Kalifornien hat etwa so viele Einwohner wie Kanada.]

Und damit beenden wir diesen Eintrag. Alle Diskussionen über die Folgen dieser Entwicklung, was für Chancen und Probleme sie mit sich bringt, was sie für das Verhältnis von Europa und insbesondere Deutschland zu den USA bedeuten, werden wir später behandeln, falls sie überhaupt Gegenstand dieses Blogs sein sollten.

Und das war es dann auch schon wieder mit den Zahlen.

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